Wirtschaft: "Große Lösung" soll Expo flexibler machen
HANNOVER .Diesmal sei wirklich jedes denkbare Risiko abgedeckt, heißt es hoffnungsfroh in der hannoverschen Expo-Zentrale und dem niedersächsischen Finanzministerium.
HANNOVER .Diesmal sei wirklich jedes denkbare Risiko abgedeckt, heißt es hoffnungsfroh in der hannoverschen Expo-Zentrale und dem niedersächsischen Finanzministerium.Der neue Wirtschaftsplan für die Weltausstellung, der an diesem Mittwoch im Aufsichtsrat beraten wird, wurde mit der Unternehmensberatung Roland Berger entwickelt, die allerdings schon mit früheren Expo-Gutachten danebenlag.Vielleicht deshalb legt der niedersächsische Finanzminister Heinrich Aller großen Wert darauf, daß sein Ministerium die neue Version "stark beeinflußt" habe.
Was herausgekommen ist, nennt man bei der Expo "die große Lösung".Jetzt wird jener Verlust eingestanden, der monatelang für höchst unwahrscheinlich erklärt wurde.Danach wird die Expo im Oktober 2000 mit einem betriebswirtschaftlichen Minus von 400 Mill.DM abschließen.Bund und Land werden also mindestens jeweils 200 Mill.DM lockermachen.
Den Aufsichtsrat dürfte vor allem beschäftigen, wie die 400 Mill.DM verwendet werden.Alfred Tacke, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, sieht beträchtlichen Bedarf für Risikorückstellungen.Der Verlustausgleich muß schon jetzt geregelt werden, denn sonst dürften keine weiteren öffentlichen Bürgschaften bereitgestellt werden.Das ist aber dringend nötig, denn die Planer haben sich auch beim Liquiditätsbedarf verschätzt.Daß der Vorverkauf stockt, mag wenig überraschen.Nur der Großkunde und Partner Deutsche Bahn rettet mit seinen Vorausbuchungen die Statistik.Auch andere Konzerne wie Siemens wollen der Expo mit Großeinkäufen zu Liquidität verhelfen.Getan haben sie es noch nicht.
So mußten Bund und Land schon 1997 ihre Bürgschaften auf 970 Mill.DM verdoppelt.Bisher hat die Expo-Gesellschaft damit Kredite über 520 Mill.DM abgesichert.Weitere 400 bis 500 Mill.DM müssen vorfinanziert werden, weil die Einnahmen nicht so fließen, wie vorausgesagt.Auch dafür werden Bund und Land je zur Hälfte die Sicherheiten stellen.Das sei aber "kein Freibrief, neue Ausgaben zu erzeugen", sagt Finanzminister Aller.Bürgschaften und Verlustausgleich zusammengenommen, steht damit die öffentliche Hand bei der Expo mit 1,8 Mrd.DM im Risiko.Die anderen Gesellschafter halten sich zurück.Die Wirtschaft, über eine Beteiligungsgesellschaft immerhin mit 20 Prozent im Boot, hat früh erklärt, daß man sich darüber hinaus nicht in die Pflicht nehmen läßt.Zum Gesamtetat der Expo GmbH von knapp drei Mrd.DM haben Sponsoren bisher 340 Mill.DM beigesteuert.Derzeit richten sich die Augen auf den VW-Konzern, wo die Verhandlungen abgeschlossen sein sollen.Doch Sponsoren haben Zeit.Bald werde die Expo-Gesellschaft "wie ein Käfer auf dem Rücken liegen und jede finanzielle Hilfe nehmen, die sie kriegen kann", sagt ein Insider.Vom inhaltlichen Anspruch werde dann nichts bleiben.
STEFAN WINTER (HB)
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