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Wirtschaft: GRIECHENLAND

Ferien: Für Millionen Griechen ist das in diesem Sommer ein Fremdwort. Die Arbeitslosenquote ist mit knapp 23 Prozent auf dem höchsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Ferien: Für Millionen Griechen ist das in diesem Sommer ein Fremdwort. Die Arbeitslosenquote ist mit knapp 23 Prozent auf dem höchsten Stand seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Rund 1,1 Millionen Griechen sind ohne Job, und nur jeder Dritte von ihnen bekommt Arbeitslosengeld, das nach maximal zwölf Monaten ausläuft. Weil es in Griechenland keine Sozialhilfe oder eine Grundsicherung wie Hartz IV gibt, sind 700 000 Menschen ohne eigenes Einkommen. Die Chancen, wieder eine Stelle zu finden, sind gering: Auf sieben Entlassungen kommt eine Neueinstellung, berichtet Vassilis Korkidis, der Präsident des griechischen Einzelhandelsverbandes. An Urlaub ist aber auch für viele, die noch eine Arbeit haben, nicht zu denken. Nach Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind die Reallöhne in Griechenland im vergangenen Jahr um durchschnittlich 25 Prozent gefallen. Gespart wird jetzt vor allem bei den Auslandsreisen. Früher machten die Griechen gern Städtereisen – vor allem nach Rom, Paris, London und Berlin. Doch die Nachfrage ist in diesem Segment seit Krisenbeginn um mehr als die Hälfte eingebrochen, berichtet die Mitarbeiterin eines großen Athener Reisebüros. Auch Shopping-Trips nach New York oder Dubai, die früher beliebt waren, können sich nur noch wenige Griechen leisten. Die Folge: Zum Ende des Sommers wird Delta Airlines die letzte bestehende Flugverbindung von Athen nach New York streichen. Damit gibt es erstmals seit vielen Jahrzehnten keine Nonstop-Flüge mehr zwischen Griechenland und den USA. Viele Griechen wollen ohnehin nicht so weit weg. Traditionell zieht es die Griechen in den Ferien in ihren Heimatort, wo sie oder ihre Eltern aufgewachsen sind. Dort besitzen viele Familien noch ein „Exochiko“, ein Ferienhaus. Aber selbst wenn man kein Hotel bezahlen muss, ist für viele die Anreise ein finanzieller Kraftakt, den sie wegen der Krise kaum stemmen können. So kostet die Überfahrt von Piräus nach Kreta für eine vierköpfige Familie, die ihr Auto mitnehmen will, rund 500 Euro.Und wer im Urlaub auf ein Hotelzimmer angewiesen ist, kapituliert erst recht vor den Kosten – auch wenn die Hoteliers jetzt mit Lockangeboten ihre leeren Betten zu füllen versuchen. Die Reservierungen griechischer Gäste sind vielerorts eingebrochen: „Wir haben bei der einheimischen Kundschaft einen Rückgang von 50 Prozent zu verzeichnen“, sagt der Geschäftsführer eines Drei-Sterne-Hotels auf der Ägäisinsel Paros. Gerd Höhler

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