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Wirtschaft: Gold schürfen auf dem Dom

Schausteller leiden unter der Hitze und der Sparsamkeit der Kunden

Irene Simmons ist sauer. Mit ihrem Mann Richard zusammen organisiert sie im Berliner Stadtteil Dahlem das Deutsch-Amerikanische Volksfest. Seit dem 25. Juli lockt es täglich zwischen 14 und 23 Uhr Vergnügungswillige zu Autoscooter, Rodeo und Indianer- Rock. Die Berliner folgen dem Ruf gerne – aber in diesem Sommer erst, wenn abends die Hitze nachlässt. „Wir müssten eigentlich zwei Stunden später aufmachen und dafür entsprechend länger öffnen“, sagt Irene Simmons. „Aber das dürfen wir nicht, weil der Lärm die Anwohner stört. In dieser Hinsicht ist Berlin eine Provinzstadt“, schimpft sie. Viele Schausteller hätten zu Toresschluss schon Scharen von Kunden fortschicken müssen. Die Folge: bisher zwölf Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Dabei könnten sich die Hauptstädter gut auf dem Fest erfrischen: Im Aqua Velis, einem Spiegellabyrinth, wird man nass, wenn man den richtigen Weg nicht findet.

Ebenfalls seit dem 25. Juli findet auf dem Hamburger Heiligengeistfeld der „Sommerdom“ statt. Um den Besucherrückgang zu stoppen, lassen sich die Veranstalter seit drei Jahren zu jedem Dom etwas besonderes einfallen. Diesmal ist es ein Westerndorf: In der Kulissenstadt wird Country-Musik gespielt und man kann zum Beispiel Gold schürfen. Das Konzept geht auf: „Bis zum Ende am 24. August werden wir wieder um die drei Millionen Besucher haben. Damit liegen wir voll im grünen Bereich“, sagt Torsten Berens aus der Behörde für Wirtschaft und Arbeit, die den Dom organisiert. Der Dom findet drei Mal pro Jahr an insgesamt 92 Tagen statt. Mit zusammen neun Millionen Besuchern hängt er sogar das Oktoberfest in München ab. Doch die Besucher werden immer sparsamer. Preissteigerungen für Geisterbahn, Autoscooter oder Kettenkarussell seien daher nicht drin, sagt Berens: Seit der Euro-Einführung koste eine Fahrt konstant zwischen 1,80 Euro und drei Euro.

Das ist billig, verglichen mit dem Oktoberfest, das dieses Jahr am 20. September startet. Auf der Theresienwiese muss man für eine Fahrt auf der Looping-Bahn bis zu fünf Euro berappen. „Aber wir haben auch viel höhere Standmieten als in Hamburg“, verteidigt sich der Vorsitzende der Münchner Schausteller, Manfred Zehle. Trotz der hohen Preise erwartet das Münchner Tourismusbüro nach leichten Rückgängen in den vergangenen beiden Jahren nun wieder mehr als sechs Millionen Gäste. Eine der Hauptattraktionen: der Fallturm „Power Tower 2“.

Christian Backe

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