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Wirtschaft: Große Finanzvertriebe teilen sich den Markt

Frankfurt (Main) (po/HB). Vorwürfe, falsch bilanziert zu haben, wies der Heidelberger Finanzvertrieb MLP AG auch auf der Hauptversammlung am Dienstag zurück.

Frankfurt (Main) (po/HB). Vorwürfe, falsch bilanziert zu haben, wies der Heidelberger Finanzvertrieb MLP AG auch auf der Hauptversammlung am Dienstag zurück. „Wir haben niemals höhere als die wirklichen Gewinne ausgewiesen", sagte MLP-Chef Bernhard Termühlen. Dies soll nun durch eine zweite Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Ernst &Young, belegt werden. Darüber hinaus bekräftigte Termühlen die bereits bekannte Prognose: Das Vorsteuerergebnis von 105,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr soll auf rund 195 Millionen Euro in diesem und 250 Millionen Euro im kommenden Jahr gesteigert werden.

Die MLP-Aktie brach vor kurzem um rund 30 Prozent ein, nachdem ein Magazin von unsauberer Bilanzierung bei dem Finanzvertrieb berichtet hatte. So soll MLP höhere Gewinne ausgewiesen und einen großen Schuldenberg außerhalb der Bilanz aufgetürmt haben. Begründet werden die Vorwürfe mit dem bei allen Versicherungen üblichen Vorfinanzierung der Abschlussgebühren bei Lebensversicherungen durch einen Rückversicherer. Externe Fachleute sehen die Bilanz im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften des Handelsgesetzbuches (HGB). Doch Aktionärsvertreter übten heftige Kritik an der Informationspolitik von MLP. „Die Art und Weise der Kommunikation ist für die Kapitalmärkte unsäglich“, so Harald Petersen von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Termühlen hatte bereits nach dem Vorwurf der unsauberen Bilanzierung eine stärkere Transparenz angekündigt.

Ein Problem stellt für Analysten und Experten vor allem das sehr komplexe Geschäftsmodell von MLP dar: „Das Modell ist nicht leicht zu verstehen", sagt Klaus Baumann von SES Research. Während die beiden anderen unabhängigen, börsennotierten Finanzvertriebe AWD und Tecis als reine Vermittler fungieren, ist MLP gleichzeitig über seine Tochtergesellschaften Produzent von Versicherungs- und Bankprodukten. Die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) – größter Anbieter im Markt, aber nicht börsennotiert – produziert zwar selbst keine Produkte, hat sich aber relativ eng an Produzenten angebunden. So bestehen mit der AMB und der Deutschen Bank jeweils exklusive Vertriebsverträge für Versicherungs- beziehungsweise Investmentfondsprodukte.

„Die Geschäftsmodelle von MLP und AWD sind zwei Welten: Während der AWD ausschließlich auf den Vertrieb fokussiert ist, konzentriert sich MLP verstärkt auf die Herstellung MLP-gelabelter Produkte," sagt Stefan Janssen vom Bankhaus Metzler. Es sei schwer, die interne Verrechnung nachzuvollziehen, heißt es in Bankkreisen.

Bereits heute stammen 28 Prozent des Umsatzes von MLP aus konzerneigenen Produkten, so eine Studie von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Dieser Anteil soll bis 2006 kräftig steigen: Vor Analysten kündigte MLP an, im Jahr 2006 rund 90 Prozent an MLP-Produkten zu vertreiben. Der Anteil der MLP Finanzdienstleistungs AG, also des früheren Kerngeschäfts, am Ergebnis vor Steuern ist seit 1999 konstant rückläufig: Von 88 Prozent über 76 Prozent und 69 Prozent im Vorjahr auf nur noch 65 Prozent im ersten Quartal 2002.

Der geplante Zusammenschluss zwischen AWD und Tecis bringt Bewegung in die ohnehin im Umbruch befindliche Branche der Finanzvertriebe. „Ich rechne mit einer Polarisierung im Markt. Die drei Großen – DVAG, AWD/Tecis und MLP – dürften weiter wachsen, während die kleineren Anbieter sich als Nischenanbieter positionieren sollten," sagt Janssen. Fünf Anbieter, neben den genannten noch OVB und Bonnfinanz, vereinigen in Deutschland 82 Prozent Marktanteil auf sich. Hier gehen Experten von einer Bereinigung aus. „AWD wird sicherlich noch den einen oder anderen kleineren Anbieter übernehmen können," erwartet Janssen.

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