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Wirtschaft: Golfbälle in China werden teurer

Berlin - Wenn es hierzulande schon nicht mehr so gut läuft mit dem Konsum, dann machen wir wenigstens dicke Geschäfte in China – das dachten sich deutsche Luxusuhr- und Motoryachthersteller in den vergangenen Jahren mit immer größeren Euro-Zeichen in den Augen. Bis gestern.

Berlin - Wenn es hierzulande schon nicht mehr so gut läuft mit dem Konsum, dann machen wir wenigstens dicke Geschäfte in China – das dachten sich deutsche Luxusuhr- und Motoryachthersteller in den vergangenen Jahren mit immer größeren Euro-Zeichen in den Augen.

Bis gestern. Dann überbrachte Xinhua, die staatliche Nachrichtenagentur im kommunistisch-kapitalistischen Zwitterland, die folgenschwere Nachricht: Ab dem 1. April führt China eine Luxussteuer ein. Demnach müssen die Käufer von Yachten, Golfschlägern und -bällen sowie die Mitglieder von Golfclubs künftig eine zehnprozentige Luxussteuer zahlen. Exklusive Uhren sollen künftig sogar mit 20 Prozent Steuer belegt werden. Auch Holzprodukte fallen unter den Luxus-Erlass: Essstäbchen, Nutzholz oder Parkettböden werden mit fünf Prozent besteuert – um die rapide Abholzung im Lande einzudämmen. Bei der deutschen Luxusuhrbranche sieht man der neuen Steuermaßnahme aus Peking mit gemischten Gefühlen entgegen. „Wir waren ja schon geschmeichelt, dass wir jetzt in der Rolex-Liga vertreten und erste Plagiate unserer Uhren aufgetaucht sind“, sagt eine Sprecherin der Uhrenschmiede Nomos. Außer der Billigimitate gibt es ansonsten aber noch keine Nomos-Uhren im Reich der Mitte. Bei der zum Swatch-Konzern gehörenden Firma Glashütte gibt man sich dagegen zugeknöpft. Ja, man liefere nach China, gibt eine Sprecherin nach langem Zögern zu. Ob die Edelmarke unter der drastischen Verteuerung von zwanzig Prozent leiden wird, ließ sie dagegen offen. „Wir leiden vor allem an Plagiaten.“

Und die Bootsbauer? „Die Kunden, die sich bei uns eine Yacht leisten, werden sich von der Steuer nicht abschrecken lassen“, ist Mike Reuer von der Bavaria Yachtbau überzeugt. Das Unternehmen verdoppelt Jahr für Jahr seinen Bootsabsatz in China, ein „wichtiger Markt für uns“, wie er sagt. Eine Motoryacht bei der Edelmarke aus dem bayerischen Giebelstedt kostet zwischen 100 000 und 400 000 Euro, „inklusive Möbel in Mahagoni-Echtholz und einer Badeplattform im Heck“, wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt.

Die Gelassenheit der Bootsbauer im Vergleich zu ihren Uhrmacherkollegen hat einen entschiedenen Grund, vermuten Branchenexperten: Noch kann man Yachten nicht kopieren. SB

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