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Bessere Beschläge und Schlösser sind Pflicht, wenn man nicht zum Einbruchsopfer werden will.

© Thilo Rückeis

Haus der offenen Tür: Wie Sie sich gegen Einbruch schützen können

In Berlin haben Einbrüche rasant zugenommen. Die Polizei gibt praktische Ratschläge, wie man gefährdete Wohnungen sicherer macht.

Gerade einmal 30 Sekunden dauert es, dann ist der Einbrecher in meiner Wohnung. Ein, zwei fix die Terrassentür aufgehebelt, und schon kann sich der Dieb auf die Suche nach Geld, Kreditkarten oder Schmuck machen. Noch schneller geht es, wenn er den Weg durch die Wohnungstür nimmt. Die ist aus billigen Pappwaben, umhüllt von dünnem Holzfurnier. „Ein Tritt, und die Tür ist auf“, warnt Georg von Strünck. Strünck ist Kriminalhauptkommissar bei der Berliner Polizei und berät Menschen, wie sie ihre Wohnungen und Häuser besser gegen Einbrecher schützen können. Das Thema ist aktueller denn je. Denn die Zahl der Einbrüche ist 2012 um fast 12 Prozent gestiegen, heißt es in der neuen Kriminalstatistik. Knapp 12 300 Fälle zählte die Polizei, nur 6,5 Prozent der Taten wurden aufgeklärt.

ERDGESCHOSSWOHNUNGEN

Besonders gefährdet sind Mieter in Erdgeschosswohnungen – so wie wir. Wir wohnen in einer ruhigen Gegend in Berlin-Zehlendorf. Vor rund 15 Jahren haben wir schon einmal unliebsamen Besuch von Langfingern bekommen. Nun wird das Thema wieder aktuell. Vor wenigen Wochen stiegen die Einbrecher bei der Nachbarin über den Balkon ein und erbeuteten Schmuck und Geld, einige Tage später wollten sie über das gekippte Schlafzimmerfenster in eine weitere Nachbarwohnung eindringen. Der Verdacht liegt nahe, dass auch wir demnächst wieder an der Reihe sind. Seit dem Besuch des kriminalpolizeilichen Beraters weiß ich, wie leicht das für die Täter wäre. Um den Einbrechern die Arbeit nicht noch zusätzlich zu erleichtern, habe ich deshalb darauf verzichtet, meinen Namen über den Artikel zu schreiben. Sicher ist sicher.

30 Sekunden, dann ist die Balkontür offen. Kriminalhauptkommissar Georg von Strünck berät Berliner, die ihr Zuhause schützen wollen.
30 Sekunden, dann ist die Balkontür offen. Kriminalhauptkommissar Georg von Strünck berät Berliner, die ihr Zuhause schützen wollen.

© Thilo Rückeis

BALKONTÜR

Denn bei uns einzudringen, ist wirklich kinderleicht, obwohl wir nach dem ersten Einbruch unsere Balkontür gesichert haben. Auf den Beschlägen finden sich neben den üblichen Rollzapfen zumindest zwei Pilzkopfzapfen, die sich in den Rahmen der gegenüberliegenden Seite bohren und ein Aufhebeln der Tür erschweren. Zudem können wir den Fenstergriff abschließen. Das ist wichtig, weil Einbrecher sonst ein Loch in die Scheibe schlagen und die Tür mithilfe des Griffs öffnen könnten. Leider reicht das alles nicht. Das Schloss tauge gerade einmal als Kindersicherung, bemerkt von Strünck süffisant. Nach der Din-Norm 1627 müsste es eine Krafteinwirkung von bis zu 100 Kilogramm aushalten, meines macht schon bei 20 Kilo schlapp. Konkret heißt das: Die Balkontür braucht neue Beschläge mit Pilzkopfzapfen und ein neues Griffschloss. Oder Variante zwei: ein Fensterstangenschloss, das oben und unten einrastet, sowie auf der anderen Türseite eine zusätzliche Bandsicherung. Kosten: rund 500 Euro.

Wo Sie sich beraten lassen können

FENSTER

Das tut weh, ist aber wahrscheinlich gut investiertes Geld. Denn schlecht gesicherte Balkone sind eine offene Einladung für Einbrecher. Leider ist es damit nicht getan. Auch sämtliche Fenster muss man sichern – mit neuen Beschlägen oder aufgesetzten Schlössern, macht pro Fensterflügel weitere 300 Euro.

WOHNUNGSTÜR

Bliebe noch die Wohnungstür: Hier empfiehlt der Experte den Einbau einer neuen einbruchshemmenden Tür, Kosten: zwischen 2500 bis 3000 Euro. Falls nicht, müsste man die alte nachrüsten: das Türblatt mit einer Multiplexplatte verstärken, ein Stangenriegelschloss montieren, Hintergreifhaken an der anderen Türseite anbringen, um das Aufhebeln zu verhindern. Auch das kostet mindestens 1000 Euro. Unterm Strich verschlingt die Nachrüstung der Wohnung rund 5000 Euro. Geld, das ich, wenn der Vermieter nichts beisteuert, allein zahlen müsste – wenn mir die Wohnungsgesellschaft den Umbau überhaupt erlaubt. Sonst muss ich versuchen, mir die Einbrecher anders vom Leib zu halten.

AUFPASSEN

„Aufmerksame Nachbarn sind ein guter Schutz“, weiß von Strünck. Das heißt: Fremde Menschen im Hausflur ansprechen und die Polizei über den Notruf 110 informieren, wenn man sieht, wie sich Verdächtige an Türen, Fenstern oder Balkonen zu schaffen machen. Wenn es dunkel wird und man nicht zu Hause ist, sollte man die Vorhänge zuziehen und Licht brennen lassen. Gut sind auch Fernsehattrappen oder elektronische Bilderrahmen, deren Flimmern den Eindruck erweckt, jemand wäre zu Hause. Sollten die Diebe nachts einsteigen und man bemerkt sie, sollte man keinesfalls den Helden spielen, warnt von Strünk. „Machen Sie Lärm, schalten Sie das Licht an und geben Sie dem Einbrecher die Möglichkeit zu flüchten“, rät der Experte. Dann aber sofort die 110 wählen, damit die Täter geschnappt werden können.

Der Bedarf nach gutem Rat ist groß. Acht Wochen wartet man derzeit auf einen kostenlosen Inspektionsbesuch im eigenen Zuhause (Anmeldungen telefonisch unter 4664-979999). Ohne Termin kann man die Beratungsstelle der Kriminalpolizei aufsuchen (Platz der Luftbrücke 5). Eine Liste von Sicherheitsbetrieben für Ein- und Umbau finden Sie unter http://www.berlin.de/polizei/praevention/eigentum/einbruchschutz.html.

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