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Griechenland 2020, Szenario (1): Sonnenstaat

Aktuell liegt die installierte Fotovoltaik-Kapazität bei 1333 Megawatt. Bis 2014 hat sich Griechenland verpflichtet, 1500 Megawatt installiert zu haben.

Um eines müssen sich die Griechen keine Sorgen machen – die Sonne. Sie strahlt über dem Mittelmeerland an rund 300 Tagen im Jahr. Schon 2011 hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) deshalb angeregt, daraus ein Geschäftsmodell zu machen: Die Griechen könnten Solarstrom im großen Stil produzieren und nach Deutschland exportieren. Ganz so einfach ist es nicht. Zumindest der Export scheitert auf absehbare Zeit an fehlenden Leitungen von Süd nach Nord. Doch das sollte die Griechen nicht aufhalten, die Solarwirtschaft im eigenen Land auszubauen, meinen Experten – als Keimzelle für eine neue Innovationsstrategie.

Das seit Jahren laufende, bislang üppig ausgestattete staatliche Förderprogramm, das Investitionszuschüsse und Einspeisevergütungen für Solarstrom vorsieht, könnte auch in abgespeckter Form noch attraktive Rahmenbedingungen für Investoren bieten. Die Vergütung für Sonnenstrom wurde im August wegen des Sparprogramms gesenkt (degressiv bis 2019). Doch mit 18 bis 25 Cent pro Kilowattstunde liegen die Sätze noch deutlich über denen in Deutschland (zwölf bis 18 Cent). Obwohl sonnenverwöhnt, haben die Griechen einen riesigen Nachholbedarf: Aktuell liegt die installierte Fotovoltaik-Kapazität bei 1333 Megawatt (MW). Bis 2014 hat sich Griechenland gegenüber der EU verpflichtet, eine kumulierte Kapazität von 1500 MW installiert zu haben. Zum Vergleich: in Deutschland sind es heute 25 000 MW.

Vor allem auf den Inseln könnte der Bau neuer Anlagen kleine Unternehmen und Handwerker beschäftigen, Arbeitsplätze schaffen, einen Innovationsschub und sinkende Strompreise bringen. „Solarstrom ist mittlerweile so billig, dass er an vielen Stellen in Griechenland günstiger ist als aus fossilen Quellen“, sagt Gerhard Stryi-Hipp, Leiter Energiepolitik des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg. „Die Griechen sollten diese Regionen identifizieren und dort ein Investitionsprogramm auflegen.“ Die Investitionen, die eine garantierte Rendite versprechen, könnten entweder von griechischen Energieversorgern kommen oder von externen Investoren aus Griechenland oder dem Ausland. „Deutschland könnte mit der Entwicklung von technischen Konzepten und Geschäftsmodellen helfen und mit der Finanzierung“, sagt der Experte. Voraussetzung: Die Griechen bekommen Korruption und Bürokratie in den Griff. Die OECD macht Hoffnung. Im aktuellen Reformranking liegt Griechenland auf Platz eins. Vom Krisen- zum Sonnenstaat ist es aber noch ein weiter Weg – doch bis 2020 könnte immerhin ein Anfang gemacht sein.

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