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Wirtschaft: Greenspan: US-Wirtschaft zieht an

Die Zeichen für eine weltweite Erholung der Wirtschaft mehren sich. US-Notenbankchef Alan Greenspan erklärte am Donnerstag, es gebe wieder Anzeichen für Wachstum.

Die Zeichen für eine weltweite Erholung der Wirtschaft mehren sich. US-Notenbankchef Alan Greenspan erklärte am Donnerstag, es gebe wieder Anzeichen für Wachstum. Auch neue Konjunkturdaten deuten auf ein baldiges Ende der Rezession hin. In Europa wird es der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge aber erst in der zweiten Hälfte des Jahres wieder aufwärts gehen. Der Euro setzte daraufhin seinen Abwärtstrend der vergangenen Tage fort.

"Es gibt Anzeichen dafür, dass einige der Faktoren, die die Wirtschaft im vergangenen Jahr belastet haben, sich abschwächen und dass die Aktivität wieder zunimmt", sagte Greenspan vor einem Kongressausschuss in Washington. Der zuletzt beobachtete rapide Abbau der Lagerbestände in den Unternehmen könne einen "Schub" auslösen. Greenspan relativierte damit Äußerungen vom 11. Januar, als er von erheblichen Risiken für die US-Wirtschaft gesprochen hatte. An der Wall Street kletterte der Dow-Jones-Index daraufhin prompt um ein Prozent.

Die positiven Konjunkturhoffnungen in den USA wurden zudem genährt von neuen Zahlen über die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung. Das Arbeitsministerium in Washington gab am Donnerstag bekannt, dass vergangene Woche 376 000 Erwerbslose erstmals um Unterstützung nachgesucht hätten. Das war eine deutliche Abnahme gegenüber den Vorwochen, in denen sich noch 391 000 und 399 000 Menschen um Arbeitslosenhilfe beworben hatten. Diese Entwicklung zeigt, dass die US-Unternehmen weniger Stellen abbauen und eine steigende Nachfrage nach ihren Produkten erwarten.

Bereits in den vergangenen Tagen hatte der Frühindikator des US-Forschungsinstituts Conference Board ein baldiges Ende der Rezession angezeigt, die seit März 2001 andauert. Der Index hatte den stärksten Anstieg seit sechs Jahren verzeichnet. Auch die Stimmung unter den amerikanischen Einkaufsmanagern hatte sich aufgehellt.

Experten erwarten nun bald wieder positive Wachstumsraten für die Vereinigten Staaten. Thomas Mayer, Europa-Chefvolkswirt von Goldman Sachs, prognostiziert bereits für die Monate Januar bis Ende März ein Wachstum von zwei Prozent.

Die Aussichten in Europa sind indes verhaltener. Zwar werde sich die Konjunktur in den Teilnehmerländern der Euro-Währungsunion bis zum Jahresende erholen, hofft die EZB. Über den Zeitpunkt und das Ausmaß wollte sich die Notenbank in ihrem Januar-Monatsbericht vom Donnerstag aber nicht äußern. Jüngste Umfragen in der Euro-Zone ließen darauf schließen, dass der Vertrauensverlust bei Unternehmen und Verbrauchern beendet sein dürfte, schrieb die EZB. Die "deutlich unter zwei Prozent sinkende Inflation" erhöhe die Kaufkraft der Verbraucher. Auch in der Auslandsnachfrage gebe es Anzeichen für ein bald einsetzendes Wachstum in der Welt.

In Deutschland dürfte der Aufschwung jedoch kaum zu spüren sein. Auch 2002 werde das Wachstum hier zu Lande das geringste in Europa sein, warnte der Bundesverband deutscher Banken (BdB). Derzeit sei das Konjunkturbild "sehr trübe", Deutschland stecke noch in einer Rezession. Es gebe zwar Hinweise für ein Ende des Abschwungs; Anzeichen für eine anschließende Erholung aber noch nicht. Für den Arbeitsmarkt verheiße dies im Jahresdurchschnitt mehr als vier Millionen Jobsuchende.

Japans Wirtschaft steckt in einer noch tieferen Krise: Der Außenhandels-Überschuss des exportlastigen Landes sank 2001 um 38,3 Prozent, so stark wie zuletzt 1970, teilte das Handelsministerium in Tokio mit.

Der offenbar bevorstehende Aufschwung in den USA hat den Wert des Euro stark belastet. Die EZB reduzierte den Referenzkurs zum Dollar um einen Cent, im Handel sank der Euro bis zum späten Nachmittag weiter auf 0,877 US-Dollar. Händlern zufolge belasteten Aussagen von EZB-Präsident Wim Duisenberg den Kurs, der keine weitere Zinssenkung in Aussicht gestellt hatte. Zudem werde Amerika schon bald deutlich mehr Dynamik erleben als Europa, begründete Jörg Krämer, Chefvolkswirt von Invesco Asset Management, diesen Trend. Derzeit kämen die guten Nachrichten eher aus den USA. Daher könne der Euro-Kurs demnächst weiter auf 0,86 Cent sinken.

brö, ro

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