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Wirtschaft: Gute Zahlen – mieses Image

Die Deutsche Bank steigert den Gewinn, hinkt international aber hinterher / Skandale und Prozesse beschädigen den Ruf der Bank

Frankfurt (Main). Brigitte Koppenhöfer nimmt Rücksicht. Die Richterin im Mannesmann-Prozess zitiert den Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, in dieser Woche nur einmal in den Gerichtssaal. Lediglich am Freitag muss der Schweizer in Düsseldorf antreten. Davor darf er am Donnerstag in Frankfurt die Bilanz der größten Bank Europas vorlegen.

Während das Image des Instituts durch den Mannesmann-Prozess und die diversen Verfahren gegen Aufsichtratschef Rolf Breuer in Sachen Kirch gegen Null tendiert, sind die Zahlen nicht schlecht. Allemal im Vergleich zur deutschen Konkurrenz von Commerzbank, Dresdner Bank oder WestLB, die 2003 zum Teil tief in die Miesen geschlittert sind. Aber international ist die Deutsche Bank im vergangenen Jahr nur langsam vorangekommen. Der Abstand zu Citigroup, UBS oder J.P. Morgan ist kaum kleiner geworden.

Gleichwohl dürfte die Deutsche Bank Ende 2003 ein gutes Stück besser dastehen. Dieter Hein, unabhängiger Banken-Analyst von Fairesearch erwartet einen Vorsteuer-Gewinn von 2,7 Milliarden Euro. Für 2002 hatte die Deutsche Bank einen Überschuss von 1,9 Milliarden Euro ausgewiesen. Allein im vierten Quartal dürfte die Bank nach Schätzungen Heins vor Steuern 630 Millionen Euro verdient haben. Das wären zwar rund 80 Millionen Euro weniger als im dritten Quartal, aber rund 400 Millionen Euro mehr als im vierten Quartal 2002. „In Deutschland mag die deutsche Bank top sein, international ist ihr Ergebnis mager“, sagt Hein.

Trotzdem: Mit der Konzentration der Geschäfte auf das Investment Banking, die Vermögensverwaltung und das Privatkunden-Geschäft sehen auch Beobachter die Bank auf dem richtigen Weg. „Der erste Schritt des Umbaus unter der Regie von Ackermann war erfolgreich“, sagt Robert Minde von der ING BHF-Bank. Bis auf das Aktienpaket an Daimler-Chrysler hat der seit Mai 2002 amtierende Schweizer praktisch alle großen Beteiligungen verkauft. Hauptgrund: Gebundenes und wenig rentables Kapital soll frei werden und im eigentlichen Bankgeschäft eine höhere Rendite abwerfen. Zuletzt hat die Bank unter anderem einen ganzen Packen selbstgenutzter Immobilien für rund eine Milliarde Euro und ihren Anteil von knapp fünf Prozent an Südzucker für rund 160 Millionen Euro verkauft. Auch die Kosten hat Ackermann nicht zuletzt auch durch den Abbau von über 14 000 Arbeitsplätzen deutlich gesenkt. Zum anderen dürfte die Risikovorsorge für wackelige Kredite nach Ansicht von Hein 2003 um 40 Prozent gesunken sein. 2002 musste die Bank dafür noch fast 2,1 Milliarden Euro zur Seite legen. Im Investmentbanking ist die Bank gut vorangekommen. Im Geschäft mit festverzinslichen Papieren ist die Deutsche Bank mittlerweile weltweit die Nummer zwei hinter der Citigroup.

2004 rechnen Beobachter zwar auch wegen des besseren Konjunkturumfeldes mit weiter steigenden Gewinnen, einen deutlichen Schub sehen sie bei der Deutschen Bank aber nicht. Ihr Marktanteil im deutschen Filialgeschäft liegt immer noch bei nur etwa sechs Prozent, nach wie vor dominieren die Sparkassen. Eine Liberalisierung des Marktes und damit eine mögliche Übernahme von Sparkassen durch Geschäftsbanken ist nach wie vor nicht in Sicht.

Dass der Mannesmann-Prozess das alles nicht leichter macht, versteht sich von selbst. Vermutlich bis Ende Juni wird Ackermann mindestens zwei Mal pro Woche vor dem Gericht in Düsseldorf erscheinen müssen. Noch, sagen Analysten, wirke sich der Prozess nicht auf das Geschäft aus. Aber Aktienkäufer werden vorsichtiger. Zumal auch die Schadenersatzforderung von Leo Kirch gegen Aufsichtsratschef Breuer auf der Bank lastet – ebenso wie der Parmalat-Skandal in Italien, in den das Geldinstitut ebenfalls verwickelt ist. Sollte Ackermann verurteilt werden, dürfte das allerdings auch auf die Geschäfte durchschlagen. Der Schweizer müsste zurücktreten. Einen Nachfolger gibt es nicht. Ackermann selbst, aber auch die Deutsche Bank, hätten ein Problem.

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