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Wirtschaft: Handyhersteller rüsten auf, die Börse zieht nicht mit Investoren sind von den neuen, teuren Geräten nicht überzeugt

Düsseldorf (slo/HB). Mobiltelefone werden immer mehr zu Multifunktionsgeräten: sie sind zugleich Kamera, Spielecomputer oder Musikabspielgerät.

Düsseldorf (slo/HB). Mobiltelefone werden immer mehr zu Multifunktionsgeräten: sie sind zugleich Kamera, Spielecomputer oder Musikabspielgerät. Die Börse honoriert das allerdings nicht – im Gegenteil: So ist der Aktienkurs des Marktführers unter den Handyherstellern, Nokia, in den vergangenen drei Monaten um etwa 40 Prozent gesunken. Dabei ist der finnische Konzern gerade dabei, sein Angebot an Mobiltelefonen enorm auszubauen. „Es ist der bedeutsamste Upgrade seit drei Jahren“, sagen Analysten von Credit Suisse First Boston. Damit lege Nokia eine sehr gute Grundlage, um die eigene bisher unangefochtene Marktführerschaft noch auszubauen.

Doch das ist nicht genug, um die Unsicherheiten auf dem Markt auszugleichen. Zwar zieht der HandyAbsatz seit Ende vergangenen Jahres wieder leicht an. Aber es sind eher die Billig-Modelle, die stärker gefragt sind. Den Beweis, dass sich wirklich Geld machen lässt mit den neuen teueren Geräten voller technischer Raffinessen müssen die Hersteller aber noch liefern. Daran hängt das weitere Schicksal der gesamten europäischen Mobilfunkbranche: Denn in Westeuropa haben schon mehr als 70 Prozent der Menschen ein Handy. Das Wachstum der Mobilfunknetzbetreiber und Mobiltelefon-Hersteller mit Hilfe neuer Kunden ist daher kaum mehr möglich.

Wachstum nur mit neuer Technik

Branchenexperten erwarten, dass in diesem Jahr dank neuer Services weltweit etwa 440 Millionen und damit zehn Prozent mehr Geräte verkauft werden als im Vorjahr. Die Umsätze werden dagegen weniger stark wachsen – vier Prozent sagt Credit Suisse First Boston voraus. Die Nokia-Aktien gelten trotz der Verluste in den vergangenen Monaten bei den meisten Analysten immer noch als Kauf-Empfehlung. Experten von Merrill Lynch und UBS Warburg erwarten, dass Nokia sogar weitere Marktanteile gewinnen wird. Durch eine sehr effiziente Produktion und niedrigere Kosten würden die Finnen auch ihre Margen halten können – unter einer Voraussetzung: Nokia dürfe sich nicht auf einen Preiskampf einlassen, um Marktanteile zu gewinnen.

Motorola, mit weitem Abstand weltweit die Nummer zwei auf dem Handy-Markt, versucht Nokia hauptsächlich in den USA Marktanteile abzujagen. Mit Erfolg, heißt es in einer Analyse von Goldman Sachs. Motorolas Ziel, den Marktanteil von derzeit etwa 18 auf 25 Prozent zu steigern, halten Experten dennoch für zu ehrgeizig. Vor allem in Europa komme Motorola nicht gegen Nokia an, schreiben die Merrill-Lynch-Analysten. Die Handysparte von Motorola erwirtschaftet knapp die Hälfte der Umsätze des amerikanischen Konzerns.

Ähnlich ehrgeizige Ziele, die möglicherweise die Margen auf dem Handy-Markt unter Druck bringen, hat auch Siemens: Der Münchener Konzern, weltweit die Nummer vier auf dem Mobiltelefon-Markt, will seinen Anteil von etwa acht Prozent bis Ende 2004 verdoppeln. Analysten halten das für unrealistisch, „außer der Konzern kauft hinzu", heißt es in einer Studie von UBS Warburg. Immerhin: Die Mobilfunksparte von Siemens hat im abgelaufenen Quartal besser abgeschnitten als erwartet.

Zunehmend erfolgreicher in Europa wird der südkoreanische Handyhersteller Samsung. Weltweit ist der Konzern die Nummer drei, in Europa steht er auf dem vierten Platz – hinter Nokia, Motorola und Siemens. Doch das könnte sich ändern, sagen beispielsweise Analysten des Marktforschungsinstituts Gartner voraus. Aus zwei Gründen: Zum einen scheinen sich die asiatischen Hersteller mit Geräten für die neue Mobilfunktechnik UMTS für einen Großangriff auf den europäischen Markt zu rüsten. Zum anderen haben geraden die asiatischen Produzenten mehr Erfahrung mit Unterhaltungselektronik und könnten daraus bei teureren Handys für mobile Internetdienste Kapital schlagen. Doch all das wird nach Ansicht von Analysten frühestens in einem Jahr eine größere Rolle spielen.

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