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Bis dato waren gut zwei Drittel der Passagiere nach Dubai deutsche Urlauber. Jetzt aber steigt der Anteil der Geschäftsreisenden beständig.

© dpa

Großflughafen BBI: Von Berlin in alle Welt - aber nicht mit Lufthansa

Die Direktverbindungen Richtung Dubai sind ein Beispiel für die Drehkreuz-Chancen Berlins. Die Lufthansa mauert noch. Bei den Air-Berlin-Partnergesellschaften rückt Berlin dagegen schon jetzt verstärkt in den Fokus.

Gate 101 am Dubai International Airport. Im riesigen Warteraum für die Passagiere gibt es kaum noch einen Sitzplatz. Gleich startet Flug AB 7319 nach Tegel. Mit gut gefüllten Maschinen widerlegt die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin die Behauptung des Konkurrenten Lufthansa, dass man die Berliner mangels Nachfrage und Wirtschaftskraft nur über Frankfurt oder München in die weite Welt befördern kann.

Seit Jahren agiert die Lufthansa als Vorkämpfer gegen weitere Landerechte für den in Dubai ansässigen Mega-Konkurrenten Emirates. Der würde gerne auch Berlin ansteuern, doch gerade hat das Verkehrsministerium das Begehren wieder einmal abgeschmettert. Selbst hält es die Lufthansa dagegen nicht für nötig, die Hauptstadt nonstop mit den Emiraten zu verbinden und zwingt die Reisenden, zum Flugzeugwechsel erst einmal eine Stunde in die falsche Richtung zu düsen. Für den Berliner Großflughafen BBI prüft man zwar zusätzliche Möglichkeiten, doch hat Vorstandschef Christoph Franz bereits verkündet, dass man sich auch hier nur begrenzt engagieren und Langstrecken, wenn überhaupt, über die Partner der Star Alliance anbieten werde. Die haben ihre Flugzeuge allerdings andernorts stationiert und werden kaum Arbeitsplätze in der Hauptstadtregion schaffen.

Die Dubai-Flüge des deutschen Konkurrenten konnte die Lufthansa nicht verhindern. Ein halbes Jahr nach dem Start spricht Air Berlin von einer rentablen Strecke. „Wir sind hoch zufrieden, die Verbindung hat sich sehr erfolgreich entwickelt“, sagt Stefan Magiera, bei Air Berlin General Manager für den Mittleren Osten und Südostasien. Nicht nur Reisende aus der Hauptstadtregion schätzen die Berliner Verbindung. Bereits jeder vierte Passagier nutzt die Anschlüsse von und zu 18 deutschen und europäischen Städten von Barcelona bis Moskau. Selbst Reisende aus Frankfurt und München, wo Emirates und Lufthansa nonstop nach Dubai starten, haben Berlin als Alternative entdeckt. Ein Grund könnte der Preis sein: Bei Probebuchungen war der Hin- und Rückflug bei Air Berlin ab 359,98 Euro erhältlich, das günstigste Lufthansa-Ticket via Frankfurt war für 620 Euro zu haben.

Waren bisher gut zwei Drittel der Dubai-Passagiere deutsche Urlauber, so steigt der Anteil der Geschäftsreisenden beständig, sagt Magiera. Auch die Nachfrage aus Dubai ziehe stark an. „Obwohl die Saison für Europareisen dort gerade erst beginnt, bemerken wir bereits, dass sich das Verhältnis der Fluggäste zugunsten des arabischen Marktes verschiebt.“ Air Berlin ist Mitglied der Deutsch-Emiratischen Industrie- und Handelskammer und seit April mit einer eigenen Distriktmanagerin in Dubai präsent.

Jetzt bemüht sich die Fluggesellschaft verstärkt auch um arabische Kunden und will in den Emiraten unter anderem mit der Qualität der Berliner Kliniken für den Gesundheitstourismus werben. Neben der Hauptstadtregion und dem restlichen Deutschland sind bei emiratischen Passagieren besonders die skandinavischen Länder gefragt, für die sich Berlin ebenfalls zum Sprungbrett entwickelt. Mit der Neugestaltung der Business Class im Winter wurde das Angebot an die Ansprüche arabischer High-End-Kunden angepasst. So erhöht man die Zahl der wöchentlichen Flüge ab November von derzeit drei auf fünf.

„Wir waren immer der Ansicht, dass Flugverbindungen zwischen Berlin und Dubai ihre Berechtigung haben und die Flüge von Air Berlin sind der Beweis dafür“, sagt Volker Greiner, Vizepräsident von Emirates für Nord- und Zentraleuropa. „Die wirtschaftlichen Argumente für diese Flüge sind so stark wie nie zuvor.“ So will man weiter auch um eigene Landerechte kämpfen. „Wir glauben, dass Wettbewerb zu wirtschaftlichem Wachstum und höherem Kundennutzen beiträgt“, sagt Greiner. „Die Route hat mehr als genug Potential, um einen wirtschaftlich erfolgreichen Betrieb von Air Berlin und Emirates zu ermöglichen.“

Die Dubai-Flüge sind ein Beispiel für die Drehkreuz-Chancen Berlins. Die Zahl der Verbindungen von Berlin in alle Welt hat sich in jüngerer Vergangenheit ohnehin gesteigert.

2010 hatte Air Berlin begonnen, zunächst in Tegel einen Hub aufzubauen. „Seitdem verzeichnen wir eine Verdoppelung unserer Umsteigepassagiere“, sagt Flughafenchef Rainer Schwarz. Betrug der Anteil der Transitreisenden 2009 noch 1,8 Prozent, waren es 2010 bereits 3,2 und im ersten Quartal 2011 schon 4,1 Prozent, was gut 200 000 Fluggästen entspricht.

Dieser Wachstumstrend wird sich 2012 mit der Aufnahme von Air Berlin in die Oneworld-Allianz weiter fortsetzen. „Im nächsten Jahr ernten wir die Früchte“, sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die Fluggesellschaft will 2011 und 2012 schwarze Zahlen schreiben. „Wir machen Gewinn – in diesem und im nächsten Jahr“, sagte Hunold. Schon jetzt rückt Berlin verstärkt in den Fokus der neuen Partnergesellschaften in der Oneworld-Allianz. So hat Royal Jordanian am 2. Juni Flüge nach Tegel aufgenommen. In Partnerschaft mit Air Berlin will man von hier aus auch den skandinavischen Markt erschließen, sagt Deutschland-Direktor Kareem Elouri.

Bereits heute ist Air Berlin an den Berliner Flughäfen mit einem 30-prozentigen Marktanteil Spitzenreiter – und der Abstand zur Lufthansa wird größer. Die liegt nur noch bei 15 und selbst mit ihren Konzerntöchtern bei 20 Prozent. Lediglich acht Ziele werden von ihr ab Tegel selbst bedient, sechs deutsche Städte sowie Paris und Moskau. Auch als Gruppe dominiert Oneworld mit 56 Destinationen den Berlin-Flugverkehr, die Star Alliance um Lufthansa bringt es nur auf 21.

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