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Ein sonniges Ergebnis. Bundesweit wird die Weinlese wohl ähnlich ausfallen wie in den Jahren zuvor, wahrscheinlich rund neun Millionen Hektoliter. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Wirtschaft: Guter Wein für wenig Geld

Dank des sonnigen Wetters der vergangenen Wochen wird die Weinlese 2011 ähnlich ausfallen wie in den Jahren zuvor

Berlin - Jeden Vormittag steht Kai Schätzel in einem seiner Weinberge in Nierstein und probiert Trauben. Der Winzer testet die Süße der Beeren. Sorgfältig kaut er die Kerne, um den Bitterkeitsgrad zu schmecken. Auch die Konsistenz der Schale ist wichtig. „Es ist ein Pokerspiel“, sagte Schätzel am Montag. „Am Donnerstag soll sich das Wetter ändern, es wird feuchter und kühler.“ Noch ist unklar, wie die Trauben auf den Wetterumschwung reagieren werden – und ob Schätzel sie rasch ernten muss.

Schätzels Weingut liegt in Rheinhessen. Ihm gehören Weinberge in den besten Lagen: Pettenthal, Hipping, Oelberg. Eigentlich ist die Weinlese in Rheinhessen, in Baden und in der Pfalz weitgehend abgeschlossen. Und bundesweit wird die Ernte wohl so ähnlich ausfallen wie in den Jahren zuvor, „wahrscheinlich rund neun Millionen Hektoliter“, meinte ein Sprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz. Mit dem Ergebnis sei man „sehr zufrieden“, sagte er auf Anfrage. Der „wunderschöne Spätsommer“ habe vieles wettgemacht. „Die Verbraucher werden in diesem Jahr guten Wein für wenig Geld bekommen.“ Die Winzer verweisen auf die hohen Mostgewichte, „das spricht für einen hohen Prädikatsweinanteil“. Prädikate werden in Deutschland über das Mostgewicht festgelegt, das den Zuckeranteil wiedergibt. Doch Schätzel ist der Zuckergehalt egal. „Der sagt wenig über die Qualität aus“, weiß er. Aromen seien wichtiger.

Schätzel ist ein Aufsteiger. So wird er jedenfalls in der aktuellen Ausgabe des „Gault Millau Wein Guides“ bezeichnet, in dem die meisten seiner Weine mit „sehr gut“ bewertet wurden. „Jeder Wein bekommt die Betreuung, die er verdient hat“, sagt er über seine Arbeit in Weinberg und -keller. „Es gibt keine Pauschal-Fahrpläne.“

In diesem Jahr gab es „eine schwere Anlaufphase“, blickt Schätzel zurück. Der Regen habe viele Trauben faulen lassen. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen.“ Die Winzer, die die faulen Trauben per Hand herausgelesen haben, konnten die anderen retten. Auch Schätzel hat das gemacht. „Dadurch haben wir einen Qualitätsvorsprung.“ Rund 30 000 Liter hat er bereits im Keller, 10 000 stehen noch aus. Jetzt geht es um die besten Weine des Jahrgangs. Schätzel nennt sie die „Super-Premium-Produkte“. Beeren- und Trockenbeerenauslesen gehören dazu. Der Winzer wird versuchen, die Trauben noch bis Mitte Oktober hängen zu lassen. „Fällt das Laub der Reben zu Boden, macht das die Trauben noch aromatischer“, sagt er. So lange wird Schätzel vormittags im Weinberg stehen und Beeren kosten. „Ob 2011 nun ein außergewöhnlich guter Jahrgang werden wird, wird sich diese Woche zeigen.“ Also, wie die Trauben auf das Wetter reagieren. jba

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