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Wirtschaft: Gut geplant

Weil Bewerber ausbleiben, müssen sich Betriebe etwas überlegen. Wer aktiv ist, kann sich seine Azubis aussuchen.

Berlin – Die Ausbildungsstellen im Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin und Brandenburg (VME) steigen. 2012 sind elf Prozent betriebliche Ausbildungsplätze dazugekommen. Was auf den ersten Blick eine gute Nachricht ist, offenbart ein anderes Problem: Die Betriebe müssen mehr gegen den Fachkräftemangel tun. Und die Bewerberzahlen sinken nicht nur bei Unternehmen aus dem Bereich Metall und Elektro.

Vor einigen Jahren musste die Berliner Tiefbaufirma Frisch & Faust keine Anzeige schalten, um eine Stelle zu besetzen. Es reichte aus, wenn Mitarbeiter herumerzählten, ein Job sei frei. „Wenn wir jetzt inserieren, melden sich weniger als fünf Kandidaten, die geeignet sind“, sagt Dieter Mießen, kaufmännischer Leiter. Bei G-Elit, einem Hersteller von Spezialwerkzeugen aus Reinickendorf, gingen 2011 noch 280 Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz ein. 2012 waren es 80. Und das Internetportal für Lieferdienste Delivery Hero hat 40 Stellen zu besetzen.

In der Metall- und Elektrobranche fehlen den Unternehmen gewerblich-technische Fachkräfte noch mehr als Ingenieure. Dort arbeiten einige Betriebe schon lange gegen das Problem. Wolfgang Weber ist Leiter für Personalwesen bei G-Elit. Sein Personalplan zeigt zehn Jahre im Voraus, wann eine Stelle frei wird. Entsprechend werden Mitarbeiter gezielt aus- und weitergebildet. Mit Erfolg: „In den zurückliegenden zehn Jahren ist unser Altersdurchschnitt nur um zwei Jahre gestiegen“, so Weber.

Daneben bildet G-Elit im Verbund bis zu viermal so viele Auszubildende aus wie vor zehn Jahren. Im Netzwerk Großbeerenstraße haben sich zwölf Betriebe zum „Ringpraktikum“ zusammengetan. Im Verbund lotsen sie 24 Praktikanten durch je drei Betriebe — eine Chance, sich ohne enormen Aufwand kennenzulernen. Anschließend werden ausgewählte Jugendliche in ein Mentoren-Programm aufgenommen, das auf einen Azubiplatz hinausläuft, wenn die Schulnoten entsprechend ausfallen. „Wir sind in der zweiten Auflage des Praktikums schon bei 24 teilnehmenden Betrieben“, sagt Projektleiter und Netzwerkvorstand René Mühlroth. Auch die Zahl der Bewerbungen von Schülern habe stark zugenommen.

Bei Frisch & Faust lautet die Devise: „Wir gehen dorthin, wo die Jugendlichen sind“, wie der kaufmännische Leiter Dieter Mießen sagt. Der Betrieb kooperiert mit Schulen und Vereinen, stellt sich auf Berufsausbildungstagen vor und bietet einen Baustellentag an, bei dem Besucher eine Baustelle besichtigen und die Frisch- & Faust-Azubis ausfragen können. Das zahlt sich aus. „Wir haben eine derart hohe Zahl an Bewerbungen, dass wir einige weitervermitteln können“, sagt Mießen.

Fabian Siegel, Co-Geschäftsführer bei Delivery Hero, sucht unter anderem Softwareentwickler und Spezialisten für Online-Marketing. „Davon gibt es einfach nicht so viele“, sagt er. Das zeigt sich auch am Lohn: Für die raren IT-Spezialisten ist das Einstiegsgehalt von rund 30 000 Euro vor zwei Jahren auf rund 40 000 Euro gestiegen.Constance Frey

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