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Wirtschaft: Händler werden ihre Autos nicht los

Privatleute kaufen weniger Pkw/Höhere Nachfrage frühestens im nächsten Jahr erwartet

Berlin – Das KfzGewerbe hat dieses Jahr weitgehend abgehakt. „Frühestens“ 2005 werde der deutsche Automarkt wieder in Schwung kommen, glaubt der Verband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes nach den Erfahrungen der ersten acht Jahresmonate. Das Statistische Bundesamt teilte am Freitag mit, der Autohandel in Deutschland sei im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres geblieben. Dabei hielten sich vor allem private Autokäufer zurück (minus 4,8 Prozent), während der Verkauf an gewerbliche Kunden um ein Prozent zunahm. Der deutsche Automarkt befindet sich bereits das vierte Jahr in Folge in schwacher Verfassung. Bis August wurden zwei Prozent weniger Pkw neu zugelassen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dagegen waren die heimischen Hersteller nach wie vor auf den Auslandsmärkten erfolgreich: In den ersten acht Monaten exportierten VW, Mercedes, BMW, Porsche, Opel und Ford sechs Prozent mehr Autos. Dieser Exporterfolg schlägt sich auch in den Produktionszahlen nieder. Allein im August bauten die deutschen Hersteller 312000 Autos (plus 19 Prozent); im bisherigen Jahresverlauf wurden immerhin vier Prozent mehr Autos montiert.

Die schwache Inlandsnachfrage begründet der Verband der Autoindustrie (VDA) mit den hohen Kraftstoffpreisen, der Arbeitslosigkeit und der „fortwährenden Diskussion über neue finanzielle Belastungen im Zusammenhang mit der Arbeitsmarktreform“. Zu den Spritpreisen teilte der Automobilclub von Deutschland (AvD) am Freitag mit, es sei fast wieder das Rekordniveau von Mitte August erreicht. Derzeit kosteten der Liter Superbenzin im Bundesdurchschnitt 1,19 Euro und der Liter Diesel rund einen Euro. Am 19. August war bei Diesel auf dem deutschen Markt ein Rekordpreis von 1,02 Euro und bei Super ein Höchststand von 1,22 Euro erreicht worden. Am teuersten ist Benzin gegenwärtig in Kassel, am günstigsten in Bremerhaven. Nach Angaben des AvD belaufen sich die Preisdifferenzen auf bis zu fünf Cent.

Auf Seiten der Mineralölwirtschaft hieß es zum Wochenende, nach Irak-Terror, Streiks in Venezuela und der Jukos-Krise in Russland seien es nun die Hurrikans im Golf von Mexiko, die auf den Märkten für Verunsicherung sorgen. Die Mineralölgesellschaften haben inzwischen begonnen, wieder Personal auf ihre Bohrinseln und Bohrplattformen zu fliegen. Insgesamt waren bis zu 13000 Arbeiter evakuiert worden. In den letzten Tagen fehlten auf dem Markt durch die erzwungenen Produktionsunterbrechungen knapp vier Millionen Barrel Öl. Im Golf von Mexiko wird rund ein Viertel des amerikanischen Öl- und Erdgases gefördert.

Auf dem deutschen Automarkt haben die hohen Kraftstoffpreise den Trend zum Dieselmotor verstärkt, der Absatz der Selbstzünder stieg im ersten Halbjahr hierzulande um sechs Prozent. Doch weder der Diesel noch die zahlreichen neuen Modelle oder das hohe Alter des Fahrzeugbestands von durchschnittlich acht Jahren haben den deutschen Markt in Fahrt bringen können. Im Gegenteil. Nach Angaben des Kraftfahrzeuggewerbes sind im ersten Halbjahr 320 Kfz-Betriebe Pleite gegangen, bis zum Jahresende könnte die Zahl auf 1200 steigen, befürchtet der Verband. Im Deutschen Kraftfahrzeuggewerbe sind gegenwärtig 42500 Autohäuser und Werkstätten organisiert. Die Branche zählt rund 490000 Mitarbeiter und ist mit 100000 Azubis einer der stärksten Ausbildungsbereiche. Tsp

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