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Wirtschaft: Grüne: Bahncard auch für den Nahverkehr

Umwelt-Staatssekretärin Wolf fordert von der Bahn zudem eine größere Einheitlichkeit bei den Preisen

Berlin (brö). Die Deutsche Bahn hat nach Ansicht ihres AufsichtsratsMitglieds Margareta Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) ein „massives Imageproblem“. Auch das sei ein Grund für den jüngsten Rückgang der Fahrgastzahlen, sagte Wolf, die zugleich Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium ist, am Donnerstag dem Tagesspiegel.

Aus diesem Grund habe sie Fahrgast-, Umwelt- und Verbraucherverbände zu ihrem umstrittenen Bahn-Workshop eingeladen, der kommende Woche stattfinden soll. Dabei will sie „den vielstimmigen Protest kanalisieren. Vielleicht gelingt es, zwei oder drei Kernforderungen zu finden, mit denen man dann im zweiten Schritt auf die Bahn zugehen kann“. Das Ziel des Verbände-Treffens sei aber nicht, ein alternatives Preissystem zu erarbeiten. Wolf: „Für die Geschäftspolitik der Bahn ist der Vorstand zuständig.“

Der Workshop, zu dem Wolf am Mittwoch im Namen des Umweltministeriums geladen hatte, war auf harsche Kritik seitens der Bahn gestoßen. Es sei verwunderlich, dass hier die „Gegner“ des Bahn-Preissystems „zusammengetrommelt“ würden, hatte ein Sprecher des Unternehmens gesagt. Seit Einführung der neuen Bahn-Tarife Mitte Dezember vergangenen Jahres gibt es großen Unmut über die Preispolitik des Konzerns. Neben mehreren Verbänden hatte auch die Stiftung Warentest dem Konzern vorgeworfen, kundenunfreundlich zu agieren und zu teure Fahrscheine zu verkaufen. In den Monaten Januar und Februar hatte der Bahn-Umsatz unter dem Plan des Managements gelegen.

„Für den Rückgang der Fahrgastzahlen ist nicht nur die schlechte Konjunktur verantwortlich“, sagte Wolf. Man müsse das Image der Bahn verbessern, um mehr Leute zum Umsteigen auf den Zug zu bewegen. „Die Bahn ist besser als ihr Ruf“, sagte die Politikerin. Schuld an der Situation der Bahn sei auch die „undifferenzierte Kritik am Unternehmen von allen möglichen Seiten“. Vereinigungen wie der Verkehrsclub Deutschland (VCD) oder der Fahrgastverband Pro Bahn hatten sich wiederholt für eine Wiedereinführung der alten Bahncard mit dem 50-Prozent-Rabatt stark gemacht. Allerdings kritisierte auch Wolf die Bahn. „Die Werbung für das Preissystem hält nicht, was sie verspricht. So einfach, wie die Werbung es kommuniziert, sind die neuen Tarife nicht zu verstehen.“

Bei den Bahn-Preisen sei zudem eine größere Einheitlichkeit nötig, sagte die Politikerin. „Die Bahncard sollte auch in den Nahverkehrsverbünden gelten – dann würde Bahnfahren attraktiver“, regte sie an. Bislang räumen erst einige Verkehrsverbünde den Bahncard-Rabatt ein. In dieser Sache wolle sie mit den Länderverkehrsministern reden. „Schließlich subventioniert der Bund den Nahverkehr mit rund 7,5 Milliarden Euro pro Jahr“, befand Wolf.

Wolf unterstützte den Plan, die Bahn bis 2005 an die Börse zu bringen. „Dann kann man auch die Zahlungen des Bundes an das Unternehmen schrittweise zurückführen.“ Allerdings müsse die Schienen-Infrastruktur in der Hand des Staates bleiben, verlangte sie. Die Gewerkschaften lehnen bislang einen Börsengang des Unternehmens strikt ab.

Die Bahn hat unterdessen neue Billigtarife für Städtekurzreisen angekündigt. Ab Freitag und bis zum 30. April gebe es Ausflüge in 15 deutsche Städte zum „Bahn-und-Bett“-Tarif. Hin- und Rückreise sowie eine Übernachtung im „Mittelklasse-Hotel mit gehobenem Standard“ kosteten dabei ab 74 Euro pro Person. Ohne neue Bahncard liege der Preis bei 99 Euro. Für sechs weitere Städte liegen die Preise bei 86 und 111 Euro. Damit reagiert die Bahn auf das Ausbleiben der Fahrgäste seit Jahresanfang. Eine Vorbuchung wie bei den so genannten Plan&Spar-Tarifen sei nicht erforderlich, erklärte der Konzern.

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