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Das selbstgesteckte Ziel bei den Ausfuhren erreichte China 2013 nicht ganz.

© Reuters

Handelsnationen: China überholt die USA

Die Chinesen sind im vergangenen Jahr zur größten Handelsnation der Welt aufgestiegen - größer als die USA. Gleichzeitig erleben die Asiaten das schwächste Wachstum seit den 90er Jahren.

China ist zur größten Handelsnation der Erde aufgestiegen. Mit dem Zuwachs seines Außenhandels um 7,6 Prozent im vergangenen Jahr überholte das Reich der Mitte im Warenverkehr erstmals die USA. Wie die chinesische Zollverwaltung am Freitag in Peking mitteilte, stiegen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent auf 2,21 Billionen Dollar (1,63 Billionen Euro). Die Einfuhren wuchsen um 7,3 Prozent auf 1,95 Billionen Dollar.

Der Anstieg des chinesischen Außenhandels um 7,6 Prozent liegt knapp unter dem Ziel der Regierung in Peking von acht Prozent für 2013, allerdings über dem Vorjahreswert von 6,2 Prozent. Die wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Welt, steigende Lohnkosten und eine stärkere chinesische Währung machen den chinesischen Exporteuren zu schaffen. Dennoch ließ die zweitgrößte Wirtschaftsnation die USA hinter sich und kletterte auf die Spitzenposition im Welthandel.

Aussichten für 2014 sind noch ungewiss

Die Jahreszahlen in den USA werden zwar erst im Februar veröffentlicht, doch erreichte der amerikanische Außenhandel bis November nur 3,56 Billionen Dollar, so dass China nach Einschätzung von Experten uneinholbar in Führung liegt. Chinas Handelsvolumen überschritt mit 4,17 Billionen Dollar erstmals die Vier-Billionen-Marke. „Ein historischer Moment“, sagte Zollsprecher Zheng Yueshang. Der Handelsüberschuss legte um 12,8 Prozent auf 259 Milliarden US-Dollar zu.

Der Warenaustausch mit der Europäischen Union, Chinas größtem Handelspartner, stieg im vergangenen Jahr um 2,1 Prozent auf 559 Milliarden Dollar. China exportierte für 339 Milliarden Dollar, während es europäische Güter für 220 Milliarden Dollar einführte. Der Handel mit den USA legte 2013 noch stärker um 7,5 Prozent zu. Vor dem Hintergrund der Spannungen mit Japan um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer fiel der Handel beider Länder um 5,1 Prozent.

Die Aussichten für dieses Jahr bleiben ungewiss. Zollsprecher Zhang Yueshang zeigte sich „weder optimistisch noch pessimistisch“.

Konjunkturprogramme sind derzeit kein Thema

Im Dezember verlangsamte sich der Anstieg der Ausfuhren auf 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, während die Importe stärker als erwartet um 8,3 Prozent anzogen. Die höheren Einfuhren könnten als Zeichen für ein Anziehen der Nachfrage und eine Belebung der nur noch langsamer wachsenden chinesischen Wirtschaft gewertet werden.

China erlebt das möglicherweise schwächste Wachstum seit den 90er Jahren. Die Wirtschaft dürfte 2013 nach offiziellen Vorhersagen nur um 7,6 Prozent zugelegt haben. Das wäre noch schwächer als die 7,7 Prozent im vergangenen Jahr - der schwächste Wert seit 1999. Das Statistikamt wird die Jahresdaten am 20. Januar bekanntgeben. Chinas Regierung hatte als Ziel für 2013 nur 7,5 Prozent Wachstum angepeilt, doch waren diese Vorgaben früher immer deutlich übertroffen worden.

Um die Risiken durch hohe Verschuldung zu reduzieren, wurde auch die Kreditvergabe in der zweiten Jahreshälfte deutlich reduziert, was die Aussichten für das neue Jahr ebenfalls dämpft. Experten rechnen 2014 auch nur noch mit 7,4 Prozent Wachstum. Die geringe Inflation schenkt zwar Spielraum für Konjunkturprogramme, doch will die neue Führung vorrangig Reformvorhaben umsetzen und erst eingreifen, wenn das Wachstum deutlich unter 7,5 Prozent fallen sollte.

Das Wachstum erscheint aus europäischer Sicht zwar hoch, ist für ein Schwellenland wie China, das jahrelang zweistellige Zuwächse verbucht und großen Nachholbedarf hat, aber vergleichsweise langsam. (dpa)

Andreas Landwehr

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