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Wirtschaft: Hans Röring, Gründer des Dienstleistungsunternehmens LeihWeise

Sie sind wie die Heinzelmännchen. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht und dennoch waren sie da.

Sie sind wie die Heinzelmännchen. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht und dennoch waren sie da. Bevor die VIPs kommen, kommt die Firma LeihWeise: Der Lkw hält vor der Tür und die Mitarbeiter laden Geschirrkisten aus. Tassen, Teller, Gläser und Bestecke liegen dann fein säuberlich bereit, die Sektkübel und Servierplatten stehen am richtigen Ort. "In Berlin wird gefeiert, dass es kracht", sagt Hans Röring, der Inhaber von LeihWeise, dem Service- und Vermietungsunternehmen. Wenn die Gäste gegangen sind, dann rollt der Lkw wieder vor und holt das benutzte Geschirr und die vollen Aschenbecher ab. Ob beim Empfang in einer Werbeagentur, im VIP-Bereich der Berlinale oder einer Sonderveranstaltung in der Philharmonie, die Teller, von denen man die Häppchen verspeiste und die Gläser, aus denen Champagner getrunken wurde, könnten von LeihWeise stammen.

Verleih und Vermietung ist ein boomender Dienstleistungsbereich, erst recht seit dem Regierungsumzug. Während Arbeitsplätze in der Produktion weiter abgebaut werden, gewinnen die Dienstleister in und um Berlin zunehmend an Gewicht. "Wir haben uns auf Geschirr und die gehobene Ausstattung von Events und Veranstaltungen spezialisiert," erklärt Hans Röring. Dabei geht es nicht um ein paar Gläser oder Tassen, Großaufträge mit Hunderten von Gedecken kann LeihWeise abwickeln.

Unternehmer zu werden, das war schon früh ein Ziel des 50-Jährigen. 1982 kam er nach Berlin und arbeitete als Bereichsleiter in einem großen Heimwerkerhandel. 1990 machten er und seine damalige Frau sich mit einer Catering-Firma selbstständig. Nach der Trennung stand 1995 ein persönlicher und geschäftlicher Neuanfang an. Mit Reinkultur - einem Spülzentrum - gründete er ein zweites Mal ein Unternehmen. Da abzusehen war, dass die Dienstleistung Spülen ein zu kleines Angebotssegment für den Kunden abdeckt, wurde LeihWeise 1999 seine dritte Firmengründung.

Meistens bewegt sich die Zulieferung in einem größeren Maßstab. Bei der Ausstattung des VIP-Bereichs für ein Fußballpokalspiel ging es um einen Auftrag mit circa 27 000 Geschirr- und 50 000 Besteckteilen. In der Lagerhalle des Unternehmens stehen in großen Regalen Kisten, in denen Gläser rutsch- und stoßfest gelagert sind, daneben lagern Sektkübel und Buffetabsperrungen mit roten Kordeln. Auf der rechten Seite stapeln sich beschriftete Geschirrkisten, weiter hinten blinken silberne Platten und Aschenbecher - alles, was man für ein rauschendes Fest braucht.

LeihWeise beschäftigt zurzeit fünf Mitarbeiter, zwei davon sind behindert. Hans Röring ist stolz, zwei Behindertenarbeitsplätze geschaffen zu haben. "Wenn man sich einige Gedanken darüber macht, dann kann man Arbeitsplätze für Behinderte in jedem Betrieb schaffen", sagt er. Bis zum Ende des Jahres will er das Personal für Logistik sowie die Spül- und Fahrkräfte aufstocken. Erst einmal steht jedoch die Akquise und Werbung im Vordergrund.

Der Weg in die erneute Gründung war für Hans Röring trotz seiner Erfahrung nicht einfach. "Es mangelt an Risikokapital. Den Mitarbeitern in den Banken fehlt oft die nötige Phantasie und außerdem haben sie Angst, Fehler zu machen. Deshalb lehnen sie Kreditanträge eher ab, um kein Risiko einzugehen", erzählt er von seinen Erfahrungen. Er musste ein Jahr lang Verhandlungen führen, bis er die passende Bank gefunden hatte. Die fand er schließlich nicht in Berlin, sondern in Brandenburg.

Besonders in der Phase der Gründung war der Rückhalt durch die Familie und die Unterstützung seiner Frau Vasundhara besonders wichtig. "Man muss dranbleiben, auch wenn es Rückschläge gibt." Das Unternehmenskonzept hat er immer wieder überarbeitet und optimiert. Auch gaben ihm seine betriebswirtschaftlichen Kenntnisse und die langjährige Erfahrung als Bereichsleiter und Geschäftsführer das nötige Selbstbewusstsein für die Neugründung. "Eine Bilanz müssen Sie schon lesen können und daraus Schlüsse ziehen", betont er. "Außerdem braucht man genügend Eigenkapital, um mindestens ein Jahr überstehen zu können, sonst sind Sie nachher blockiert, weil die Gelder zwar zugesagt, aber noch nicht flüssig sind."

Hans Röring ist anzumerken, dass er weiß, wovon er spricht und sowohl den Biss als auch das Know-how besitzt, um die schwierigen ersten Jahre nach einer Gründung durchzustehen. Denn eine interessante Geschäftsidee ist nur der erste Schritt, danach kommen die Verhandlungen mit den Banken, die Kundenakquise und das unternehmerische Handeln. "Fachliche Kompetenz und Mut ist das Mindeste, was Sie brauchen", sagt Hans Röring, "und ohne die Unterstützung meiner Frau hätte ich es bestimmt nicht geschafft."

Regina Köthe

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