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Wirtschaft: HAPAG-LLOYD

Die Hamburger Lösung

Wenn ein CDU-Politiker von einem „Befreiungsschlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland“ schwärmt, geht es für gewöhnlich um niedrigere Steuern oder um eine Privatisierung. Michael Freytag, Hamburgs Finanzsenator, hat im Oktober 2008 anderes im Sinn: Er feiert den Kauf eines 23-Prozent- Anteils an der Hamburger Reederei Hapag- Lloyd durch die Hansestadt – für die stolze Summe von 484 Millionen Euro. An der Seite des Senats steht ein Bankenkonsortium, das im Auftrag mehrerer vermögender Bürger der Stadt mit gut 4,45 Milliarden Euro dafür sorgt, dass das traditionsreiche Haus mit 8000 Beschäftigten nicht an einen ausländischen Investor geht. Weil die HSH Nordbank auch mit von der Partie ist, liegt der Staatsanteil eigentlich noch höher, denn Hamburg besitzt 30 Prozent an dem Institut. Der finanzstärkste der deutschen Käufer ist der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne, der mit einer halben Milliarde Euro die Hauptlast der Summe trägt. Hintergrund: Der Reisekonzern Tui, bis dato Eigner der Hapag- Lloyd, will sich aus dem Geschäft mit dem Containertransport zurückziehen und Hapag- Lloyd meistbietend verkaufen. Neben den Hamburger Geschäftsleuten sind internationale Konzerne interessiert – bis sich die Finanzkrise im Sommer 2008 verschärft. Als sich der letzte verbliebene Bieter aus Asien zurückzieht, ist der Weg frei für die Hamburger Lösung. Zugleich bewegen die Hansestädter Tui dazu, vorerst mit einem Drittel bei Hapag- Lloyd an Bord zu bleiben. Allerdings ist noch offen, ob das Unternehmen eine Zukunft hat und der Staatseingriff als Erfolg gelten kann. Der Einbruch des Welthandels erwischt Hapag-Lloyd schwer, nur mit einer Bundesbürgschaft über 1,2 Milliarden Euro konnte das Unternehmen überleben.brö

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