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John Lipsky.

© dapd

Griechenlandhilfe: Ratingagenturen gegen Umschuldung

Die Bankenbeteiligung an der Griechenlandhilfe ist gefährdet. Der amtierende IWF-Chef Lipsky erwartet von Athen die Umsetzung der Reformen.

Frankfurt am Main/Berlin - Die Ratingagenturen gießen in der Griechenland-Krise weiteres Öl ins Feuer. Der Bonitätswächter Fitch machte am Dienstag Hoffnungen der Euro-Staaten auf eine reibungslose Umschuldung des südeuropäischen Landes weitgehend zunichte. Selbst eine freiwillige Beteiligung privater Gläubiger an einem neuen Rettungspaket für die Griechen werde wohl als Zahlungsunfähigkeit des Mittelmeerlandes eingestuft, hieß es. Damit wäre Griechenland endgültig von den Finanzmärkten abgeschnitten. Experten befürchten dann eine Kettenreaktion, die andere Krisenländer in den Abgrund reißen könnte.

Finanzkreisen zufolge werden Euro-Regierungsvertreter in den nächsten Tagen mit den Ratingagenturen sprechen, um herauszufinden, wie man einen solchen Fall verhindern kann. „Die Wahrscheinlichkeit liegt derzeit bei 70 Prozent, dass man das Rettungspaket am Ende ohne private Beteiligung schnüren muss“, sagte ein Bankenvertreter, der mit den Gesprächen vertraut ist. Nach den Vorstellungen der Euro-Staaten sollen private Investoren im Rahmen eines neuen Hilfspakets freiwillig neue griechische Anleihen kaufen, wenn die alten Papiere auslaufen. Damit bekäme das Land mehr Zeit für die Rückzahlung. Die Banken fordern indes zusätzliche Anreize. Noch ist offen, ob sich die Euro-Regierungen darauf einlassen.

In den Streit über eine Beteiligung privater Gläubiger schaltete sich derweil der Welt-Bankenverband IIF als Vermittler ein. Noch in dieser Woche werde ein ranghoher Vertreter des Verbandes in Griechenland mit griechischen Banken beraten, sagte ein Sprecher am Dienstag. „Der IIF möchte in diesem Prozess helfen.“ Aus Bankenkreisen verlautete ergänzend, der IIF solle die Möglichkeiten einer privaten Beteiligung ausloten.

Fitch würde eine Umschuldung „als Zahlungsunfähigkeit einstufen und Griechenland damit ein entsprechendes Rating geben“, sagte der Chef der Ratingagentur für die Region Asien-Pazifik, Andrew Colquhoun, auf einer Konferenz. „Der Kern des Problems ist, dass Griechenland frisches Geld braucht.“ Damit werden ausgerechnet die Ratingagenturen zum Dreh- und Angelpunkt für eine Umschuldung – eigentlich wollten die Regierungen weltweit deren Macht nach der Finanzkrise eindämmen. Neben Griechenland sind auch die USA unter verschärfter Beobachtung von Fitch.

Der geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), John Lipsky, nannte unterdessen die Umsetzung des Reformprogramms entscheidend für die Zukunft Griechenlands. Athen stehe vor enormen Herausforderungen. Werde das Programm umgesetzt, werde sich die wirtschaftliche Lage des Landes bessern. „Das grundlegende Problem ist der Verlust an Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren“, sagte Lipsky am Dienstagabend in der American Academy in Berlin. Nach den Worten Lipskys sind der IWF und seine Partner aber bereit, krisengeschüttelten Euro-Ländern zu helfen. „Sofern diese Länder bereit sind, diese Anstrengungen zu unternehmen, stellen wir zusammen mit unseren europäischen Partnern sicher, dass sie die Finanzierung erhalten“, sagte Lipsky. (brö/rtr/AFP)

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