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Wirtschaft: Handys aus Siebenbürgen

In dem rumänischen Dorf Jucu entsteht auf 160 Hektar ein Industriepark / Durchschnittslohn bei 200 Euro

Bukarest - Ioan Pojar, Bürgermeister im idyllischen siebenbürgischen Dorf Jucu, jubiliert: „Ich mache gerade einen Bebauungsplan für 100 Wohnungen, 80 sind schon im Bau.“ Es gilt, Unterkünfte zu schaffen für die Menschen, die demnächst im neuen Industriepark arbeiten sollen. Das Wunder in dem bisher verschlafenen 4200-Seelen-Ort nahe der Universitätsstadt Cluj heißt Nokia. Auf einem Acker, wo früher Getreide und Gemüse angebaut wurden, ist ein 159 Hektar großer Industriepark entstanden. Das Zugpferd war der finnische Handyhersteller, der hier bis Ende 2009 insgesamt 3500 Menschen beschäftigen will. 90 Hektar besetzt „Nokia Village“, den Rest teilen sich drei Nokia-Zulieferer, vier weitere Telekom-Firmen und eine Gasfirma. „30 Hektar wären noch frei“, sagt der Kreisratsvorsitzende Marius Nicoara. Anfang Februar beginnt Nokia mit der Serienproduktion.

Die Aufregung darüber, dass Nokia in Deutschland eine Fabrik schließt, kann Nicoara nicht verstehen. „Die Deutschen sollten sich überlegen, was Nokia an Steuereinnahmen gebracht hat. Wir hier werden unsere Investitionen in die Infrastruktur des Industrieparks in anderthalb Jahren wieder hereinholen.“ Geschätzte 33 Millionen Euro haben der rumänische Staat und der Landkreis Cluj dafür ausgegeben, dass „Nokia Village“ einen Gasanschluss für die Heizung, eine Wasserleitung, Strom und Zufahrtswege bekommen hat. Sogar Gleise wurden aus dem Dorf zur Fabrik verlegt, so dass die Angestellten direkt vor den Werkstoren aus dem Zug aussteigen können.

All dies sei ohne einen Cent von der EU gebaut worden, beteuert Nicoara. Nur beim Ausbau der zehn Kilometer langen alten Landstraße aus Jucu nach Cluj zur Autobahn seien Gelder aus Brüssel verwendet worden. Insgesamt 15 000 Arbeitsplätze wird Nokia indirekt in der Region schaffen, schätzt das rumänische Arbeitsamt. Die ersten rumänischen Angestellten wurden im vergangenen Sommer ausgewählt. Für die 500 Plätze bewarben sich damals sage und schreibe 8200 Kandidaten. Die Kreishauptstadt Cluj gilt als Zentrum für IT-Ausbildung. Siemens finanziert dort ein Forschungszentrum. Die Gehälter bei Nokia in Jucu sollen vorerst laut Medienberichten zwischen 170 und 238 Euro liegen. Derzeit liegt der Nettodurchschnittslohn in Rumänien bei 320 Euro. dpa

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