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Obermann räumt auf. Mit dem Verkauf von T-Mobile USA an AT&T, den der Telekom-Chef am Sonntagabend in New York verkündete, wirft der deutsche Konzern Ballast ab, den Ex-Chef Ron Sommer teuer eingekauft hatte.

© dpa

Gutes Geschäft: Verkauf von T-Mobile USA lässt Aktie explodieren

Die Telekom hat sich mit dem Verkauf ihres US-Geschäftszweiges einer großen Last entledigt und lässt sich von der Börse feiern. Der Verkaufspreis lag mit 28 Milliarden über den Erwartungen.

Berlin - Was für die einen einer Kapitulation gleichkommt, ist für die anderen ein Befreiungsschlag: Mit dem Verkauf ihres US-Geschäfts T-Mobile USA für 39 Milliarden Dollar (28 Milliarden Euro) hat die Deutsche Telekom am Montag ein Kursfeuerwerk an der Börse ausgelöst. Die T-Aktie schoss zum Handelsbeginn um 16 Prozent in die Höhe. Der Börsenwert des Konzerns stieg um 6,7 Milliarden Euro – so viel ist die gesamte Lufthansa wert. Bei Handelsschluss lag der Telekom-Kurs immer noch bei 10,67 Euro, ein Plus von mehr als elf Prozent.

„Der Verkauf löst wohl das wichtigste Problem bei der Telekom, und zudem wird T-Mobile USA zu einem sehr attraktiven Preis abgegeben“, sagte ein Börsianer. Das sah Telekom-Finanzvorstand Tim Höttges naturgemäß genauso: „Dies war mit Abstand die attraktivste Möglichkeit.“ Die Erwartungen an einen Verkaufspreis seien erheblich geringer gewesen – obwohl der Vorstand zuletzt mit fünf Interessenten gleichzeitig verhandelt hatte. Im Schnitt sei T-Mobile USA mit 17,5 Milliarden Euro bewertet worden. Nun erhalte die Telekom von AT&T 28 Milliarden Euro, sagte Höttges. „Wir verkaufen ein Viertel des Unternehmens und bekommen 70 Prozent des Unternehmenswertes der Telekom“, sagte Höttges. Derweil war Telekom-Chef René Obermann auf dem Weg nach Seattle, um den 38 000 US-Mitarbeitern den Verkauf schmackhaft zu machen.

Am Firmensitz von T-Mobile USA, die früher einmal Voicestream hieß, hatte die Einkaufstour der Telekom vor elf Jahren einen Höhepunkt erreicht. Doch dieser Ausflug sollte eine Episode bleiben – manche sprechen auch von einer Kapitulation in Übersee. Obermanns Vorgänger Ron Sommer hatte die Telekom mit milliardenschweren Akquisitionen zum Weltkonzern machen wollen. Mit der US-Expansion ging der deutsche Konzern das größte Wagnis ein – und lud sich die größte Last auf. Angesichts der enormen Investitionen, die nötig gewesen wären, um das US-Mobilfunkgeschäft anzukurbeln und Kunden von der mächtigen Konkurrenz abzuwerben, war der Verkauf in den Augen des Vorstands alternativlos.

Nun fließt eine Menge Geld, das sinnvoll investiert werden muss. Zusätzlich kann die Telekom jährliche Dividendenzahlungen aus den USA erwarten: Weil sie einen Anteil von acht Prozent an AT&T, dem größten Telekom-Konzern der Welt, hält, wird sie künftig rund 600 Millionen Euro jährlich einstreichen.

13 der in Aussicht stehenden 28 Milliarden Euro Verkaufserlös sollen in den Abbau des Schuldenbergs von 42 Milliarden Euro fließen, fünf Milliarden Euro steckt die Telekom in den Rückkauf eigener Aktien (entspricht etwa zehn Prozent der umlaufenden Anteile) und damit in die Aktienkurspflege. Letzteres wird von Aktionärsvertretern gerne als fantasielos kritisiert. Das jedoch werden die Anteilseigner des Telekom-Konzerns anders sehen, die mit dem Kursverlauf der T-Aktie mehr als unzufrieden sein dürften. 32 Prozent der Anteile hält der Bund (15 Prozent direkt, 17 Prozent über die Kfw- Bankengruppe), private Investoren halten 14 Prozent, institutionelle wie Fonds und Versicherungen 54 Prozent.

Ihr Wachstum will die Telekom nun vor allem in Europa vorantreiben. „Wir haben die Regionen Afrika oder Asien nicht auf dem Radar“, sagte Finanzchef Höttges. Zukäufe soll es – wenn überhaupt – nur zur Ergänzung geben. In Europa will die Telekom beim Ausbau schneller Breitbanddienste, des Glasfasernetzes und des Geschäftes mit mobilen Daten expandieren. „Wir können uns nun stärker auf den Ausbau der schnellen Netze in Europa und die Entwicklung moderner Internetprodukte konzentrieren“, sagte Obermann.

„Mit dem Verkauf von T-Mobile USA muss die Telekom als völlig neues Unternehmen gesehen werden“, kommentierten die Analysten von Warburg Research den Deal. Das Risiko werde deutlich reduziert, die flüssigen Mittel könnten an die Aktionäre umverteilt werden. „Das Unternehmen positioniert sich aufgrund der hohen Renditen in Deutschland und Europa als Cash Cow“, so das Fazit der Experten.

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