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Chrome

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GOOGLE GEGEN MICROSOFT: Internet, voll verchromt

Schnell, schlicht, einfach: Die Netz-Gemeinde rühmt Googles neuen Gratisbrowser Chrome. Beim Konkurrenten Microsoft hält sich die Euphorie in Grenzen. Doch Experten haben bereits erste Schwachstellen am neuen Superbrowser ausgemacht.

Berlin - „Digitaler Donnerschlag“, „radikale Schlichtheit“, „Neuauflage des Browserkriegs“ – die Resonanz auf den ersten Internetbrowser des Suchmaschinenkonzerns Google ist gewaltig. Mit der kostenlosen Bereitstellung des Programms Chrome verstärkt sich zugleich die Sorge vor einem weiteren Machtzuwachs der Amerikaner: „Googles Ruf als Datenkrake spitzt sich zu“, sorgt sich der Internetdienst Golem.de, und die Experten vom Heise-Verlag, der unter anderem die angesehene Fachzeitschrift „c't“ herausgibt, warnen vor möglichen Sicherheitsrisiken. Das Programm enthalte in der vorliegenden Beta-Version so viele Schwachstellen, dass sich der Einsatz im produktiven Bereich verbiete.

Seit Dienstagabend steht das neue Programm zum Navigieren im Internet zum kostenlosen Download unter www.google.com/chrome bereit. Nach Brancheninformationen wurde es bereits mehrere Millionen Mal von der Google-Seite heruntergeladen. Nach Angaben des US-Unternehmens Getclicky.com liegt der Marktanteil von Chrome bereits bei fast drei Prozent.

Der Umstieg von anderen Browsern ist einfach. Das Programm, das es derzeit nur in einer Version für Windows gibt, kann zusätzlich zu den bestehenden Browsern installiert werden. Selbst Tastaturkürzel wie zum Aufruf einer neuen Seite entsprechen größtenteils denen von Konkurrenzprogrammen wie Firefox. Einige Experten vermuten darum auch, dass der Google-Browser anfangs vor allem zu Lasten des Konkurrenten Firefox gehen wird.

Der Google-Browser unterscheidet sich optisch deutlich von den Wettbewerbern. Die Laschen mit den Seitennamen befinden sich nun oben, zudem verfügt jede Internetseite und jede Webanwendung über eine eigene Adressleiste und die gängigen Bedienelemente. Für mehr Komfort sorgen einige Sonderfunktionen. Beim Öffnen eines neuen Fensters kann man sich die am häufigsten genutzten Seiten oder die zuletzt angelegten Lesezeichen anzeigen lassen. Der Technikexperte des „Wall Street Journal“ Walt Mossberg kritisierte allerdings die rudimentäre Favoritenverwaltung.

Die meisten Neuheiten stecken unter der Programmoberfläche. Um den Browser schneller zu machen, hat Google die Programmteile zur Darstellung der Internetseiten selbst weiterentwickelt – mit Erfolg, wie Tests von Golem.de belegen. Die wichtigsten Neuerungen betreffen die Sicherheit. Wie mittlerweile üblich lassen sich in einem Browserfenster mehrere Internetseiten oder Anwendungen nebeneinander öffnen. Das erleichtert die Übersicht und erlaubt einen schnellen Wechsel zwischen den so genannten Tabs. Neu ist: Bei Chrome erhält jeder Tab einen eigenen Prozess. Kommt es zu Problemen, muss nicht mehr das gesamte Programm geschlossen werden. Damit eignet sich Chrome besonders für Anwendungen, die direkt im Internet ausgeführt werden – wie etwa die Büroprogramme von Google selbst (siehe Text unten). Dies ist auch für Google-Gründer Sergey Brin die Zielrichtung. „Wenn als Resultat der übernächste Internet Explorer deutlich schneller wäre, würden wir das als Erfolg ansehen“, sagte Brin bei der Vorstellung des Programms. Die Langsamkeit des Microsoft-Browsers behindert seiner Meinung nach bisher die Entwicklung des Internets.

Google geht aber auch auf die Datenschutzängste der Nutzer ein. Bei der Frage, ob das Programm zum Standardbrowser im Internet werden soll, übt sich Google in Bescheidenheit. Im Gegensatz zu den Konkurrenten muss der Nutzer dazu seine explizite Zustimmung geben. Zudem kann er auf einfache Weise verhindern, dass Nutzungsstatistiken und Absturzberichte übertragen werden. Allerdings wird bei der Installation automatisch eine Identifikationsnummer erstellt, laut Google zur besseren Aktualisierung. Damit sind die Nutzer jedoch theoretisch identifizierbar, bemängelt Christian Krause vom Unabhängigen Landesdatenschutzzentrum Schleswig-Holstein.

Für den Einsatz in Unternehmen oder bei beim privaten Homebanking ist Chrome laut Heise online noch nicht geeignet. So habe der Sicherheitsspezialist Aviv Raff in einer Demonstration gezeigt, wie der Browser unbemerkt eine Anwendung starten konnte, die theoretisch die Sicherheit des gesamten Systems infrage stellt. Die Heise-Experten berichten zudem von einer weiteren Demonstration, mit der das Google-Programm zum Absturz gebracht wurde.

Mehr zum Thema und die Umfrage: „Löst Google Chrome den Explorer ab?“:

www.tagesspiegel.de/wirtschaft

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