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Bundesbank: Grenzenloser Kredit

Die Bundesbank hat im Januar dreimal so viele offene Forderungen wie noch vor drei Jahren. Kein Grund zur Sorge, sagt das Institut.

Frankfurt am Main - Die Position ist gewaltig: 337,8 Milliarden Euro. Das waren die Forderungen der Bundesbank innerhalb des Eurosystems im Monat Januar. Andere Notenbanken im Euroraum und die Europäische Zentralbank (EZB) stehen also mit diesem Betrag bei der Bundesbank in der Kreide – auf den ersten Blick jedenfalls.

Der Betrag markiert einen neuen Rekord. Ende 2009 waren es noch 190 Milliarden, Ende 2007 sogar nur 84 Milliarden Euro. Trägt die Bundesbank etwa ein massives Risiko in den Büchern, ohne dass dies bislang bekannt war? Ökonomen sind verunsichert. Dieser ungebremste Anstieg der Schulden des Euro-Raums gegenüber der Bundesbank „macht Fachleute fassungslos“, sagte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn in der „Wirtschaftswoche“: „Wenn Länder, deren Banken die Kredite gegeben wurden, zahlungsunfähig werden, haftet Deutschland“. Die Bundesbank hingegen erklärte am Montag, letztlich würde die EZB für diese Forderungen bürgen. Sie begründeten deshalb „kein unmittelbares finanzielles Risiko für die Bundesbank“, sagt eine Sprecherin.

Letztlich, so die Bundesbank, verdiene sie an den Schulden sogar noch Geld, weil auf die Forderungen Zinsen gezahlt werden müssten. Aktuell liegt der entsprechende Leitzins bei einem Prozent. Die Bundesbank räumt allerdings ein, dass die Auslandsforderungen und damit die Schulden bei der Bundesbank im Zuge der Finanzkrise stark gestiegen sind. Eine wesentliche Rolle, so eine Sprecherin, spielten dabei steigende Forderungen innerhalb des Eurosystems im Zusammenhang mit Target2, dem gemeinsamen Zahlungsverkehrssystem der europäischen Notenbanken.

Alle Zahlungen von Geschäftsbanken und Zentralbanken des Eurosystems können über Target2 verrechnet werden. Nach Angaben der Bundesbank haben sich die Zahlungsströme in der Krise verschoben, was daran liege, dass sich das Refinanzierungsverhalten der Banken im Euro-Raum verändert habe. So sei speziell der Refinanzierungsbedarf der deutschen Banken zurückgegangen. Ihnen fließe per saldo mehr Liquidität im Auslandszahlungsverkehr zu. Zudem könnten sie sich zu günstigen Konditionen mit Geld bei anderen Banken versorgen.

Im Rahmen internationaler Transaktionen entstünden so zwischen den nationalen Zentralbanken Verrechnungssalden, welche täglich an die EZB übertragen und saldiert würden. Für die Bundesbank verbleibe damit eine Forderung an die EZB, die im deutschen Auslandsversmögensstatus als „grenzüberschreitende“ Position zu verbuchen sei. „In der Euro-Raum-Perspektive gleichen sich die nationalen Salden weitgehend aus“, versichert eine Bundesbank-Sprecherin. „Sie resultieren letztlich aus der dezentralen Struktur des Eurosystems.“Rolf Obertreis

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