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Wirtschaft: Hans-Olaf Henkel taucht wie ein Phönix aus der Asche auf

DÜSSELDORF ."Fast alles spricht gegen eine dritte Amtszeit des umstrittenen BDI- Präsidenten", titelte noch Ende Mai die "Zeit".

DÜSSELDORF ."Fast alles spricht gegen eine dritte Amtszeit des umstrittenen BDI- Präsidenten", titelte noch Ende Mai die "Zeit".Doch seit Montag ist es amtlich: Der zehnte Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) seit 1949 wird auf die Bitte seiner acht Vizepräsidenten allen Unkenrufen zum Trotz für eine weitere Amtszeit von zwei Jahren kandidieren.Eine Bestätigung der Kandidatur des 58jährigen Hans-Olaf Henkel durch das 40köpfige BDI-Präsidium im September scheint gewiß.Daß er beim Wahlgang im November auch die nach der Satzung des BDI für eine dritte Amtsperiode erforderliche Zweidrittelmehrheit erreichen wird, daran besteht zumindest für seinen Stellvertreter Tyll Necker kein Zweifel.

Die Meldung überrascht.Monatelang hatte Henkel selbst die Öffentlichkeit darüber im ungewissen gelassen, ob er seine Zukunft im Ehrenamt an der Spitze des Industrieverbandes oder in einem einträglichen Job in der Industrie sieht.Er müsse endlich wieder Geld verdienen, hieß es hinter den Kulissen.

Hinzu kamen die Berichte über wachsende Widerstände in den eigenen Reihen gegen das allzu forsche Auftreten des Hardliners.Mit seinen Angriffen auf die Tarifautonomie verprellte Henkel die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).Mit seiner Attacke auf Arbeitsminister Norbert Blüm, dem er "Narrenfreiheit" am Kabinettstisch des Bundeskanzlers bescheinigte, schien er Kohls Wohlwollen endgültig verspielt zu haben.Seine ungeschminkte Kritik an der Politik der Bundesregierung und sein lautes Wehklagen über die Mängel des deutschen Standortes hatten schon vorher beim Kanzler für Verärgerung gesorgt.Daß Henkel trotzdem gute Chancen auf eine Wiederwahl bescheinigt werden müssen, hat verschiedene Ursachen.Zum einen läßt die Aussicht auf einen Machtwechsel in Bonn auch die Arbeitgeberverbände enger zusammenrücken und die Kritiker in den eigenen Reihen verstummen.Zum anderen will man sich angesichts einer drohenden Wahlniederlage der Koalition offenbar auch innerhalb des BDI keine Lagerkämpfe leisten.Sie aber würden bei einem anderen Kandidaten als Henkel leicht offen zutage treten und der SPD Wahlkampfmunition liefern.Henkel hat das Seine zum Burgfrieden zwischen BDA und BDI beigetragen, indem er in seinem "Perspektivkonzept 2010" auf die Forderung nach Abschaffung des Flächentarifvertrags verzichtete.

Echte Gegenkandidaten waren zudem bislang nicht in Sicht.Weder der Familienunternehmer Jürgen Heraeus wäre bereit gewesen gegen Henkel zu kandidieren noch VDMA-Präsident Michael Rogowski.

Henkel selbst hat es seinen Kritikern zudem dadurch leichter gemacht, daß er in den vergangenen Wochen auf Annäherungskurs zur Regierungskoalition gegangen ist.Auf der BDI-Jahresversammlung im Juni übte er den Schulterschluß mit Kohl, der sich dies freundlich gefallen ließ.Das Wahlprogramm der SPD bezeichnet er hingegen als reaktionär.

PETER THELEN (HB)

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