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Wirtschaft: Grundig: Der Elektronikkonzern in der Existenzkrise

Der Überlebenskampf des Nürnberger Elektronikkonzerns Grundig geht in eine neue Runde. "Es geht nicht um Standorte, sondern um Grundig insgesamt," sagte Großaktionär und Aufsichtsratschef Anton Kathrein nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag in München.

Der Überlebenskampf des Nürnberger Elektronikkonzerns Grundig geht in eine neue Runde. "Es geht nicht um Standorte, sondern um Grundig insgesamt," sagte Großaktionär und Aufsichtsratschef Anton Kathrein nach einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag in München. Das von der Unternehmensberatung Roland Berger für den Traditionskonzern erarbeitete Restrukturierungskonzept könne nicht finanziert werden, weil Banken eine Verlängerung von Kreditlinien verweigert hätten. Binnen drei bis vier Wochen könne Grundig deshalb "an der Wand stehen". Der Vorstand sehe die Lage nicht so prekär, sagte dagegen eine Konzernsprecherin auf Anfrage. Man sei zuversichtlich, die Banken in der ersten Aprilwoche noch zu einer Zusage bewegen zu können. Welche Summen benötigt werden, teilte das Unternehmen nicht mit.

Ohne Stellenverluste zumindest im Inland ist der Unterhaltungselektronikhersteller aber offenbar nicht zu retten. Gesamtbetriebsratschef Dieter Appelt sieht gut 1000 der noch 2900 heimischen Arbeitsplätze gefährdet. Die Belegschaft wolle den Abbau und eine damit verbundene Schließung des Standorts Bayreuth verhindern. An einen Konkurs binnen weniger Wochen glaubt aber auch er nicht.

Wenn das Roland-Berger-Konzept verwirklicht wird, würde sich Grundig fast vollständig vom Produktionsstandort Deutschland verabschieden. Neben dem Aus für Bayreuth bis Ende 2001 droht auch eine Verlagerung der TV-Produktion vom Stammsitz Nürnberg-Langwasser ins TV-Hauptwerk nach Wien, bestätigte eine Konzernsprecherin. Die Bereiche Messtechnik, Büro- und Hotelkommunikation sowie der Grundig-Internetdienst "Events today" sollen entweder verkauft oder als Kooperation weiter betrieben werden.

Wenn es gelinge, das Sanierungskonzept zu finanzieren und zu verwirklichen, stehe für kommendes Jahr ein Umsatz von 2,7 Milliarden Mark und ein leichter operativer Gewinn sowie mittelfristig eine Rendite von 3,6 Prozent in Aussicht, hieß es.

Die Lage von Grundig sei durch "interne Defizite" sowie schwierige Märkte begründet, heißt es in der Berger-Studie. Grundig leide unter zu großer Artikelvielfalt und zu geringer Größe. Zudem stagnierten im Kernmarkt Deutschland branchenweit die Umsätze bei gleichzeitiger Preiserosion.

tmh

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