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Wirtschaft: GM und Renault nehmen Fahrt auf

Gespräche über Allianz noch in dieser Woche – stehen auch VW und Daimler-Chrysler vor Kooperation?

New York - Die Allianzgespräche von General Motors (GM) mit den Konkurrenten Renault und Nissan werden bereits diese Woche auf Spitzenebene aufgenommen. Laut Unternehmenskreisen treffen GM-Boss Rick Wagoner und Renault-Nissan-Boss Carlos Ghosn bereits am Freitag in Detroit zusammen. Es werde aber Wochen dauern, bis erste Ergebnisse vorliegen, sagten Insider.

Nach massivem Drängen von GM-Großaktionär Kirk Kerkorian hatte das Management des US-Autobauers am Freitag den Weg für die Gespräche frei gemacht. Renault und Nissan hatten zuvor bereits grünes Licht für Gespräche gegeben und erwägen laut Branchenkreisen, rund 20 Prozent an GM zu übernehmen. Ein Dreier-Bündnis mit GM würde den mit Abstand größten Autoproduzenten der Welt schmieden – und möglicherweise auch andere Autokonzerne bei der Suche nach neuen Kooperationspartnern unter Druck setzen. Am Wochenende meldete zum Beispiel „Focus“, dass Daimler-Chrysler und Volkswagen eine Zusammenarbeit bei ihren Klein- und Kompaktwagen planen. Das wollten die beiden Konzerne am Wochenende allerdings nicht kommentieren.

Dagegen hat die Entwicklung zwischen GM und Renault an Dynamik gewonnen: GM-Chef Wagoner, der zunächst sehr verhalten auf den Vorschlag reagiert hatte, erklärte nun, er werde völlig unvoreingenommen in die Gespräche gehen. „Wir sind begierig zu hören, wie eine Allianz zu unserer aller Nutzen funktionieren könnte.“ Dennoch wächst zwischen dem Manager und Kerkorian das Misstrauen. Der US-Milliardär sprach zwar von einem „guten ersten Schritt“, forderte aber die Einbindung unabhängiger Berater. Die Zwietracht an der GM-Spitze könnte die Bündnisgespräche erschweren.

Arbeitnehmervertreter bekräftigten ihre Ablehnung einer Zusammenarbeit. Betriebsratschef Klaus Franz warnte vor dramatischen Auswirkungen für Opel. Franz setzt auf die Unterstützung der Kartellwächter. „Ich bin mir sicher, dass ein Bündnis ein Fall für das Kartellamt wäre“, sagte der Opel-Betriebsratschef dem Handelsblatt. Renault und Opel seien in Westeuropa „knallharte Rivalen“ und würden in den gleichen Segmenten um die gleichen Kunden wetteifern. Franz fürchtet, dass ein Bündnis mit Renault und Nissan die Existenz der Marke Opel in Frage stellen könnte. Die Hersteller hätten in Europa massive Kapazitäten für Produktion und Entwicklung konzentriert. Auch die Zukunft des internationalen Entwicklungszentrums in Rüsselsheim sei damit gefährdet. Renault verfüge vor allem über zahlreiche Fertigungsstätten in Osteuropa – die Abwanderung von Produktion in Richtung Osten würde sich damit weiter verstärken, meint Franz.

GM, Renault und Nissan kommen in Westeuropa auf mehr als 23 Prozent Marktanteil. Platzhirsch Volkswagen, der bisher 19 Prozent kontrolliert, würde damit deutlich auf die Ränge verwiesen. Sollte das Bündnis zustande kommen, würde der größte Autoproduzent der Welt mit knapp 15 Millionen Fahrzeugen Jahresproduktion und einem Weltmarktanteil von 25 Prozent entstehen. Mit Argwohn sieht Opel-Betriebsratschef Franz auch den Einfluss der französischen Regierung auf Renault, die an dem Autobauer 15 Prozent hält. Renault-Manager Ghosn habe bereits 1997 das moderne Werk Vilvoorde in Belgien geschlossen und wesentlich unprofitablere Fertigungsstätten in Frankreich unangetastet gelassen. Bereits in den nächsten Wochen wollen sich auch die Arbeitnehmervertreter von Renault und Opel zu ersten gemeinsamen Gesprächen treffen.

Viele Analysten äußerten sich in den vergangenen Tagen skeptisch bis ablehnend über die Erfolgsaussichten einer solchen Allianz zwischen GM, Renault und Nissan. Lediglich die Deutsche Bank stufte die GM-Aktie auf „Halten“ hoch. Die Ratingagentur Standard & Poor’s sieht dagegen keine unmittelbaren Auswirkungen auf die immer noch schlechte Bonität des schwer angeschlagenen Großunternehmens. GM hatte sich vor wenigen Wochen gezwungen gesehen, profitable Unternehmensteile zu verkaufen, um eine drohende Finanzklemme abzuwenden. hz/pos/HB

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