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Halbjahreszahlen: Undeutsche Telekom

Der Konzern erzielt erstmals mehr Umsatz im Ausland als im Inland. Innerhalb Deutschlands läuft es weiter schlecht. Der rasante Kundenschwund konnte bisher nicht aufgehalten werden.

Berlin - Die Deutsche Telekom hat zum ersten Mal auf dem Heimatmarkt weniger umgesetzt als im Ausland. Im deutschen Festnetz hat das Bonner Unternehmen erneut 516 000 Kunden verloren. Jedoch hatten im ersten Quartal noch 588 000 Kunden ihren Anschluss bei der Telekom gekündigt. Insgesamt lief das zweite Quartal besser als vom Markt erwartet. Im operativen Geschäft konnte der Konzern seinen Ertrag leicht steigern. Auch der Umsatz legte zu. Allerdings wachsen Ergebnis und Umsatz nur noch im Ausland.

„Die wichtigste Botschaft zum ersten Halbjahr 2007 lautet: Wir liegen im Plan, unsere Finanzziele für 2007 zu erreichen“, sagte Konzern-Chef René Obermann in Bonn. Dies sei trotz erheblicher Beeinträchtigungen durch den Streik im Mai und Juni gelungen.

Im zweiten Quartal setzte die Telekom 15,6 Milliarden Euro um, 2,9 Prozent mehr als in der Vergleichsperiode 2006. Das operative Ergebnis (nach Steuern, Zinsen und Abschreibungen) lag bei 4,8 Milliarden Euro, ein Plus von 1,3 Prozent. Die Zahl der Schmalbandanschlüsse sank im Inland auf 32 Millionen, die Zahl der Breitbandanschlüsse für schnelles Internet stieg auf 11,5 Millionen. Der Konzernüberschuss schrumpfte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 40 Prozent auf 608 Millionen Euro. Grund waren nach Aussage des Finanzchefs Karl-Gerhard Eick vor allem gestiegene Abschreibungen (für Erwerbungen in Polen und Österreich) und ein höherer Steueraufwand.

Die Analysten nahmen den Bericht mit Erleichterung auf: „Die Zahlen waren etwas besser als erwartet“, sagte Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Das Gespenst der dritten Gewinnwarnung ist weg.“ Von einer Trendwende zu sprechen, sei allerdings zu früh. Ende vergangenen und Anfang dieses Jahres hatte die Telekom zweimal ihre Geschäftsprognose herunterschrauben müssen. Die Börse honorierte die Ergebnisse vom Donnerstag zunächst mit einem Kursaufschlag, der in der Spitze bei knapp zwei Prozent lag. In einem insgesamt sehr schwachen Markt stand zum Handelsende ein Plus von 0,8 Prozent auf 13,18 Euro auf dem Kurszettel.

Die Telekom befindet sich in einer Umbruchphase. Bis zum Jahresende will der Konzern Kosten in Höhe von zwei Milliarden Euro einsparen. „Wir sind mit unseren Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Kostenkontrolle auf einem guten Weg“, sagte Obermann. Doch dieser Weg sei noch lang und werde keineswegs leichter. Eine der Maßnahmen war die Ausgliederung von 50 000 Mitarbeitern in drei neue Servicegesellschaften. Dort arbeiten sie seit 1. Juli 38 statt bisher 34 Stunden. Auch das Entgelt wurde gekürzt, allerdings wird diese Kürzung für bestehende Mitarbeiter zunächst durch Ausgleichszahlungen kompensiert. Ab 2010 soll T-Service die Kosten des Konzerns jährlich um 700 000 Euro drücken.

Gegen diese Ausgliederung hatte die Gewerkschaft Verdi zu massiven Streiks aufgerufen. Rechne man die Streiktage aller Mitarbeiter zusammen, habe es 460 000 Streiktage gegeben, sagte Obermann. Es sei ein Schaden im zweistelligen Millionenbereich entstanden. Eine Sprecherin präzisierte auf Anfrage: „im oberen zweistelligen Millionenbereich“. In Berlin arbeiten seit Juli 3050 Mitarbeiter in den drei neuen Servicegesellschaften der Telekom. Das ist fast jeder dritte der insgesamt 9300 Mitarbeiter des Konzerns in der Hauptstadt. In Brandenburg sind es mit 1500 Mitarbeitern fast die Hälfte der 3400 Telekom-Beschäftigten.

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