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Wirtschaft: Händler zweifeln am Weihnachtsgeschäft

Handelsverband BAG erwartet nur mäßige Umsätze / Keine wesentliche Besserung im kommenden Jahr in Sicht

Frankfurt (Main) (ro). Selbst bei einem guten Weihnachtsgeschäft rechnet der Einzelhandel mit dem „schlechtesten Jahr seit Kriegsende“. Sicher sei, dass die bisherigen Umsatzrückgänge in den letzten Wochen des Jahres nicht mehr aufgeholt werden können, sagte Walter Deuss, Präsident des Handelsverbandes BAG. Dass der erste lange Samstag vor Weihnachten so gut gelaufen ist, wie viele Einzelhändler sagen, bezweifelt Deuss. Die Geschäfte seien allenfalls durchwachsen gewesen.

Der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) hatte von einem guten Auftakt des Weihnachtsgeschäfts berichtet, obwohl rund 50 Prozent der vom HDE befragten Händler am ersten DezemberWochenende sinkende Umsätze im Vergleich zum Vorjahr gemeldet hatten. Ein Viertel berichtete von steigenden, ein weiteres Viertel von gleich bleibenden Umsätzen.

Für das ganze Jahr rechnet der BAG mit einem Umsatzrückgang zwischen 2,5 und drei Prozent. Für den Einzelhandel sei es längst nicht mehr fünf vor zwölf, sondern fünf nach zwölf, sagte Deuss am Dienstag in Frankfurt. Da viele Händler in diesem Jahr zudem Umsätze mit zahlreichen Rabattaktionen erkauft hätten, werde es in den Gewinn- und Verlustrechnungen erhebliche Bremsspuren geben. „Wer jetzt sagt, er macht Gewinne, der lügt“, sagte BAG-Vizepräsident Ulrich Schillert. Zufriedenstellend liefen die Geschäfte nur im Versandhandel. Von Januar bis September verbuchten die Versender ein reales Umsatzplus von 6,6 Prozent.

Wegen der schlechten Lage rechnet der BAG in diesem Jahr mit 10 000 Pleiten im Handel und dem Verlust von rund 30 000 Arbeitsplätzen. Vor allem Textilgeschäfte, der Facheinzelhandel und Warenhäuser blieben hinter dem Vorjahr zurück. Auch für das nächste Jahr erwartet Deuss keine wesentliche Besserung. Man könne froh sein, wenn es so laufe wie im Jahr 2002. Damit drohe im Einzelhandel 2003 erneut ein Abbau von rund 30 000 Stellen.

„Um unsere Zukunft im kommenden Jahr ist es ist es nicht gut bestellt“, sagte der BAG-Chef. Ein Großteil der Schuld schiebt Deuss der rot-grünen Bundesregierung in die Schuhe. Sie nehme den Einzelhandel mit ihrem Programm von zwei Seiten in die Zange: „Einmal durch höhere Belastung der Unternehmen und zum anderen durch einen erheblichen Entzug von Kaufkraft.“ Im kommenden Jahr würden im Portemonnaie der Verbraucher sieben bis neun Milliarden Euro fehlen, wobei der Anstieg der Ökosteuer noch gar nicht berücksichtigt sei. Zum Vergleich: „Im Schnitt der letzten vier Jahre erzielte der Einzelhandel ein reales Umsatzplus von etwa vier Milliarden Euro“, sagt Deuss. Ausdrücklich warnt er vor einer Anhebung der Mehrwertsteuer. Dies wäre eine „schlimme Wachstumsbremse“.

Von der Regierung fordert Deuss ein einfacheres Arbeits- und Steuerrecht, eine deutliche Reduzierung der Lohnnebenkosten, die Ausdehnung der geringfügigen Beschäftigung auf bis zu 500 Euro und die Erweiterung der Ladenöffnungszeiten in den Stadtzentren. Kurzfristig sollte zumindest die Verlängerung des Ladenschlusses an allen Samstagen bis auf 20 Uhr umgesetzt werden. Generell müssten dem Handel in den Innenstädten längere Öffnungszeiten eingeräumt werden als den Betrieben auf der „Grünen Wiese“.

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