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Wirtschaft: Grüner Punkt: Harte Zeiten

Dem Grünen Punkt laufen die Kunden davon. Nachdem jüngst die Drogiermarktkette dm aus Karlsruhe ihren Rückzug aus dem Dualen System Deutschland (DSD) bekannt gab, wollen nun auch einige Konkurrenten aus dem Abfallentsorguntssystem aussteigen.

Dem Grünen Punkt laufen die Kunden davon. Nachdem jüngst die Drogiermarktkette dm aus Karlsruhe ihren Rückzug aus dem Dualen System Deutschland (DSD) bekannt gab, wollen nun auch einige Konkurrenten aus dem Abfallentsorguntssystem aussteigen. So überlegt auch die Müller-Kette, aus dem DSD auszusteigen. "Wenn die Konkurrenten dm und Schlecker durch ihren Ausstieg einen Kostenvorteil haben, müssen wir auch mitziehen", sagte Matthias Pfleger von Müller in Ulm. Eine Entscheidung solle in den kommenden zwei Wochen fallen. Als möglich Partner seien die Entsorgungsunternehmen VSW aus Köln und Belland-Vision aus Pegnitz im Gespräch. Belland-Vision wird auch die Entsorgung für dm und Schlecker übernehmen. Beim DSD in Köln hält man das Vorgehen der Drogeriemärkte für und mehr als voreilig und wirft ihnen "Trittbrettfahrerei" vor.

Zum Hintergrund: Die EU-Wettbewerbsbehörde hatte im April entschieden, dass Unternehmen, wenn sie sich als Selbstentsorger um ihren Verpackungsmüll kümmern, auch dann keine Lizenzgebühren an das DSD bezahlen, wenn das Grüne-Punkt-Zeichen aus technischen Gründen weiter auf der Verpackung stehe. Zuvor mussten Handelsunternehmen, auch dann eine Lizenz an Grünen Punkt bezahlen, wenn sie die Verpackungen auf ihre eigene Kosten selbst entsorgten.Das DSD hat mittlerweile gegen die EU-Entscheidung geklagt und auf eine einstweilige Anordnung gedrängt, um die EU-Entscheidung bis auf weiteres außer Kraft zu setzen. Sie wird am 21. September in Luxembourg verhandelt.

Die Handelsketten lassen sich indes vom vom Wechsel nicht abhalten: "Wir organisieren ab sofort die Rücknahme und die Vewertung der Verkaufsverpackungen über Belland-Vision", heißt es in Karlsruhe. Dies koste bis zu 30 Prozent weniger als über das DSD. Die Einsparungen sollten an die Kunden weitergegeben werden.

Der verlassene Monopolist DSD wirft dm dagegen "Trittbrettfahrerei vor". Denn selbst wenn dm Rücknahmebehälter für Verpackungen auf dem eigenen Gelände aufstellte, würden viele Verbraucher Verpackungen wie Zahnpastatuben eben weiterhin in den Gelben-Sack werden, sagt DSD-Sprecher Achim Struchholz. Der Grüne Punkt hätte dann nach wie vor die Entsorgung zu leisten, bekomme dafür aber nicht mehr die Lizenzgebühren von den Herstellern.

"Alles Quatsch", sagt dagegen Klaus Kaindl von Belland-Vison. Es gehe weder darum, die Rücknahme der einzelnen Tube zu garantieren oder eine Rückführungsquote von 60 Prozent beim Kunden dm zu garantieren. Es gehe einzig und allein darum, in der Gesamtheit der Belland-Vision Kunden eine Rückführung und Verwertung von 60 Prozent des Verpackungsmaterials zu garantieren. Da Belland-Vision bisher die Entsorgung für Krankenhäuser und Gastronomie-Betriebe übernehme und hier die Rücknahme viel höher sei, könne die Quote insgesamt gut erfüllt werden.

Wenn Belland-Vision nun als Partner an der Seite der zum "Selbstentsorger" gewandelten Drogerie-Kette agiert, wird ein Millionengeschäft möglich: Belland-Vision tritt gegenüber den Industriepartnern von dm anstelle des DSD auf und kassiert auch an dessen Stelle die Lizenzgebühren für die "Entsorgung" der Verpackungen. Bei einem dm-Warenumsatz im Wert von drei Milliarden Mark im Jahr dürften dem DSD damit etliche Millionen an Lizenzgebühren entgehen.

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