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Wirtschaft: Hängepartie um Zukunft von Pischetsrieder

MÜNCHEN / LONDON .Nach wochenlangen Spekulationen stand am Freitag die Führungskrise bei BMW vor der Entscheidung.

MÜNCHEN / LONDON .Nach wochenlangen Spekulationen stand am Freitag die Führungskrise bei BMW vor der Entscheidung.Der BMW-Aufsichtsrat kam zu einer Krisensitzung zusammen, um über die Verluste bei Rover und eine Ablösung des Vorstandschefs Bernd Pischetsrieder zu beraten.Das Treffen, das schon am Mittag zu Ende sein sollte, dauerte am späten Nachmittag noch an.Zum Redaktionsschluß lag noch keine Nachricht über die Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung in München vor.Der Börsenkurs der BMW-Aktie stieg unterdessen entgegen dem übrigen Markttrend um 3,2 Prozent, nachdem sie bereits am Donnerstag sieben Prozent zugelegt hatte.

Die britische Regierung forderte das deutsche Unternehmen BMW auf, ihren Verpflichtungen gegenüber Rover nachzukommen und stellte finanzielle Hilfen in Aussicht.Industrieminister Stephen Byers kündigte für Freitagnachmittag ein Telefongespräch mit dem Vorstandschef in München an, in dem er ihn auffordern werde, die Produktion im Werk Longbridge aufrecht zu erhalten.Die 14 000 Beschäftigten seien zu höherer Produktivität bereit.Von Seiten des Staates "kann es Unterstützung geben." Pischetsrieder, der seit 1993 an der Spitze des BMW-Konzerns steht, werden die hohen Verluste bei der britischen Konzerntochter Rover angelastet.

Es wurde spekuliert, daß er in den Aufsichtsrat wechseln und im Mai den 70jährigen Aufsichtsratschef Eberhard von Kuenheim ablösen soll.Als Nachfolger an der Konzernspitze war der bisherige Vertriebs- und Entwicklungschef Wolfgang Reitzle im Gespräch.Unter Pischetsrieder hatte BMW Rover gekauft.In seiner Amtszeit stieg der Umsatz des Konzerns von 29 Mrd.DM auf 63 Mrd.DM im vergangenen Jahr, der Gewinn wurde verdoppelt.Im vergangenen Jahr aber blieb der Gewinn wegen erneuter hoher Verluste bei Rover - dem Vernehmen nach in Höhe von einer Mrd.DM - unter dem Rekordgewinn des Jahres 1997 zurück.Ein Analyst der Deutschen Bank, Christian Breitsprecher, nannte die strikte Trennung der Marken BMW und Rover falsch.Vor allem die kleinen Fahrzeuge von Rover müßten auf gemeinsame Plattformen mit anderen Marken gesetzt werden, sonst gebe es keine Kostenersparnis, erklärte er.Eine Zusammenarbeit mit VW in dieser Hinsicht sei sinnvoll."Dann wäre der 200er oder der 400er auf der Golf-Plattform und der Mini auf der Plattform des Lupo." BMW hatte voriges Jahr zunächst damit gedroht, das Rover-Werk zu schließen.Im Dezember des vergangenen Jahres verständigte sich der Konzern mit den britischen Gewerkschaften dann auf ein Sanierungsprogramm für Longbridge, das allerdings mit dem Verlust von 2500 der 14 000 Arbeitsplätze dort erkauft wurde.

Die Gewerkschaften befürchteten, daß BMW bei einer Absetzung von Vorstandschef Bernd Pischetsrieder seine Haltung gegenüber Rover ändern könnte.

Der Münchner Autokonzern BMW ist 1916 als Flugzeugfabrik entstanden.Nach der Zerstörung der Werkshallen im Zweiten Weltkrieg fuhr der Konzern in eine schwere Krise.Ein Verkauf von BMW wurde im letzten Moment im Dezember 1959 abgewehrt, als der Großaktionär Herbert Quandt Teile der BMW-Aktien übernahm.Ein Jahr nach der Ablösung von Vorstandschef Eberhard von Kuenheim durch Bernd Pischetsrieder kaufte BMW 1994 den britischen Hersteller Rover.1998 beschäftigte der Konzern weltweit knapp 120.000 Mitarbeiter und produzierte 1,2 Mill.Fahrzeuge.

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