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Wirtschaft: Harte Kritik am Hoechst-Chef

Leitende Angestellte sprechen von geschäftsschädigendem Tun FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Kritik an Hoechst-Chef Jürgen Dormann wächst und nimmt mittlerweile außergewöhnliche Formen an.

Leitende Angestellte sprechen von geschäftsschädigendem Tun FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Kritik an Hoechst-Chef Jürgen Dormann wächst und nimmt mittlerweile außergewöhnliche Formen an.Nachdem im Januar 8000 Beschäftigte wegen des geplanten Abbaus von 600 Arbeitsplätzen in der Forschung demonstriert hatten, melden sich jetzt erstmals in der Geschichte des Unternehmens sonst eher zurückhaltende leitende Angestellte der Pharma-Tochter Hoechst Marion Roussel (HMR) zu Wort.In einem offenen Brief an den Aufsichtsrat von Hoechst üben die rund 400 Manager scharfe Kritik an Dormann und fordern das Kontrollgremium auf, "dem geschäftsschädigenden Tun des Vorstands Einhalt zu gebieten." Der Aufsichtsrat müsse prüfen, ob der Vorstand bei Firmenkäufen und -verkäufen der letzten Jahre Fehlentscheidungen getroffen habe.Aufsichtsratschef Martin Frühauf bekundete zwar Verständnis für das Schreiben, wies aber in den meisten Punkten die Kritik vor allem am Verantwortungsbewußtsein und an der Kompetenz des Vorstandschefs entschieden zurück.Es gebe freilich auch zutreffende Hinweise.Am 5.und 6.März wollen Mitglieder des Aufsichtsrates den Brief mit Dormann und einigen seiner Kollegen erörtern, am 10.März wird er im Aufsichtsrat behandelt.Die Mitarbeiter, so heißt es in dem Schreiben, eines "ehemals hochangesehenen forschenden Unternehmens" werfen Dormann im Pharmabereich unter anderem mit dem Kauf des US-Unternehmens Marion Merell Dow im Jahre 1995 Fehlinvestitionen in Höhe von "mindestens 18 Mrd.DM" vor.Geld, das ausreichen würde, die Forschung, die jetzt "zertrümmert" werden müsse, für Jahrzehnte aufrecht zu erhalten.Die Mitarbeiter von Hoechst hätten es nicht verdient, "die ruinöse Politik des Vorstandes mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes zu bezahlen", heißt es in dem Brief.Nach Ansicht der leitenden Angestellten haben bei Hoechst-Tochterunternehmen Manager das Sagen, die mit ihrem Vorgehen Entscheidungsprozesse weitgehend lähmen, weil erhebliche Energien nur noch für Positionskämpfe eingesetzt würden.Dies wiederum habe einen tiefgreifenden Vertrauensverlust auf allen Führungsebenen bewirkt.Dormanns Zukunftspläne und Ziele sind nach Ansicht der Kritiker "nicht annähernd" erreichbar.Er habe die Mitarbeiter "in großem Stil" entmutigt.Insgesamt sei zu befürchten, daß sich die bisherigen Management-Fehlleistungen fortsetzen würden.Der Aufsichtsrat, so schließt der offene Brief, müsse "dem rufschädigenden und sprunghaften Agieren von Herrn Dormann und der Führung von HMR so schnell wie möglich Einhalt gebieten."Bei Hoechst löste das in seiner Deutlichkeit bislang einmalige Papier hektische Betriebsamkeit aus.Der Vorstandschef Dormann traf sich am Dienstag dem Vernehmen nach mit dem Vorsitzenden der für den Brief verantwortlichen Gruppe.

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