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Wirtschaft: GTZ findet neue Auftraggeber

Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit bekommt weniger Mittel vom Bund – doch der Umsatz steigt

Frankfurt (Main ) (ro). Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) bekommt immer weniger Aufträge für traditionelle EntwicklungshilfeProjekte. Zwar kletterten die Einnahmen von öffentlichen Auftraggebern – und damit vor allem von der Bundesregierung – 2002 wieder deutlich. Doch das Auftragsvolumen aus dem Entwicklungshilfeministerium in Berlin (BMZ) ist um rund 15 Prozent auf 577 Millionen Euro zurückgegangen, sagt GTZ-Geschäftsführer Wolfgang Schmitt. Die bundeseigene Gesellschaft in Eschborn ist deshalb verstärkt auf Aufträge anderer Ministerien sowie internationaler Organisationen angewiesen. Dabei allerdings zahlt sich das hohe Ansehen und die Expertise der GTZ aus: Um 44 Prozent auf 171 Millionen Euro kletterte der Auftragseingang im Servicegeschäft für internationale Organisationen und andere Länder.

Seit seiner Gründung im Jahr 1975 ist das Unternehmen im Auftrag der Bundesregierung neben der ebenfalls bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für die Umsetzung von Entwicklungshilfe-Projekten – die technische Zusammenarbeit – zuständig. Hauptauftraggeber ist das BMZ. Jedoch erschließt sich die GTZ seit einigen Jahren über den Bereich International Services auch kommerzielle Aufträge für Projekte der Weltbank, der UN, der EU und anderer Organisationen. Auch die Zusammenarbeit mit reichen Ländern wie Saudi-Arabien bringt neue Einnahmequellen.

Bekämpfung der Armut

Im Fokus der Projektarbeit steht derzeit der Aktionsplan 2015 der Bundesregierung zur Halbierung der Armut. Dabei engagiert sich die GTZ vor allem im Kampf gegen Aids in den Entwicklungsländern. Krisenprävention und -bewältigung ist ebenfalls ein wichtiges Feld. Deshalb ist GTZ auch in Afghanistan aktiv. Dort hat sie im vergangenen Jahr auch die Loya Yirga, die große Versammlung zur Wahl der Regierung, organisiert. Wegen ihrer ausgewiesenen Expertise wird die GTZ mehr und mehr auch von anderen Ministerien eingeschaltet, etwa vom Finanzminister, um die Verwaltung in den osteuropäischen Staaten auf den EU-Beitritt vorzubereiten. Auch in der Hilfe bei Naturkatastrophen in Entwicklungsländern spielt die GTZ eine wichtige Rolle. Deutschland werde sich mit seiner Entwicklungshilfe im Nachkriegs-Irak und im afrikanischen Bürgerkriegsland Kongo allerdings zunächst zurückhalten, machte der Staatssekretär im BMZ, Erich Stather, am Donnerstag in Berlin bei der Jahrespressekonferenz der GTZ deutlich. Vor einem Einsatz im Irak wolle man zuerst eine UN-Resolution abwarten, sagte Stather.

Trotz der knappen Kassen sind GTZ-Geschäftsführer Schmitt und sein Kollege Bernd Eisenblätter zuversichtlich. Auch eine weitere Reduzierung des Personals in der Zentrale in Eschborn ist deshalb derzeit kein Thema. Im Gegenteil: 2002 konnte die Zahl der Mitarbeiter leicht auf rund 1050 aufgestockt werden. Aber die Anstrengungen für mehr Effizienz werden fortgesetzt: Derzeit erarbeitet die GTZ ein neues Auftragsverfahren, zugleich wird die Kooperation mit der ebenfalls für Entwicklungsprojekte zuständigen KfW ausgebaut. Mittlerweile betreibt man in den Entwicklungsländern 20 gemeinsame Büros, an denen auch der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) beteiligt ist. Projekte werden gemeinsam geplant, in der Umsetzung der Arbeit ergänzen sich KfW und GTZ. „Wir versuchen, institutionelle Konkurrenz in Synergien zu verwandeln“, sagt GTZ-Geschäftsführer Eisenblätter.

Kooperation mit der Wirtschaft

Ein immer wichtigeres Standbein für die GTZ wird die Kooperation mit der Privatwirtschaft. Bei mehr als 20 Prozent der neuen Projekte sind inzwischen deutsche Unternehmen eingebunden und stemmen einen Teil der Finanzierung, unter anderem Daimler-Chrysler und der Schokoladenproduzent Ritter. Seit Beginn der Initiative vor vier Jahren wurden in 68 Ländern für rund 270 Projekte knapp 120 Millionen Euro bereitgestellt, im Schnitt kamen davon 37 Prozent aus öffentlichen Mitteln, den Rest steuerten die beteiligten Unternehmen bei. Mittlerweile hat die GTZ strategische Allianzen mit Wirtschaftsverbänden geschlossen, unter anderem mit dem Deutschen Einzelhandelsverband und dem Deutschen Kaffee-Verband.

Insgesamt war die GTZ im vergangenen Jahr in 134 Ländern mit fast 2800 Projekten aktiv. Dabei beschäftigte sie neben den rund 1050 Mitarbeitern in der Zentrale rund 1400 deutsche Experten und etwa 8500 einheimische Kräfte vor Ort in den Projekten. Der Umsatz erhöhte sich leicht auf 876 Millionen Euro, wobei rund 105 Millionen Euro aus dem Geschäft mit internationalen Organisationen oder anderen Ländern stammen.

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