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Rede und Antwort steht Bayer-Chef Marijn Dekkers am Freitag in Köln den Aktionären des Pharma- und Chemiekonzerns.

© dpa

Hauptversammlung: Bayers dunkles Kapitel

Auf dem heutigen Aktionärstreffen wollen Kritiker an die Konzerngeschichte in der NS-Zeit erinnern. Sie fordern eine neue Aufarbeitung. Bayer wehrt sich: Der Pharma- und Chemiekonzern sieht die Historie der IG Farben ausführlich dokumentiert.

Es ist ein großes Jubiläum, das Bayer in diesem Jahr feiert: Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern wird 150 Jahre alt. Am 1. August 1863 hatten der Kaufmann Friedrich Bayer und der Färber Johann Friedrich Weskott ihn in Wuppertal-Barmen als Farbenfabrik gegründet. Heute ist Bayer mit insgesamt mehr als 110 000 Mitarbeitern ein erfolgreicher Weltkonzern, der neben Kunststoffen auch Pflanzenschutzmittel und Medikamente herstellt.

Auf der Hauptversammlung am heutigen Freitag sollen die Aktionäre allerdings auch an die dunkelsten Kapitel der Konzerngeschichte erinnert werden: Die Organisation „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) kritisiert den heutigen Umgang des Unternehmens mit den Taten der IG Farben während der NS-Diktatur. 1925 war der Großkonzern durch einen Zusammenschluss von Chemiefirmen wie Bayer, Hoechst und BASF entstanden. Die IG Farben war eng mit der Kriegsplanung verflochten: Die Nationalsozialisten erklärten die Werke zu den „kriegs- und lebenswichtigen Betrieben“. Im Dritten Reich schufteten und starben in den Fabriken zehntausende Zwangsarbeiter und KZ–Häftlinge.

In dem Gegenantrag, den die CBG auf der Hauptversammlung verlesen will, heißt es, Bayer wasche seine Firmengeschichte weiß. „In der Unternehmensgeschichte im Internet und im aktuellen Geschäftsbericht werden die Verbrechen in der NS-Zeit durch die IG Farben nicht ausreichend und zum Teil verharmlosend dargestellt“, wirft Philipp Mimkes von der CBG Bayer vor. „Und das sind genau die Veröffentlichungen, die die meisten Menschen erreichen.“ Auch die Jubiläumsschrift zu 125 Jahren Bayer enthalte zwar Angaben zu Zwangsarbeitern. „Umfassend ist das aber in keinster Weise, Hinweise auf Menschenversuche und Giftgastests fehlen“, sagt Mimkes. Die Organisation, die jedes Jahr auf der Hauptversammlung spricht, fordert von Bayer daher eine Überarbeitung der Veröffentlichungen zur Firmengeschichte.

Bayer weist die Vorwürfe der CBG zurück. Der Konzern habe „ völlig unabhängig von Jubiläen“ die Firmengeschichte „ausführlich dokumentiert und vielfältig veröffentlicht“, erklärt das Unternehmen. Allein die Firmen-Chronik zum 125-jährigen Bestehen befasse sich auf rund 80 Seiten „auch mit der Zeit der IG Farben.“ Zudem stehe das Unternehmensarchiv „zur wissenschaftlichen Recherche selbstverständlich zur Verfügung“. Am heutigen Freitag will der Konzernvorstand auf der Hauptversammlung auf die Kritik der Organisation reagieren.

Bayers erstes Quartal mit schmalem Plus

Die Krise der Autobranche in Europa bremst den Pharma- und Chemiekonzern Bayer aus. Die Autohersteller sind wichtige Kunden für die Kunststoffsparte der Leverkusener. Beim operativen Gewinn, der wichtigsten Ertragszahl des Konzerns, erreichte Bayer im ersten Quartal nur ein schmales Plus von 0,4 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. An den Konzernzielen für das Gesamtjahr hielt Bayer-Chef Marijn Dekkers fest. Er stellte einen Umsatzanstieg von vier bis fünf Prozent auf rund 41 Milliarden Euro in Aussicht. Den bereinigten operativen Gewinn will Bayer im mittleren einstelligen Prozentbereich erhöhen. „Insgesamt sehen wir für das Geschäftsjahr 2013 weiterhin eine attraktive Perspektive“, sagte er. rtr

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