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Wirtschaft: Händler mögen schwere Laster

Branchenverband will 60-Tonner auch auf deutschen Straßen / Positive Tests in den Niederlanden

Berlin - Sie sind 25,25 Meter lang und können 60 Tonnen auf die Waage bringen, die sich über acht oder zehn Achsen verteilen. Die als Monstertrucks verschrienen Riesenlaster, Eurocombi oder Gigaliner genannt, sind auf deutschen Straßen bislang verboten. Das möchte der Groß- und Außenhandel (BGA) ändern. Am Freitag warb der Verband in Berlin mit neuen Daten dafür, 60-Tonner auch in Deutschland zuzulassen.

Zweijährige Tests in den Niederlanden „im praktischen Umfeld“ hätten gezeigt, dass die Gigaliner umweltfreundlich und sicher seien, erklärte der Vorsitzende des BGA-Verkehrsausschusses, Gerhard Riemann. Die Ergebnisse widerlegten die „zahlreichen theoretischen Vorbehalte, die das deutsche Verkehrsministerium immer wieder vorschiebt“. Bisher dürfen Lkws vollbeladen höchstens 40 Tonnen wiegen und 18,75 Meter lang sein. Fünf Achsen sind derzeit das Maximum.

„Im Versuch konnte bewiesen werden, dass es dank der längeren und schwereren Lkw-Kombination möglich ist, den Einsatz herkömmlicher Lkw zu reduzieren“, sagte Riemann. Da der gesamte Güterverkehr rasant wachsen werde – im Vergleich zum Ende der 90er Jahre um mehr als 64 Prozent bis zum Jahr 2015 –, mache sich der Verband gerade angesichts der jüngst veröffentlichten Berichte zum Klimawandel ernsthaft Sorgen. „Wenn wir heute nicht intelligent gegensteuern, ersticken wir im Stau und den daraus resultierenden Abgasen.“ Sollte die Bundesregierung den Eurocombi verhindern wollen, müsse sie Alternativen, wie das Verkehrswachstum zu bewältigen ist, auf den Tisch legen.

Die Regierung hatte unlängst vor großen Sicherheitsrisiken gewarnt, sollten die Gigaliner zugelassen werden. Dabei stützte sie sich auf eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen, in der es unter anderem heißt, dass Unfälle mit 60-Tonnern „deutlich gravierendere Folgen“ hätten als mit gewöhnlichen Lkw.

Auch der ADAC zeigte sich am Freitag besorgt, dürften die Riesenlaster auf deutschen Straßen fahren. Gerade auf den Landstraßen gebe es ein erhöhtes Risiko bei Überholvorgängen, warnte die Leiterin des Hauptstadtbüros, Monica Müller.

Riemann kritisierte dagegen, „innovatives Interesse“ sei in Deutschland verloren gegangen. Das Ausland mache wieder einmal vor, wie so etwas funktionieren könne. In Schweden, Finnland und den Niederlanden fahren bereits 60-Tonner. Bedenken der Kommunen, die Innenstädte seien für Lkw mit solchen Ausmaßen nicht ausgestattet, wies Riemann zurück. „Wir wollen gar nicht in die Innenstädte.“ Die 60-Tonner würden vielmehr nur bestimmte Zentren anfahren. Drei Bundesländer testen Gigaliner bereits in Feldversuchen.

Juliane Schäuble

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