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Hauptversammlung: Aktionäre loben SAP

Doch sie wollen, dass der Konzern deutsch bleibt.

Das ist selbst bei SAP ein Novum: „Um ein Haar hätte ich mich in der Situation befunden, hier oben nur loben zu können“, sagte Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. „Das ist wirklich ein schöner Zustand“, pflichtete ihm Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung der institutionellen Privatanleger bei. Auf der Hauptversammlung am Dienstag gaben sich die Aktionäre überwiegend friedfertig.

Vor allem der jüngste Vorstandswechsel sorgte aber für kritische Nachfragen. Der für das Cloud-Geschäft zuständige Vorstand Lars Dalgaard und Personalchefin Luisa Delgado verlassen nach jeweils nicht mal einem Jahr das Unternehmen. „Wir sind daran gewöhnt, dass es auf der Vorstandsebene zugeht wie im Taubenschlag“, sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzgemeinschaft Wertpapierbesitz in Anspielung auf vorherige Wechsel. „Wird SAP jetzt amerikanisch?“, fragte sie besorgt. Aufsichtsratschef Hasso Plattner beschwichtigte, der Grund für den Rücktritt von Dalgaard sei ein Krankheitsfall in der Familie.

Für deutsche Vorstände sei gesorgt: Der Vertrag des langjährigen SAP-Vorstands Gerhard Oswald sei gerade um zwei Jahre verlängert worden. Über die Nachfolge von Finanzchef Werner Brandt, dessen Vertrag Mitte 2014 auslaufe, mache sich der Aufsichtsrat bereits Gedanken, sagte Plattner. Dabei spielten Nationalitäten keine Rolle.

Die Nachfragen nach SAPs deutschen Wurzeln kommen nicht ohne Grund: Im Mai hatte SAP die Leitung seiner Kommunikationsabteilung ins kalifornische Palo Alto verlegt. Dort sind bereits wichtige Entwicklungsbereiche angesiedelt. Außerdem arbeitet der Softwarekonzern an der Notierung in einem für internationale Konzerne gedachten Börsensegment in Schanghai. „Wird SAP in Zukunft in Deutschland repräsentiert sein?“, fragte Bernhard Koller vom Verein der Belegschaftsaktionäre.

Es sei nicht geplant, den Firmensitz zu verlegen, erwiderte Finanzchef Brandt. „Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen“, sagte Plattner. SAP werde aus den USA, Schanghai aber auch aus Deutschland gesteuert. „Die Amtssprache“, betonte der SAP-Gründer, „bleibt weiterhin deutsch.“ Kritik an der Geschäftsentwicklung wurde im Keim erstickt: 2012 hatte der Softwarekonzern zwar das eigene Gewinnziel verfehlt, hatte aber einen neuen Umsatzrekord von 16,2 Milliarden Euro aufgestellt. Die Aktionäre bekommen 85 Cent je Anteilsschein – 10 Cent mehr als im Vorjahr.

Vor allem das Geschäft mit den strategisch neuen Bereichen boomt. So stieg die Zahl der Nutzer von SAP-Mobilanwendungen auf 100 Millionen. dpa

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