zum Hauptinhalt

Wirtschaft: GM plant drastischen Stellenabbau in Europa

Sinkende Preise drücken Margen / Opel soll Hauptlast des Sanierungsplans tragen/ Lage in Rüssselsheim kritischVon ROLF OBERTREIS FRANKFURT (MAIN).Die europäischen Werke des weltgrößten Automobil-Herstellers General Motors stehen offenbar vor tiefgreifenden personellen Einschnitten.

Sinkende Preise drücken Margen / Opel soll Hauptlast des Sanierungsplans tragen/ Lage in Rüssselsheim kritischVon ROLF OBERTREIS

FRANKFURT (MAIN).Die europäischen Werke des weltgrößten Automobil-Herstellers General Motors stehen offenbar vor tiefgreifenden personellen Einschnitten.Von den derzeit 80 000 Mitarbeitern sollen in den nächsten fünf Jahren 20 bis 30 Prozent ihren Job verlieren.Dabei muß die Adam Opel AG mit ihren Werken in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Bochum die Hauptlast tragen, wie GM-Chef Jack Smith und Louis Hughes, Präsident von GM International in Zürich betonen.Bei Opel platzen diese Hiobsbotschaften mitten in die kurz vor dem Abschluß stehenden Verhandlungen über einen Standortsicherungsvertrag für die rund 44 000 Beschäftigten.Sowohl Opel-Sprecher Bruno Seifert als auch der Betriebsrat wollten die Äußerungen von Smith und Hughes nicht kommentieren. Neu sind Meldungen über einen bevorstehenden Personalabbau in den acht europäischen Opel-Werken nicht.Erst im Oktober war eine Studie des GM-Managements bekannt geworden.Aufgrund dieses Papiers befürchten die Opel-Betriebsräte den Verlust von 12 000 der damals 85 000 Jobs.Daß es mit der Zahl der Stellen bergab geht, steht zweifelsfrei fest: Im Opel-Werk im belgischen Antwerpen sollen in den nächsten Jahren 1900 Stellen gestrichen werden, bei Opel in Deutschland sollen bis 2001 rund 5000 Jobs wegfallen.Die jüngsten Äußerungen von Smith und Hughes liegen auf dieser Linie."Tatsache ist, daß die Preise in Europa gesunken sind.Das drückt auf die Margen.Der Weg, sie wiederherstellen, ist, die Kosten zu senken", betont Hughes.Gerade in Europa muß seiner Ansicht nach 1998 viel passieren, "je eher desto besser". Nach Angaben von Hughes ist GM nach wie vor der profitabelste Autobauer in Europa.In den ersten sieben Monaten 1997 blieben Opel und die Schwestermarke Vauxhall in Westeuropa mit einem Marktanteil von 11,8 Prozent die Nummer eins.Knapp 952 000 Autos wurden neu zugelassen.Allerdings gibt es auch andere Stimmen, denen zufolge GM in den ersten neun Monaten 1997 in Europa mit 21 Mill.Dollar in die Miesen gerutscht ist.Zudem sorgen die Erfolge von VW offenbar für Unruhe.Die Kosten will der US-Autokonzern nicht nur durch einen umfassenden Personalabbau ­ der durch natürliche Fluktuation und das mit Abfindungen schmackhafte gemachte freiwillige Ausscheiden vonstatten gehen soll ­ drücken, sondern auch durch einen günstigeren Einkauf bei Zulieferern.Darauf entfallen nach Angaben von Hughes in Europa 60 bis 70 Prozent aller Kosten.Insgesamt rechnet der Manager damit, daß pro gebautem Auto Einsparungen von "Hunderten von Dollars" möglich sind.Von ihren Expansionsplänen in Osteuropa will GM allerdings nicht Abstand nehmen.Möglicherweise werden für Westeuropa geplante Investitionsmittel in Zukunft stärker als bisher nach Osteuropa fließen.Derzeit baut Opel im polnischen Gleiwitz für 470 Mill.DM eine neue Fabrik.Dort sollen ab 1998 zunächst pro Jahr 70 000 Autos vom Band rollen.Diese Kapazität soll nach dem Jahr 2000 auf 150 000 Einheiten gesteigert werden.Gedacht ist darüber hinaus auch an neue Fabriken in Rußland und in der Ukraine.In den Opel-Werken in Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern soll die Produktivität in den nächsten Jahren durch einen neuen Standortvertrag erhöht, gleichzeitig aber auch die Beschäftigung weitgehend gesichert werden.Die Vereinbarung soll, so Opel-Sprecher Seifert, Ende Januar unterschrieben werden und vier bis fünf Jahre gelten.Ende Dezember ist der seit 1993 gültige Standortvertrag ausgelaufen.Darin hatten sich das Opel-Management und der Betriebsrat darauf geeinigt, von den tariflichen Lohnerhöhungen nur zwei Drittel an die Beschäftigten weiterzugeben und die Erfolge bei der krankheitsbedingten Abwesenheit an die Zahlung außertariflicher Leistungen zu knüpfen.Dies brachte dem Unternehmen Einsparungen von 700 Mill.DM und sicherte nach Angaben des Betriebsrates 3600 Arbeitsplätze.Gleichwohl ist die Zahl der Mitarbeiter in den drei Opel-Werken seit 1993 um 5000 auf rund 44 000 Ende 1997 gesunken.Allerdings gab es keine Entlassungen.Problematisch erscheint die Lage auf mittlere Sicht vor allem im Werk Rüsselsheim.Dort laufen mit dem Vectra und dem Omega die älteren Modelle vom Band.Und trotz der von Opel eingeleiteten Produktoffensive ist noch nicht sicher, welche Fahrzeuge künftig im Stammwerk gebaut werden.Bochum und Eisenach haben mit der Produktion des neuen Astra und des Corsa dagegen erfreuliche Perspektiven.Zwar fuhr Opel 1996 bei einem Umsatz von 28,3 Mrd.DM einen Gewinn von 314 Mill.DM ein.Das waren allerdings 13 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.1997 wurden zwar vermutlich deutlich mehr als 30 Mrd.DM umgesetzt.Der Überschuß, so vermuteten Beobachter schon Mitte letzten Jahres, werde aber wohl nur bei 120 Mill.DM liegen. Die Äußerungen von Louis Hughes belegen im übrigen ein weiteres Mal dessen Differenzen mit Opel-Chef David Herman.Der Präsident von GM International in Zürich wirft Herman seit Monaten Knüppel zwischen die Beine.Während sich Hughes als Kostendrücker erweist, wirft sich Herman immer wieder für den Standort Deutschland in die Bresche und sucht die Verständigung mit den Beschäftigten.Seit Monaten schon halten sich hartnäckig Gerüchte, daß Herman noch in diesem Jahr abgelöst werden soll.Bei Opel werden solche Meldungen aber ständig als reine Spekulation abgetan.Der Vertrag des seit 1992 amtierenden Herman sei erst 1997 um weitere fünf Jahre verlängert worden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false