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Wirtschaft: Google am Start

Die Altaktionäre behalten die vollständige Kontrolle über das Unternehmen

New York/Berlin – Nach einer Reihe von Pannen und Verzögerungen solltendie Aktien der InternetSuchmaschine Google am Donnerstag erstmals an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden. Allerdings hatte bei Readaktionsschluss dieser Ausgabe noch kein Handel mit den Papieren stattgefunden.

Am Mittwochabend nach Schluss des Börsenhandels in den USA hatte die US-Börsenaufsicht grünes Licht für die Aktienemission gegeben. Der Ausgabekurs betrug 85 Dollar (68,93) Euro und lag damit um 50 Dollar niedriger als zunächst als Höchstpreis angestrebt war. Mit ersten Kursen an der Börse rechneten Händler für etwa 17 Uhr 30. Das Unternehmen war in die Schusslinie der SEC geraten, weil die beiden Gründer Sergey Brin und Larry Page kurz vor dem Börsengang dem „Playboy“ ein Interview gegeben hatten. Das Unternehmen hatte auch nicht registrierte Aktien und Optionen an Mitarbeiter vergeben. Deshalb muss sich Google – ungeachtet der Genehmigung seitens der SEC – möglicherweise wegen eines Verstoß gegen das US-Wettbewerbsrecht verantworten.

Beim Börsengang sind nur Aktien der Klasse A verkauft worden, die mit jeweils einem Stimmrecht ausgestattet sind. Die von den Google-Gründern, Managern und Frühinvestoren gehalten Aktien der Klasse B haben jeweils zehn Stimmrechte. Damit halten die Altaktionäre das Unternehmen weiterhin voll unter Kontrolle.

Die hohe Preisspanne von ursprünglich 108 bis 135 Dollar habe die Investoren verschreckt, hieß es an der Wall Street. Google musste außerdem die Zahl der verkauften Aktien von rund 25 Millionen auf 19,6 Millionen Stück zurücknehmen – ein weiteres Zeichen der derzeit schwachen Nachfrage nach Internetaktien. Der Verkauf der 19,6 Millionen Aktien im Wege einer Auktion hat 1,67 Milliarden Dollar eingebracht. Ursprünglich hatte Google mit Einnahmen von bis zu 3,3 Milliarden Dollar gerechnet. Der gesamte Marktwert von Google – einschließlich der Anteile von Altaktionären – liegt damit bei rund 23 Milliarden Dollar. Damit liegt Google weit hinter dem Konkurrenten Yahoo (39 Milliarden Dollar) und dem Internet-Auktionshaus E-Bay (53 Milliarden Dollar). Google ist aber rechnerisch immer noch so viel wert wie General Motors Corporation, der weltgrößte Autohersteller.

Google ist der viertgrößte US-Börsengang in diesem Jahr zudem der zweitgrößte Börsengang eines Internet-Unternehmens nach Genuity Inc. (1,9 Milliarden Dollar) im Jahr 2000. Genuity meldete im November 2002 den Konkurs an.

Mit dem von vorn herein umstrittenen Auktionsverfahren wollten die beiden Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page Erstemissionen demokratischer gestalten, um auch Kleininvestoren Zugang zu „heißen“ Aktien zu verschaffen. Dabei beeinflussen Anleger den Preis mit ihren Geboten. Potenzielle Investoren wurden zunächst online registriert und konnten dann ihre individuellen Gebote abgeben. Bei herkömmlichen Börsengängen ermitteln Investmentbanken den Kurs. Doch der Schuss ging nach hinten los: Viele Anleger nahmen an der Auktion nur als Zaungäste teil, nicht zuletzt aufgrund der allgemeinen Internetschwäche und der Angst der Investoren vor einer neuen Börsenblase.

Das von den heute 31 und 30 Jahren alten ehemaligen Studenten gegründete Unternehmen hat nach eigenen Angaben 2292 Mitarbeiter. Die Einnahmen kommen zu 98 Prozent aus der Werbung. Google hatte im ersten Halbjahr 2004 seinen Umsatz auf 1,35 Milliarden Dollar gesteigert gegenüber 559,8 Millionen Dollar im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Gesellschaft verdiente im ersten Halbjahr 143 Millionen Dollar gegenüber 58 Millionen Dollar in den ersten sechs Monaten 2003. Google, von Googol (einer Eins mit hundert Nullen) abgeleitet, findet sich inzwischen sogar als Verb im Oxford-Lexikon. pf/dr

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