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Wirtschaft: Ground Zero kann bebaut werden

Versicherungen zahlen für zerstörtes World Trade Center 4,55 Milliarden Dollar / Neue Klagewelle droht

New York - Sieben große Versicherungen haben sich nach jahrelangen Streitigkeiten auf einen Milliardenvergleich geeinigt, der den Weg für die Bebauung des New Yorker Ground-Zero-Areals ebnet – dort hatte bis zum 11. September 2001 das World Trade Center gestanden. Die Versicherungen zahlen insgesamt zwei Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro). Zu den Versicherungen gehören die Allianz Global Risk, die Travelers Companies, die Zurich American, Swiss Re, Employers Insurance, Industrial Risk Insurers und Royal Indemnity, berichtete die „New York Times“ am Donnerstag. Die Versicherungen gaben im Rahmen der Vergleichsvereinbarungen nicht bekannt, wie viel der Gesamtsumme jeweils auf sie entfällt. Die Allianz betonte, auf sie kämen keine zusätzlichen Belastungen zu, weil der Betrag bereits durch Rückstellungen abgedeckt sei.

Der New Yorker Gouverneur Elliot Spitzer hatte den Vergleich in New York bekannt gegeben. Es sei der größte Versicherungsvergleich in der Geschichte der Branche, sagte Andreas Shell, der die Krisenansprüche bei der Allianz koordiniert, der Zeitung zufolge. Sein Unternehmen sei „sehr glücklich über das Ergebnis“.

Die übrigen der zwei Dutzend Versicherungen hatten bereits 2,55 Milliarden Dollar gezahlt, so dass insgesamt 4,55 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau zur Verfügung stehen. Die Schätzungen für den Bau des „Freedom Tower“ mehrerer anderer neuer Gebäude auf dem Gelände des World Trade Center wurden auf insgesamt neun Milliarden Dollar beziffert.

Im Rahmen des Vergleichs erhält Larry A. Silverstein (76) 1,13 Milliarden Dollar. Er hatte das World Trade Center von der Hafenbehörde geleast, einer gemeinsamen Behörde der benachbarten Bundesstaaten New York und New Jersey. Die Behörde, der das World Trade Center gehörte, wird 870 Millionen Dollar bekommen. Sie sollen für den drei Milliarden Dollar teuren „Freedom Tower“ verwendet werden, den der Architekt Daniel Libeskind entworfen hat. Es ist der höchste und wichtigste Wolkenkratzer, der auf „Ground Zero“ errichtet werden soll, dem Gelände des World Trade Center.

Silverstein hatte auf das World Trade Center Versicherungen von 3,5 Milliarden Dollar abgeschlossen, wollte aber ursprünglich sieben Milliarden Dollar Schadenersatz. Er hatte argumentiert, dass es sich um zwei Zwischenfälle gehandelt habe, da zwei Flugzeuge in die Zwillingstürme geflogen waren. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit den Versicherungen hatten fünf Jahre gedauert. Sämtliche noch verbliebenen Rechtsstreitigkeiten wurden durch den Vergleich beigelegt. Dank der Einigung kann der Wiederaufbau nun zügiger voran gehen, da mit dem Rechtsstreit das letzte große Hindernis aus dem Weg geräumt ist.

Seit Mittwoch (Ortszeit) ist auch die Chance auf Entschädigung der Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungshelfer, die auf Ground Zero im Einsatz waren, gewachsen. New Yorks oberster Gerichtsmediziner Charles Hirsch hat der Zeitung zufolge erstmals den asbestverseuchten Staub des einstürzenden World Trade Center als tödliche Gefahr offiziell anerkannt. Damit könnte eine milliardenschwere Klagewelle auf die Hafenbehörde zukommen. Der Vorwurf: Sie habe die Menschen nach den Anschlägen über die Luftqualität belogen. dpa/Tsp

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