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Wirtschaft: Gutes Geschäft für alternative Kraftstoffe Hersteller von Biodiesel

produzieren am Limit

Die hohen Benzinpreise machen alternative Kraftstoffe attraktiver. Die Vertreiber von Biodiesel und Erdgas freuen sich über eine gestiegene Nachfrage. „Wir gehen davon aus, dass alle Biodieselanlagen in Deutschland momentan ausgelastet sind“, sagt Detlef Efers, Vorstandsmitglied im Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB). „Die Nachfrage hat in den vergangenen Monaten deutlich angezogen.“ Auch die Gasag ist zufrieden. Sie betreibt zwölf Erdgastankstellen in Berlin, zu denen bis Ende des Jahres noch zwei neue hinzukommen sollen. „Wir bekommen unaufhörlich Anfragen von Autofahrern, die auf Erdgas umsteigen wollen“, sagt Gasag-Sprecher Otto Berthold.

Der größte geschäftliche Vorteil der alternativen Kraftstoffe ist ihre Steuerbegünstigung gegenüber herkömmlichem Benzin und Diesel. Das macht sie deutlich billiger. Erdgas wird bis 2020 nur mit einem ermäßigten Mineralölsteuersatz belegt. Die Menge, die der Leistung eines Liters Benzin entspricht, kostet deshalb nur rund 50 Cent. Biodiesel wird bisher gar nicht besteuert und kostet zurzeit zehn bis 20 Cent weniger als normaler Diesel.

Beide Kraftstoffe können aber nicht problemlos in jeden Autotank gefüllt werden. Nur rund 30000 Gas-Autos sind in Deutschland zugelassen. Trotz der gestiegenen Nachfrage ist man deshalb auch bei der Gasag zurückhaltend: „Schwarze Zahlen schreiben wir bisher nur mit zwei oder drei Stationen“, sagt Sprecher Berthold. „Um ein richtiges Geschäft zu machen, müsste es viel mehr Fahrzeuge geben.“

Der Biodiesel ist schon weiter verbreitet. Die meisten Dieselfahrer haben ihn bereits in ihrem Tank, ohne es zu wissen. Seit dem vergangenen Jahr mischen die großen Mineralölgesellschaften ihrem konventionellen Diesel bis zu fünf Prozent Biokraftstoff bei. Das ist für alle Motoren unschädlich. Experten halten sogar eine Verdopplung auf bis zu zehn Prozent für technisch machbar. Bei allem, was darüber hinausgeht, müssen Autofahrer vorsichtig sein. Der Kraftstoff kann Schläuche und Ventile zersetzen. Für Autos mit Rußpartikelfilter eignet sich 100-prozentiger Biodiesel ohnehin nicht. Die meisten Lkw können dagegen problemlos mit dem Kraftstoff fahren.

Wegen des vergleichbar niedrigen Preises boomt der Biodiesel. Ständig werden neue Anlagen gebaut. Im vergangenen Jahr lagen die Produktionskapazitäten in Deutschland bei 1,2 Millionen Tonnen. Für dieses Jahr rechnet der Fachverband VDB mit einer Steigerung auf 1,9 Millionen Tonnen. „Ständig kommen neue Investoren hinzu“, sagt Karin Retzlaff, stellvertretende Geschäftsführerin des VDB. Mittlerweile seien das nicht mehr nur klassische Agrarunternehmen, sondern Investoren aus allen Bereichen, die im Bio-Sprit ein gutes Geschäft wittern.

Ob die Bedingungen so gut bleiben wie sie sind, hängt maßgeblich davon ab, ob die Steuerbefreiung für Biokraftstoffe erhalten bleibt. Die Union spielt mit dem Gedanken, die Befreiung im Falle eines Wahlsiegs abzuschaffen und stattdessen normalen Sprit zu verbilligen. Bundesverkehrsminister Stolpe will die Förderung auf jeden Fall beibehalten. Und der grüne Staatssekretär Matthias Berninger will sogar alle großen Tankstellen verpflichten, eine „grünen Säule“ mit Biodiesel oder Bio-Ethanol, dem Öko-Ersatz für Normal-Benzin, aufzustellen.

Stefan Kaiser

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