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Wirtschaft: Greenspan: Investoren vertrauen dem Dollar noch US-Notenbankchef setzt auf den Markt zum Abbau der Defizite

(asi/mot). Bundeskanzler Gerhard Schröder hat bei einem Treffen mit dem USNotenbankchef Alan Greenspan am Dienstag in Berlin seine Besorgnis wegen des hohen Eurokurses ausgesprochen.

(asi/mot). Bundeskanzler Gerhard Schröder hat bei einem Treffen mit dem USNotenbankchef Alan Greenspan am Dienstag in Berlin seine Besorgnis wegen des hohen Eurokurses ausgesprochen. Der Tagesspiegel erfuhr aus Regierungskreisen, dass Schröder jedoch klar gemacht habe, dass es Sache der Europäischen Zentralbank sei, wie sie reagieren wolle. Greenspan habe gesagt, dass die deutsche und die US-Volkswirtschaft für den Aufschwung gut aufgestellt seien und die besten Aussichten für ein inflationsfreies Wachstum hätten.

Hintergrund der Bemerkungen Schröders ist das riesige Leistungsbilanzdefizit der USA. Weil sich die USA zu außerordentlich niedrigen Zinssätzen immer weiter im Ausland verschulden, wird der Euro als Anlagewährung immer attraktiver – deshalb steigt der Eurokurs seit Monaten stark. Der Euro notierte am Dienstagabend bei 1,2723 Dollar etwas höher als am Montag.

Das Leistungsbilanzdefizit der USA sei langfristig nur dann finanzierbar und ohne Krise zurückzuführen, wenn das internationale Handels- und Finanzsystem weiter flexibilisiert werde, sagte Greenspan auf einer Veranstaltung der Bundesbank. „Es gibt im Augenblick zwar wenige Anzeichen dafür, dass die Finanzierung des US-Defizits Probleme bereitet“, sagte der Notenbankchef. „Sollte sich der Anstieg des Defizits jedoch fortsetzen, werden in der Zukunft weitere Anpassungen in Gang gesetzt.“ Auf die Frage nach Maßnahmen zum Abbau des Defizits sagte er: „Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, werden die Märkte das tun.“

Volkswirte betrachten die hohen Defizite im Haushalt und der Leistungsbilanz der USA als Risiken für eine schnelle Erholung der Weltwirtschaft. Amerika ist auf die Finanzierung aus dem Ausland mehr denn je angewiesen. Greenspan zufolge muss das Defizit derzeit durch einen Kapitalzufluss von zwei Milliarden US-Dollar pro Tag finanziert werden. Das Leistungsbilanzdefizit liegt auf einem historischen Hoch von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Unter Verweis auf eine Studie der US-Notenbank sagte Greenspan, im Durchschnitt kehrten sich Defizite ab einer Größenordnung von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um. Sein Hinweis auf wachsenden Protektionismus kann als Kritik an der US-Regierung gewertet werden, die ihre Handelspolitik zuletzt stark an den Interessen amerikanischer Unternehmen orientiert hatte.

Welche Folgen der starke Euro für die Konjunktur haben könnte, führte Greenspan nicht aus. „Gewiss stehen exportorientierte Unternehmen aus dem Euroraum unter erheblichem Druck“, sagte er. Der Anstieg der Aktienkurse und die gesunkenen Finanzierungskosten am Kapitalmarkt deuteten aber an, dass die Entwicklung vom Markt aufgefangen werde. Das Vertrauen der Investoren in den Dollar sei nach wie vor stark: 65 Prozent der weltweiten Währungsreserven würden in Dollar und rund 15 Prozent in Euro gehalten. „Wenn andere Währungen wie der Euro sich die Rolle der Reservewährung mit dem Dollar teilen, wird die Anpassung der Ungleichgewichte schonend verlaufen“, sagte Greenspan. Deutlicher wurde Bundesbank-Präsident Ernst Welteke: Es sei zu befürchten, dass der Anstieg des Euro-Kurses die deutsche Exportwirtschaft ausbremsen könnte, sagte er. Die deutsche Wirtschaft habe allerdings auch mit einer starken D-Mark lange leben können. Die Konjunkturaussichten für dieses Jahr blieben insgesamt günstig.

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