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Wirtschaft: Harte Tarifrunde im Bankgewerbe erwartet

DÜSSELDORF (pt/HB).Für die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) geht es bei den Tarifverhandlungen für die rund 475 000 Beschäftigten im privaten Bankgewerbe um mehr als Lohnprozente.

DÜSSELDORF (pt/HB).Für die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) geht es bei den Tarifverhandlungen für die rund 475 000 Beschäftigten im privaten Bankgewerbe um mehr als Lohnprozente."Wir treten an, um den Flächentarifvertrag zu verteidigen", erklärt Verhandlungsführer Klaus Carlin im Gespräch mit dem Handelsblatt.Den sieht er vor allem aus zwei Richtungen bedroht.In Ostdeutschland kehrten immer mehr Raiffeisenbanken den Arbeitgeberverbänden den Rücken."In Thüringen und Sachsen sind nur noch 25 Prozent im Arbeitgeberverband." Vor allem aber drohe bei den Großbanken Tarifflucht in großem Stil, sollte die Deutsche Bank mit ihren Plänen ernst machen, in eine neue Aktiengesellschaft (Arbeitstitel: Deutsche Bank 24) die bisherige Bank 24, Banking-Shops und die Telefonservicegesellschaft zu integrieren.Durch die neue Retail Bank für das Kleinkundengeschäft wäre seiner Ansicht nach nicht nur ein Teil der rund 17 000 betroffenen Arbeitsplätze gefährdet.

Vor allem habe der Personalchef der Deutschen Bank, Tessen von Heydebreck, der auch die Tarifverhandlungen führt, eine Mitgliedschaft der neuen Bank im Arbeitgeberverband nur für den Fall zugesagt, daß die Gewerkschaften einer Neugestaltung der Tarifstrukturen zustimmen.Diese Reform laufe aber auf eine Verschlechterung der Bezahlung und auf Arbeitszeiten rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche ohne Zuschläge hinaus."Heydebreck will 17 000 Beschäftigte als Geiseln nehmen, um uns zu Zugeständnissen zu zwingen," resümiert Carlin.Und daß die Ausgliederung des Geschäfts mit den nichtvermögenden Kunden in eine selbständige AG keine Eintagsfliege bleiben wird, ist für ihn sonnenklar."Die Deutsche Bank marschiert voran, die anderen Banken folgen." Damit aber würde dem Flächentarif der Todesstoß versetzt.

Konkret wollen die Arbeitgeber die Endgehälter in den verschiedenen Tarifgruppen absenken und das 13 Monatsgehalt in einen Topf für Leistungsvergütungen einbringen.Über die Verwendung dieses Topfes sollen die Unternehmen frei entscheiden."Auch wir sind für leistungsbezogene Bezahlung, aber on top," halten Carlin und der Verhandlungsführer der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Gerhard Renner, dagegen."Außerdem sind wir gegen Nasenprämien." Bei der Arbeitszeit streben die Bankarbeitgeber den Ausbau der Sonnabendarbeit an.Zulagen soll es weder für Sonnabend- noch für Feiertagsarbeit geben.Über Sonnabendarbeit bei Callcentern und Bank-Shops will Carlin mit sich reden lassen.Für Renner ist sie auch beim internationalen Handelsgeschäft und beim Investmentbanking kein Tabu.Das Endziel der Banken sei aber die Sieben-Tage-Woche mit nur noch zwei garantieren Frei-Tagen, Weihnachten und Neujahr, fürchtet Cartlin."Da machen wir nicht mit." Deshalb will die HBV auch gegen den geplanten Feiertagshandels der Deutschen Börse AG vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.Eigentlich müßten Einkommensverbesserungen, Arbeitsplatzsicherung durch kürzere Arbeitszeiten und stärkere Anstrengungen bei der Ausbildung in der Tarifrunde im Vordergrund stehen."Doch wir haben uns auf eine Abwehrschlacht eingestellt." Da beim Manteltarif Friedenspflicht herrscht, denkt Carlin an "Dienst nach Vorschrift".

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