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Wirtschaft: Graue Zellen für Siemensstadt

BERLIN (jam). Der gutaussehende junge Mann hat den Kopf in die Hände gestützt und scheint scharf nachzudenken.

BERLIN (jam). Der gutaussehende junge Mann hat den Kopf in die Hände gestützt und scheint scharf nachzudenken. Das Werbeplakat der Siemens AG gibt ein Bild davon, wie der Konzern sich seit der Einweihung der Siemensstadt vor 100 Jahren verändert hat. Auch der Standort in Berlin hat sich immer weiter weg von der Fertigung entwickelt hin zu Forschung und Entwicklung. Das Jubiläum der Backsteinsiedlung in Spandau wurde denn auch mit einem Blick nach vorne gefeiert: Die zukünftige Entwicklung der Firma in Berlin stand im Mittelpunkt des Festprogrammes.

Dabei ist der Beweggrund heute wieder aktuell, der den Gründer der Siemensstadt, Wilhelm von Siemens, 1899 dazu brachte, sich nah am Stadtkern anzusiedeln. Der Sohn des Firmengründers baute damals den Komplex aus Arbeit, Wohnen und Freizeitangeboten als Anreiz für die begehrten Berliner Arbeitskräfte. Heute sucht das Unternehmen wieder Angestellte, Experten, die in einer attraktiven Großstadt wie Berlin leichter zu finden seien, wie Erich Gerard, Chef des Berliner Büros, erklärt. Sie werden dringend gebraucht, da sich der Konzern zunehmend auf Software, Produktentwicklung und Dienstleistung konzentriert. Arbeitsplätze im Fertigungsbereich werden dagegen knapper. Besonders groß war die Stellenstreichung Anfang der 90er Jahre: Knapp ein Viertel der rund 23 000 Mitarbeiter mußte gehen. Die Siemens AG macht dafür Strukturanpassungen, besonders in den übernommen ehemaligen DDR-Betrieben, sowie den Wegfall der Berlinförderung und Outsourcing verantwortlich. Heute hat das Unternehmen in der Hauptstadt noch rund 16 000 Arbeiter und Angestellte. Einen weiteren Blick in die Firmengeschichte tat der Vorstandsvorsitzende Heinrich von Pierer, als er die düstere Rolle der Siemens AG im Dritten Reich ansprach. Nach Zahlungen in Millionenhöhe an die Jewish Claims Conference wolle man auch künftig "unbürokratisch helfen."

Die Frage der weiteren Nutzung der Werkshallen in Siemensstadt ist dagegen weitgehend geklärt. Nach Produktionsumstellungen suchte das Unternehmen in den vergangenen Jahren Mieter für freigewordene Gebäude. Inzwischen sind hier 80 Firmen eingezogen. Einige Zulieferer sind darunter. Jetzt fehlten nur noch passende Investoren für die Grundstücke Paul-Stern-Straße und das Spreegelände, heißt es. Dabei hat Siemens keine Angst vor Konkurrenz: Die belebe das Geschäft und sporne die weltweit 45 000 Forscher und Entwickler des Konzerns an. Ihre Ideen und Vorschläge sind zur Zunkunft der Siemens AG geworden. Das Plakat mit dem denkenden Schönling weist darauf hin.

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