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Wirtschaft: Handel wirft Minister Trittin Täuschung vor

Verband: Keine flächendeckende Rücknahme von Dosen ab Oktober

Berlin (dpa). Dosen und Einwegflaschen mit Pfand können nun doch nicht von Oktober an in fast allen Geschäften zurückgegeben werden. Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) warf Umweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen) am Sonntag „Täuschung der Öffentlichkeit“ vor. Es stimme nicht, dass ein breit angelegtes Rücknahmesystem aufgebaut werde, sagte HDEGeschäftsführer Hubertus Pellengahr. Die Grünen forderten auf ihrem Parteitag in Cottbus eine Fortführung des umstrittenen Dosenpfands. Das Bundeskabinett will in dieser Woche über die neue Verpackungsverordnung entscheiden.

Vergangenen Freitag hatten sich Trittin und Teile der Wirtschaft auf ein Rücknahmesystem für Dosen geeinigt. Pellengahr sagte nun aber, der Minister könne nur von einer „Insellösung“ sprechen, wenn sich die Unternehmen Lekkerland-Tobaccoland und die Handelskette Spar zum Aufbau eines Rücknahmesystems bereit erklärten. Denn die Verbraucher könnten damit ihre Dosen nur in Kiosken, Tankstellen und Spar-Supermärkten zurückgeben. „Diese haben aber keinen nennenswerten Anteil am Getränkemarkt. Die Verpackungsverordnung wird damit nicht erfüllt.“

Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Lekkerland-Tobaccoland GmbH & Co. KG, Christian Berner, widersprach Pellengahr. Er verwies darauf, dass das Unternehmen 70000 Kioske, Tankstellen und andere Einrichtungen beliefere. Damit werde ein flächendeckendes Pfandrücknahmesystem aufgebaut. An der bundesweiten Lösung könnten sich auch weitere Handelsfirmern beteiligen. „Einige dieser Handelsketten haben bereits Interesse bekundet, so dass wir im ersten Schritt von 100000 Verkaufsstellen ausgehen, die sich an dem System beteiligen.“

Die Grünen begrüßten das Angebot von Lekkerland-Tobaccoland sowie Spar vom Freitag und erklärten, dass daraus später ein einheitliches Rücknahmesystem entstehen könnte. Auch bei der Einführung der Mehrweg-Flasche für Mineralwasser habe es zunächst nur solche „Insel-Lösungen“ für die Rücknahme gegeben, heißt es in dem Grünen-Beschluss. Heute könne eine Mineralwasser-Mehrwegflasche bundesweit in allen Geschäften zurückgegeben werden. Discounter wie Lidl und Plus haben angekündigt, eigene Systeme zu erarbeiten.

HDE-Mann Pellengahr sagte, aus ökologischer Sicht könne das Rücknahmesystem nicht gerechtfertigt werden. Die Einwegverpackungen würden nicht wiederverwertet, sondern genauso recycelt, wie wenn der Verbraucher sie zum Müll gibt. „Sinn macht da nur Mehrweg.“

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