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Hapag-Lloyd: Schiffe unterm Hammer

Tui stellt die Reederei Hapag-Lloyd zum Verkauf – und Hamburg bietet mit. Die Hansestadt bangt um 2000 Arbeitsplätze.

Berlin - Hamburg will um die Containerreederei Hapag-Lloyd kämpfen. Eine Gruppe von Kaufleuten und Investoren aus der Hansestadt hat am Montag ihr Angebot für die traditionsreiche Schifffahrtssparte des Tui-Konzerns abgegeben. Auch die Stadt will dafür einen dreistelligen Millionenbetrag aufbringen, um die Reederei zu halten, wie ein Sprecher des Wirtschaftssenators bestätigte. Hamburg befürchtet vor allem den Verkauf der Schifffahrt an ein ausländisches Unternehmen und so den Verlust der rund 2000 Arbeits- und 250 Ausbildungsplätze. Wie hoch das Angebot der Hamburger Bieter ausfiel und wer daran genau beteiligt ist, blieb am Montag weiter unklar.

Ob im Laufe des Tages auch Angebote von anderen Kaufinteressenten, etwa der asiatischen Neptune Orient Line aus Singapur, eingingen, wollte ein Tui-Sprecher nicht sagen. Beobachter gehen davon aus, dass Tui fünf bis sechs Bieter in die zweite Runde nimmt und ihnen Einblick in die Bücher gewährt. Um Mitternacht endete die erste Bieterfrist. Welches Gebot schlussendlich den Zuschlag erhält, entscheidet Tui im Herbst.

Zuvor hatte der russische Milliardär Alexej Mordaschow mitgeteilt, seinen Anteil an dem Reisekonzern von etwa zehn auf gut 15 Prozent erhöht zu haben. Mordaschow, der als Unterstützer von Vorstandschef Michael Frenzel gilt, befürwortet einen Verkauf der Reederei, um mit dem eingenommenen Geld das Touristikgeschäft von Tui auszubauen. Sein Anteil an Tui ist nun ebenso hoch wie der des Frenzel-Kritikers John Fredriksen. Der norwegische Reeder hatte die Aufspaltung des Unternehmens im Frühjahr forciert; allerdings fordert er nun angesichts des schwachen Marktumfelds, das Vorhaben abzublasen. Stattdessen solle der Konzern in zwei börsennotierte Teile zerlegt werden, und jedem Aktionär sollten sowohl Aktien der Tui Travel als auch der Hapag-Lloyd zugeteilt werden. Das Reisegeschäft Tui Travel hat Vorstandschef Frenzel bereits im vergangenen Jahr an die Börse gebracht. Den von Fredriksen vorgeschlagenen „Spin-off“ lehnt er aber ab. Erwartet wird nun, dass auch Fredriksen weitere Tui-Anteile erwirbt, um den Machtpoker für sich zu entscheiden.

Zu der Frage, wie viel die Reederei derzeit wert ist beziehungsweise mit welcher Summe geplant wird, wollte sich Tui am Montag nicht äußern. Konzernsprecher Robin Zimmermann sagte lediglich: „Das Gros der Analysten rechnet mit viereinhalb Milliarden Euro als fairem Preis.“ Börsennotierte Reedereien haben allerdings in den vergangenen Monaten bis zu einem Viertel ihres Wertes verloren. Daher argumentiert Fredriksen, ein angemessener Preis für Hapag- Lloyd sei derzeit nicht zu erzielen.

Das sieht der Touristikexperte Karl Born anders. „Es gibt genug Interessenten, die für Hapag-Lloyd bieten werden. Denn die Reederei ist unzweifelhaft eine Perle“, sagte Born dem Tagesspiegel. Doch könne der Zeitpunkt für einen Verkauf tatsächlich besser sein. Der einstige Tui-Vorstand warnt daher vor übertriebener Eile: „Es gibt keine Notwendigkeit für einen Notverkauf.“ Falls aber das beste Gebot von ausländischen Interessenten komme, müsse Frenzel das im Sinne der Aktionäre akzeptieren. Ähnlich argumentiert Nord LB-Analystin Martina Noß: Für die Aktionäre sei es gut, wenn sich ein Bieterstreit ergebe, der den Preis in die Höhe treibt. K. Reimann/J. Schäuble

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