zum Hauptinhalt
In Form. Italien und Spanien müssen für kurz laufende Anleihen im Durchschnitt weniger Zinsen zahlen als vor wenigen Wochen.

© dpa

Gut abgeschnitten: Italien und Spanien profitieren von niedrigen Anleihenzinsen

Aktienkurse und Euro steigen nach Anleihe-Auktionen in Italien und Spanien. Für Griechenland ist die Lage allerdings weniger rosig.

Berlin/Athen - Entspannung in der europäischen Schuldenkrise: Italien und Spanien haben am Donnerstag zu überraschend niedrigen Zinsen neue Schulden am Anleihemarkt aufgenommen – und damit auch den Devisen- und Aktienmarkt beflügelt. Der Euro-Kurs stieg auf 1,2836 Dollar, der Dax kletterte zeitweise auf 6255 Punkte, schloss dann aber nur 0,4 Prozent höher bei 6179 Punkten.

In den Hintergrund traten die akuten Probleme Griechenlands: Das hoch verschuldete Land kommt mit den bisher bereitgestellten Hilfskrediten möglicherweise nicht aus. Wenn sich nicht genügend private Gläubiger an dem Schuldenschnitt beteiligen, über den Athen zurzeit mit den Banken und Versicherungen verhandelt, brauche das Land zusätzliche Finanzhilfen seiner Euro-Partner, sagte Finanz-Staatssekretär Philippos Sachinidis im griechischen Radiosender „Skai“.

Mit Blick auf die Auktionen von Spanien und Italien zeigten sich Analysten vorsichtig optimistisch: „Das ist eine Normalisierung und keine Übertreibung in die andere Richtung“, sagte Thomas Grüner von der Landesbank Berlin (LBB). Investoren müssten offenbar nicht mehr wie Ende 2011 „Angstprämien“ für Staatsanleihen der Schuldenstaaten zahlen. Grüner gab aber zu bedenken, dass die am Donnerstag versteigerten Anleihen kurze Laufzeiten hätten und der verbleibende Refinanzierungsbedarf Italiens (rund 340 Milliarden Euro) und Spaniens (rund 150 Milliarden Euro) im laufenden Jahr noch riesig sei. „Die Auktionen lang laufender Anleihen kommen erst noch, da können die Renditen auch schnell wieder steigen“, sagte der LBB-Experte. Die Landesbank rate ihren Kunden weiter davon ab, in der Peripherie des Euro-Raums zu investieren. „Die Gefahr ist weiter groß.“

„Die Auktionen waren ermutigend – allerdings war das erst der Anfang. Uns stehen im ersten Quartal noch viele andere Emissionen bevor“, sagte auch Nick Stamenkovic, Analyst bei RIA Capital Markets. Sebastian von Koss, Anleihen-Analyst bei HBSC Trinkaus, warnte ebenfalls vor zu viel Optimismus: „Die Schuldenkrise ist noch nicht ausgeblendet und die Stimmung am Markt schwankt stark.“

Spanien, das viertgrößte Land der Euro-Zone, platzierte bei seiner ersten Anleihe-Auktion in diesem Jahr neue Dreijahrespapiere im Volumen von rund 4,3 Milliarden Euro und stellte Zinsen von 3,38 Prozent in Aussicht. Zudem wurden zwei Anleihen mit Laufzeiten bis 2016 um 2,5 und 3,2 Milliarden Euro aufgestockt, wobei die Zinsen jeweils von knapp fünf Prozent auf unter vier Prozent sanken. Italien musste bei der ersten Anleihe-Auktion im neuen Jahr nur noch halb so hohe Zinsen zahlen wie zuletzt. Bei einjährigen Papieren lag die Rendite nur noch bei 2,735 Prozent – nach 5,95 Prozent im Dezember. Das teilte die Finanzagentur am Donnerstag in Rom mit. Bei dreimonatigen Papieren fiel der Zins auf 1,644 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit einem halben Jahr.

Als Reaktion auf die Auktionen fielen auch die Kosten für die Kreditausfallversicherungen (CDS): Für die Versicherung von Anleihen über zehn Millionen Euro mussten 395 000 Euro bezahlt werden. Die CDS Italiens kosteten mit 490 000 Euro gut 25 000 Euro weniger.

In Athen sollen an diesem Freitag die Verhandlungen über eine Beteiligung privater Gläubiger an einem Schuldenschnitt fortgesetzt werden. Erschwert wird ein Abschluss offenbar durch die Weigerung vieler Hedgefonds. Sie spekulieren auf eine Pleite Griechenlands und hoffen auf Entschädigung aus Kreditausfallversicherungen, die sie abgeschlossen haben. Finanz-Staatssekretär Sachinidis sagte, Griechenland brauche zusätzliche Hilfe, „wenn nicht 100 Prozent der Halter griechischer Staatsanleihen am Schuldenschnitt teilnehmen.“ Griechische Medien berichteten am Donnerstag , bei den Gesprächen zeichne sich eine Finanzierungslücke von 15 Milliarden Euro ab.

Die Zeit drängt: Am 20. März muss Griechenland eine dreijährige Staatsanleihe im Volumen von 14,5 Milliarden Euro tilgen. Wenn der Schuldenschnitt bis dahin nicht unter Dach und Fach ist und die erste Kreditrate des neuen Hilfspakets in Athen eingetroffen ist, droht dem Land eine ungeordnete Insolvenz.

Die Euro-Staaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) hatten Ende Oktober ein neues Hilfspaket für Griechenland geschnürt, nachdem sich die im Mai 2010 beschlossenen Notkredite als unzureichend herausgestellt hatten. Das zweite Hilfskonzept sieht Kredite von 130 Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 vor. Bestandteil des Plans ist ein „freiwilliger“ Verzicht der privaten Gläubiger auf 50 Prozent ihrer Forderungen. Dadurch soll die griechische Schuldenlast, die aktuell bei fast 360 Milliarden Euro liegt, um 100 Milliarden Euro reduziert werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false