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Zu langsam. In Rüsselsheim erinnert eine Büste von Adam Opel an eine große Vergangenheit. Die Zukunft ist ungewiss. Foto: dapd

© dapd

GM erhöht den Druck auf Opel: Der deutsche Patient

GM drängt die defizitäre Tochter Opel zu Kostensenkung – in den Werken wächst die Nervosität.

Berlin - Der weltgrößte Autohersteller General Motors (GM) erhöht den Druck auf seinen europäischen Ableger Opel/Vauxhall. Nach dessen operativem Verlust von 747 Millionen Dollar (575 Millionen Euro) im vergangenen Jahr bereitet sich GM offenbar auf weitere Einschnitte in seinem Europageschäft vor. Von Werksschließungen und Entlassungen an den deutschen Standorten wollte Finanzchef Dan Ammann am Donnerstag zwar nicht sprechen. Doch zeigte seine Wortwahl, dass man in Detroit langsam die Geduld verliert. „Hinter den Kulissen arbeiten wir hart, um überall in unserer Organisation Komplexität und Kosten zu reduzieren“, sagte Ammann. Ziel sei, „die Margen in allen Regionen zu verbessern“ und Europa und Südamerika wieder profitabel zu machen.

Das sollten Opel und die britische Schwester Vauxhall eigentlich schon 2011 geschafft haben. Allein von Oktober bis Dezember standen 600 Millionen Dollar Verlust vor Steuern und Zinsen zu Buche. Das Minus im Gesamtjahr ist immerhin im Vergleich zum Vorjahr (zwei Milliarden Dollar) deutlich kleiner geworden. „Alles in allem machen wir gute Fortschritte“, sagte Finanzchef Ammann. Aber: „Wir haben noch Arbeit vor uns.“

GM-Chef Dan Akerson geht es nicht schnell genug: Die Schwelle, bei der in Europa Gewinn gemacht werden könne, müsse sinken, sagte er am Donnerstag. Nur einmal in zwölf Jahren, 2006, ist es Opel gelungen, in einem Gesamtjahr Geld zu verdienen. Trotz tiefer Sanierungseinschnitte: Das Opel-Werk in Antwerpen wurde geschlossen, 8000 der 48 000 Jobs in Europa gestrichen. Die Opelaner sollen europaweit jährlich 265 Millionen Euro an Sanierungsbeiträgen erbringen.

Anders als Opel hat der GM-Konzern insgesamt seine existenzbedrohende Krise hinter sich gelassen – dank staatlicher Milliardenhilfe im Jahr 2009, die der Autokonzern inzwischen zurückgezahlt hat. Starke Verkäufe in Nordamerika führten 2011 zu einem Rekordergebnis von 7,6 Milliarden Dollar – bei einem Umsatz von 150,3 Milliarden Dollar. GM habe weltweit Marktanteile gewonnen, sagte Akerson. Im laufenden Jahr werde der Konzern „aggressiv in neue Produkte und Technologien investieren“. Die Kasse ist prall gefüllt: Ende 2011 verfügte GM über liquide Mittel und vermarktbare Sicherheiten von 31,6 Milliarden Dollar.

Bei Opel, wo Insider zuletzt schon über die Schließung des Bochumer Werks mit 3200 Beschäftigten spekuliert hatten, verwies man am Donnerstag auf die 2011 mühsam erzielten Kompromisse zum Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen. Dabei formulierte Wolfgang Schäfer-Klug, der neue Gesamtbetriebsratsvorsitzende, betont zurückhaltend, Arbeitnehmervertreter und Geschäftsleitung müssten „auf Basis der bestehenden Verträge an gemeinsamen Lösungen arbeiten – auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten“. Schäfer-Klug verwies auf „Produkt- und Kompetenzzusagen“ des GM-Konzerns und vertraglich vereinbarte Standortsicherungen, die Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bis 2014 ausschließen. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke versicherte am Abend auf einer Telefonkonferenz, GM werde sich an diese Verträge halten. Gleichwohl werde mit den Arbeitnehmern über weitere Zugeständnisse der Beschäftigen verhandelt. Ein Ergebnis sei nicht absehbar.

Beobachter sehen bei der Produktionssteuerung des riesigen Konzerns seine größte Schwäche. „Die Sanierung von Opel gelingt nur, wenn ein flexibles Produktionssystem im weltweiten GM-Verbund geschaffen wird“, schreibt der Duisburger Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Weil Opel auf den schwachen europäischen Markt angewiesen sei, könnten die Werke nicht ausgelastet werden (2011: 75 Prozent). Hohe Nachlässe für verkaufte Neuwagen führten im Vertrieb zu „nicht mehr verdaubaren Kosten“.

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