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Wirtschaft: Großaktionär Gevaert will Deutsche Bank auf Schadensersatz verklagen - Bau-Arbeitgeber lehnen Sanierungstarifvertrag ab

Zwischen den Aktionären des angeschlagenen Baukonzerns Philipp Holzmann bahnt sich ein massiver Streit an. André Leysen, der Aufsichtsratschef der belgischen Gevaert-Gruppe, die derzeit mit gut 30 Prozent der größte Aktionär des Baukonzerns ist, will Deutsche Bank offenbar auf Schadensersatz verklagen.

Zwischen den Aktionären des angeschlagenen Baukonzerns Philipp Holzmann bahnt sich ein massiver Streit an. André Leysen, der Aufsichtsratschef der belgischen Gevaert-Gruppe, die derzeit mit gut 30 Prozent der größte Aktionär des Baukonzerns ist, will Deutsche Bank offenbar auf Schadensersatz verklagen. Gevaert hatte erst Ende 1998 für rund 400 Millionen Mark die Anteile an Holzmann von der Deutschen Bank und vom Essener Bauunternehmen Hochtief übernommen. Details nannte Leysen bislang allerdings noch nicht. Bei der Deutschen Bank betrachtet man die Klageankündigung gelassen. Dafür gebe es keine Grundlage, sagte Deutsche Bank-Sprecher Dierk Hartwig.

Bereits auf der außerordentlichen Hauptversammlung hatte Leysen seinen Unmut über die Deutsche Bank durchblicken lassen. Mitte Januar hatte er angekündigt, einen Antrag der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz auf Abberufung des Holzmann-Aufsichtsratchefs Carl von Boehm-Bezing zu unterstützen. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Bank hat allerdings mittlerweile seinen Rücktritt für die nächste Holzmann-Hauptversammlung im März angekündigt. Aber nicht, wie Hartwig betont, wegen Forderungen von Aktionärsvertretern, sondern weil sich die Bank von führenden Aufgaben in Kontrollgremien deutscher Industriefirmen zurückziehe.

Dem Vernehmen nach hat sich Leysen, der seit Jahren im Berater-Gremium der Deutschen Bank sitzt, bereits im Januar mit Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Rolf Breuer getroffen. Da soll er angeblich die gesamte Investitionssumme von 400 Millionen Mark zurückverlangt haben. Auf solche Forderungen kann die Deutsche Bank allerdings schon deshalb nicht eingehen, weil dann sofort auch andere Aktionäre und Gläubiger auf der Matte stehen würden. Im Übrigen sieht die Bank, wie auch Boehm-Bezing mehrfach betont hat, keine eigenen Versäumnisse. Im Gegenteil: Boehm-Bezing nimmt für sich in Anspruch, die Aufklärung der Schieflage bei Holzmann entschieden vorangetrieben zu haben.

Gevaert hatte Ende 1998 30,4 Prozent an Holzmann übernommen. Zehn Prozent hatte die Deutsche Bank abgegeben, 15 Prozent kamen von Hochtief, den Rest hatten die Belgier über die Börse gekauft. Nach dem drastischen Kurssturz der Holzmann-Aktie ist das Paket heute nur noch etwa 100 Millionen Mark wert. Nach dem geplanten Kapitalschnitt wird der Wert weiter sinken. Gevaert ist dann nur noch mit 13 Prozent an Holzmann beteiligt. Insider sehen wenig Chancen für einen Erfolg einer möglichen Klage. Angeblich soll Leysen die Anteile an Holzmann quasi "blind" gekauft haben. Eine genaue Prüfung des Unternehmens - die sogenannte "Due Diligence" - soll es nicht gegeben haben. Im Übrigen herrscht Verwunderung darüber, dass Gevaert nur die Deutsche Bank angehen will, nicht aber den Baukonzern Hochtief oder die Commerzbank, die jahrelang Holzmann-Aktien für Hochtief gehalten hatte.

Derweil geht die Zitterpartie um den umstrittenen Sanierungstarifvertrag für Holzmann weiter. Zwar hat das Baugewerbe am Mittwoch den vorliegenden Tarifvertrag wie erwartet endgültig abgelehnt. Bereits am 22. Februar wollen jedoch die beiden Bau-Arbeitgeberverbände sowie die Gewerkschaft IG Bau nochmals über den Vertrag verhandeln. Die Entscheidung des Baugewerbes sei noch kein Endpunkt der Bemühungen, erklärte ein Sprecher des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

ro

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