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In Partylaune. Der Präsident für das internationale Geschäft, Veit Dengler, der Gesandte der US-Botschaft in Deutschland, Seth Winnick, der Gründer Andrew Mason und der Geschäftsführer des Unternehmens in Europa, Jens Hutzschenreuter (von links). Foto: dapd

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Gutscheinportal: Groupon schafft in Berlin mehr Platz

In Berlin ist nun Platz für 1000 Mitarbeiter. Künftig will das Online-Portal mehr als nur ein Schnäppchenanbieter sein. Der Strategiewechsel kommt nicht ganz freiwillig.

Früher wurde hier Fernsehen gemacht. Nun werden Rabatte ausgehandelt. Rund 850 Mitarbeiter des Gutscheinportals Groupon arbeiten künftig in der Oberwallstraße in Mitte. Bis 2008 hatte ProSiebenSat1 hier seine Sendezentrale. Am Donnerstag stellte Groupon-Gründer Andrew Mason die neuen Räume selbst vor.

In dem Gebäude zieht das 2008 gegründete Unternehmen seine Berliner Beschäftigten an einem Ort zusammen. Bisher waren sie auf vier Standorte über die Stadt verteilt. Die neuen Räume bieten nun Platz für rund 1000 Arbeitsplätze. Ob und wann tatsächlich neue Jobs hinzukommen, ließ Groupon aber zunächst offen. Es gebe keinen konkreten Pläne, sagte Veit Dengler, Chef des internationalen Geschäfts. Die Zahl der Beschäftigten entwickle sich aber dynamisch. Konzernweit gibt es derzeit 12 500 Arbeitsplätze.

Groupon bietet über seine Internetseite Verbrauchern lokal und zeitlich beschränkte Schnäppchen über Gutscheine an und verspricht dabei Rabatte von weit mehr als 50 Prozent. Von den Gutschein-Partnern – häufig Restaurants, Hotels, Wellnessanbieter und Waschstraßen – kassiert das Portal eine Provision, in der Regel 30 Prozent.

Doch das bisherige Geschäftsmodell wird spätestens seit dem Börsengang Ende vergangenen Jahres kritisch betrachtet. Schnäppchen mithilfe von Außendienstlern aufzuspüren und über die Webseite zu vermarkten verursacht hohe Personalkosten. Noch immer schreibt Groupon rote Zahlen, auch wenn es den Verlust im abgelaufenen Quartal auf zwölf Millionen Dollar eindämmen konnte. Im Vorjahreszeitraum war das Minus noch mehr als zehnmal so groß gewesen.

Dabei ist das Vertrauen der Anleger in die Rechenkünste des von Mason geführten Unternehmens nicht sehr groß. Zu oft musste es seine Zahlen nachträglich korrigieren, weil die Buchführung entweder zu lax oder zu kreativ gewesen war. Die Aktie kostet an der US-Technologiebörse Nasdaq inzwischen um die sieben Dollar. Damit hat sie knapp drei Viertel ihres Wertes eingebüßt. Die nächste Zwischenbilanz steht im August an. Bis dahin sollen nicht nur gut geführte Bücher Anleger und Analysten überzeugen, sondern auch eine neue strategische Ausrichtung.

Statt nur Schnäppchen für Einzelhändler zu verramschen, will Groupon zu einem lokalen Handelsplatz im Internet werden. Ziel sei es, dass etwa Friseure oder Restaurants ihr gesamtes Geschäft über Groupon abwickeln, sagte Groupon-Manager Dengler. „Wir haben Werkzeuge entwickelt, mit denen der lokale Handel sein tägliches Geschäft managen kann.“ Als Beispiel nannte er ein Treuemodell für Kunden oder Buchungshilfen für Restaurants oder Spas. Und die Angebote für Kunden – etwa der Newsletter – sollen stärker auf die individuellen Interessen zugeschnitten werden. Im US-Geschäft seien die Neuerungen gut angelaufen. Dass es auch in Europa läuft, sollen die Berliner Mitarbeiter gewährleisten. Am Donnerstag war es in der Oberwallstraße aber erst einmal wie früher: Das Fernsehen war da – als Gast.

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