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Wirtschaft: Gute Aussichten für die Börse

Analysten rechnen für die kommenden Monate mit steigenden Kursen – erst dann dürfte es einen Dämpfer geben

Berlin/Frankfurt (Main) /New York (hop/ro/pf). Die Börsianer gehen optimistisch in das neue Jahr. Auch wenn die meisten internationalen Aktienmärkte im vergangenen Dezember schon deutlich zulegten, gibt es aus Sicht der meisten Experten immer noch Luft nach oben. Banker und Fondsmanager erwarten für die kommenden Monate weitere deutliche Gewinne. In diesen Optimismus mischt sich aber Vorsicht und Skepsis.

Der Deutsche Aktienindex Dax dürfte zunächst bis zur Jahresmitte auf 4500 Punkte steigen. Davon geht jedenfalls Klaus Martini, InvestmentChef bei der Fondsgesellschaft DWS, aus. Dann aber rechnet er mit einem leichten Rückschlag bis zum Jahresende auf 4300 Punkte.

Ähnlich sehen auch die Erwartungen der Analysten der Baden-Württembergischen Bank (BW Bank) aus. In einer aktuellen Studie rechnen sie für Mitte 2004 mit einem Dax-Stand von ebenfalls 4500 Punkten. Allerdings könne es zu herben Verlusten kommen, wenn die Erwartungen der Anleger an die weitere Erholung der US-Konjunktur enttäuscht würden. Schließlich sei nicht auszuschließen, dass die aktuellen Wachstumserfolge nur ein Strohfeuereffekt durch hohe Staatsausgaben seien und sich die US-Konjunktur wieder abschwächt. In dem Fall könne der Dax auf bis zu 3200 Punkte absacken. Zum Jahresende dürfte er sich aber wieder bei 4100 Punkten einpendeln, schreiben die Experten der BW Bank.

Rolf Elgeti, Aktienstratege der Commerzbank in London, ist weniger optimistisch für das erste Halbjahr gestimmt als seine Kollegen von DWS und BW Bank. Für die ersten drei Monate rechnet er mit weiter steigenden Kursen. Der Deutsche Aktienindex Dax dürfte dann auf etwa 4300 Punkte klettern. „Wir werden uns aber im kommenden Jahr zwischen zwei Polen bewegen“, warnte Elgeti vor zu großer Euphorie. Auf der einen Seite sei das konjunkturelle Umfeld sehr gut. Allerdings gebe es große Risiken für die Börsen, die sich im zweiten Quartal zusammenbrauen dürften. „Der Markt ist krisenanfälliger geworden“, sagte Elgeti dem Tagesspiegel. Die Anleger rechneten zurzeit mit zu großen Gewinnsprüngen bei den Unternehmen. Die Enttäuschung werde den Dax deshalb im Laufe des zweiten Quartals wahrscheinlich auf etwa 3700 Punkte drücken. „Und ich würde nicht darauf wetten, dass er nicht noch stärker fällt“, sagte Elgeti. Doch zum Jahresschluss erwartet der Aktienstratege wieder 4300 bis 4400 Punkte.

Im Gegensatz zum vergangenen Jahr werde 2004 keine Branche dominieren, sagte Elgeti. Unter den Dax-Werten sieht er die Aktien der Deutschen Telekom und von RWE als gutes Investment, beide seien im Vergleich zu ihren Konkurrenten billig. Ebenfalls empfehlenswert seien die Papiere der Allianz, von Siemens und von Linde oder BMW. Bei amerikanischen Aktien allerdings raten viele Experten deutschen Anlegern zur Vorsicht – nicht nur wegen des Wechselkurs-Risikos, falls der Dollar weiter gegenüber dem Euro an Wert verlieren sollte. Rechnet man die tatsächlichen Gewinne ein, dann waren US-Standard-Aktien nur zwei Mal in den vergangenen 100 Jahren teurer als zum Jahresende 2003, nämlich 1929 und 2000. Die Analysten der BW Bank kommen in ihrer Studie deshalb zum Schluss: „Europäische und insbesondere deutsche Aktien sind auch auf dem aktuellen Niveau preiswert, US-Aktien dagegen erheblich zu teuer.“ Anleger müssen laut der Bank für die Aktie eines US-Unternehmens, das genauso viel verdient wie sein europäischer Konkurrent, im Vergleich fast doppelt so viel zahlen.

In den USA ist die Stimmung jedenfalls gut: die meisten rechnen mit einer Fortsetzung des Booms. Nach einer vor Weihnachten von BusinessWeek/Harris Poll durchgeführten Umfrage ist die Zahl derjenigen Amerikaner, die im neuen Jahr steigende Aktienkurse erwarten (54 Prozent), wieder auf dem Niveau des Bullenmarktes der 90er Jahre angelangt. Zuversichtlich stimmen die jüngsten Statistiken aus Washington. Danach nahm das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal um 8,2 Prozent zu. Das war der steilste Anstieg seit 1984. Das robuste Wachstum dürfte zu steigenden Unternehmensgewinnen führen.

Allerdings liegt ein Schatten über dem Optimismus: Das Haushalts- und Bilanzdefizit der USA wird immer bedrohlicher. Jeden Tag braucht die USA Kapitalzuflüsse in Höhe von zwei Milliarden Dollar aus dem Ausland. In den vergangenen Jahren haben die Kapitalmärkte diesen Umstand ignoriert. Doch die Stimmung ist jetzt nicht mehr ganz so freundlich. Euphorie an den Börsen ist daher auch 2004 noch nicht angebracht.

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