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Wirtschaft: Groß- und Außenhandel: Unternehmen im Osten verlieren den Anschluss

Die wirtschaftliche Situation der ostdeutschen Groß- und Außenhändler ist nach Einschätzung des Branchenverbandes BGA "niederschmetternd". Die Branche befinde sich zwar bundesweit in diesem Jahr auf Wachstumskurs, die Dynamik nehme aber ab, sagte der neue Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner, am Dienstag in Berlin.

Die wirtschaftliche Situation der ostdeutschen Groß- und Außenhändler ist nach Einschätzung des Branchenverbandes BGA "niederschmetternd". Die Branche befinde sich zwar bundesweit in diesem Jahr auf Wachstumskurs, die Dynamik nehme aber ab, sagte der neue Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner, am Dienstag in Berlin. Gebremst wird das Wachstum vor allem im Osten. Böge bezeichnete das "Auseinanderdriften der konjunkturellen Entwicklung zwischen alten und neuen Ländern" als "besorgniserregend". Von positiven Tendenzen auf dem Arbeitsmarkt profitiere allein der Westen.

Eine aktuelle Umfrage unter den im BGA organisierten Großhändlern kommt zu dem Ergebnis, dass die Hälfte aller ostdeutschen Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht oder sehr schlecht beurteilt. Im Westen lag der Anteil der Unzufriedenen bei nur 22 Prozent. "In den neuen Ländern fehlt es an wirtschaftlicher Dynamik, die den Aufholprozess ermöglicht", sagte der BGA-Präsident. Die am Dienstag vorgelegten Zahlen spiegeln allerdings nur die Lage im Großhandel wider. Umfrageergebnisse im Außenhandel will der BGA in Kürze vorlegen. Für die aktuelle Erhebung hatte der BGA, der etwa 135 000 Mitglieder zählt, 1000 Unternehmen befragt.

Die Wachstumsdelle führt der Großhandel, der nach BGA-Angaben einen Gesamtumsatz von 1,15 Billionen Mark erzielt, vor allem auf die schwache Binnenkonjunktur zurück. Im Binnenhandel hätten vor allem die gestiegenen Rohölpreise und der schwache Euro seit einem halben Jahr das Geschäft verlangsamt. Der Außenhandel, der ein Umsatzvolumen von gut zwei Billionen Mark erwirtschaftet, verliere wegen der erwarteten Abkühlung der US-Konjunktur und des steigenden Euro an Schwung. Das Exportgeschäft werde 2001 aber immer noch um gut zwölf Prozent wachsen, "deutlich langsamer als im vergangenen Jahr", sagte Börner. Er bekräftigte die BGA-Prognose eines gesamtdeutschen Wirtschaftswachstums von 2,5 Prozent in diesem Jahr. Der Verband gehe nicht von einem Wachstumseinbruch aus. Ein sich selbst tragender Aufschwung lasse aber immer noch auf sich warten.

Deutliche Zurückhaltung konstatiert der Verband im Investitionsverhalten der Unternehmer. So wollen im Osten nur neun Prozent die Investitionen aufstocken, während 23 Prozent von niedrigeren Ansätzen ausgehen. 22 Prozent der ost- und westdeutschen Großhändler wollen 2001 ihre Investitionen aufstocken und 15 Prozent sie herunterfahren. Der Arbeitsmarkt profitiert davon nur im Westen. Dort wollen die Unternehmen nach BGA-Angaben tendenziell mehr Arbeitskräfte einstellen, im Osten müsse weiter mit einem Abbau der Beschäftigung gerechnet werden, sagte Börner.

Zufrieden zeigte sich der BGA mit der Umsatz- und Ertragsentwicklung - im Westen. Im Jahr 2000 verbesserten laut Börner insgesamt die Hälfte der BGA-Mitglieder ihren Umsatz, 28 Prozent mussten Einbußen hinnehmen. Im Osten verzeichnete dagegen etwa die Hälfte der Unternehmen ein Umsatzminus, nur 18 Prozent erhöhten ihre Umsätze. Für Gesamtdeutschland erwartet der BGA 2001 eine leicht verbesserte Ertragsentwicklung. Sie bleibe aber mit etwa ein Prozent Umsatzrendite unzureichend.

Die Großhandelspreise in Deutschland sind im Jahr 2000 vor allem wegen der teuren Ölprodukte so stark gestiegen wie seit 18 Jahren nicht mehr. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, legten die Großhandelsverkaufspreise im Jahresdurchschnitt 2000 um 5,5 Prozent zu. Eine so starke Zunahme hatte es zuletzt 1982 gegeben.

mot

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